Freeze Shot: Physical Computing trifft Fotografie

Erscheinungsdatum: 15.06.2020

Der Tropfen befindet sich im freien Fall – man kann nur erahnen, wann er unten in die gefärbte Flüssigkeit einschlägt. Dann, einen winzigen Moment nach dem Aufprall, ertönt ein „Klick“. Ein erstaunliches Foto entsteht, das zeigt, was sich mit bloßem Auge normalerweise kaum erkennen lässt, aber zweifelsfrei existiert – wenn auch nur für den Bruchteil einer Sekunde. Doch der Urheber Arian Sadafi hat nicht etwa ein sehr präzises Gefühl, wann er den Auslöser betätigen muss. Er hat sich vor der Corona-Krise für den„Freeze Shot“ eine eigene Technik auf Basis eines Computermodells ausgedacht.

Um diese Magie des Moments einzufangen, hat sich Sadafi vor den Kontaktsperren aufgrund der Coronavirus-Pandemie eine Maschine gebaut. Zum Einsatz kam dabei quelloffenen Software, der quellofene Kleinstrechner Arduino und eine geschickten Kombination von Lerninhalten im Studium. Denn zum Konzept der Fakultät Gestaltung gehört die interdisziplinäre Verknüpfung der neun Kompetenzfelder untereineinander. Neben der Grundlehre können alle Studierenden sich ihren eigenen Fahrplan anhand ihrer Interessen durch das Studium gestalten. Ein anschauliches Beispiel dafür hat der Student Sadafi mit seiner Technik „Freeze Shot“ geschaffen. Mit der Kombination seines Wissens aus dem Kurs „Physical Computing“ und seinen Ideen zum Fotografie-Seminar „Thing“ gelang es ihm, seine Objekte auf die Millisekunde genau abzulichten.

 

Dinge als Thema der Fotografie

Alles begann im Seminar von Markus Gisler, Leiter des HAWK-Fotostudios, mit dem Thema „Thing“. Das Ziel bestand darin, das Konzept der Gegenstände neu zu erklären. Arian Sadafi hatte aus dieser Vorgabe die Idee entwickelt, seine Sicht auch mit der Zeit zu verbinden. „Ich nahm mir vor, in meinen Fotos solche Objekte darzustellen, die im normalen Leben nicht zu sehen sind, weil sie nur einige wenige Millisekunden existieren. Danach kann man sie nicht mehr wiedersehen oder nachbauen – wie ein Tropfen, der ins Wasser fällt. Das Konzept sollte gleichzeitig ein Blick zur menschlichen Lebenszeit im Vergleich zur Zeit selbst sein.“

Physical Computing

Zur gleichen Zeit nahm Sadafi am Kurs „Physical Computing“ von Dozent Jasper Kühn teil. Hier entwickelte er die Idee, wie er sein Fotoprojekt umsetzen könnte – indem er einen Arduino Mikrocontroller mit einem Magnetventil so mit seiner Kamera verbindet, dass er die Größe eines Tropfens und den Zeitabstand zwischen dem Aufprall des Tropfens auf der Oberfläche und der Kameraauflösung kontrollieren konnte. Arduino ist eine aus Soft- und Hardware bestehende Pysical-Computing-Plattform, deren Komponenten quelloffen und damit von Dritten einsehbar sind. Mithilfe dieser selbst konstruierten Auslösetechnik sowie der intensiven Unterstützung von Gisler war Sadafi nun in der Lage, die Kamera inklusive des Blitzes genau dann auslösen zu lassen, wenn der Tropfen in die Flüssigkeit fällt.

Ausstellung "4-blue-passion"

Arian Sadafi stellt seine Bilder im Rahmen der Ausstellung „4-blue-passion“ in der Laportestraße 20 in 30449 Hannover aus. Die Vernissage findet am Samstag, 20. Juni, von 17:30 Uhr bis 19:30 Uhr und 20:00 Uhr bis 22:00 Uhr statt. Die Ausstellung endet am Sonntag, 12. Juli. Mehr Informationen und die Öffnungszeiten unter ;www.4-blue-passion.de.

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