Erstsemester starten in ihr Studium am Gesundheitscampus Göttingen

Erscheinungsdatum: 25.09.2018

„Die beste wirtschaftliche Investition ist Bildung, jede Stunde, die Sie in Ihr Studium investieren, zahlt sich zigfach aus“, sagte Prof. Dr.-Ing. Christopher Frey, Dekan der Fakultät Naturwissenschaften und Technik der HAWK, beim offiziellen Studienstart am Gesundheitscampus Göttingen, einer Kooperation von Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und der HAWK. 

16 examinierte Pflegekräfte sind dabei.

 

37 Studierende starteten den dualen Bachelorstudiengang Therapiewissenschaften, 14 davon in der Logopädie und 23 in der Physiotherapie. Neben 23 neuen Studierenden im Bachelor Mediziningenieurwesen begannen auch 25 das duale Bachelorstudium Pflege.

 

    
„Mit dem Start in ein neues Semester setzt sich der Aufbau des Gesundheitscampus Göttingen fort. Das neue Semester zeigt, dass die Studienangebote weiter gefragt sind und der Gesundheitscampus Göttingen mit seinem innovativen Lehrkonzept Zukunft hat. Das ist auch dringend notwendig. Eine veränderte gesellschaftliche Ausgangslage, wie demografischer Wandel, die schwierige medizinische Versorgung im ländlichen Raum und der generationenbedingte Fachkräftemangel, erfordern neue  Qualifikationsprofile in den Gesundheitsfachberufen. Der Gesundheitscampus Göttingen schließt mit seinen Studienangeboten nach und nach diese Lücke. Wir rechnen hier mit positiven Impulsen besonders für die Region Südniedersachsen“, sagt Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Sprecher des Vorstandes der Universitätsmedizin Göttingen (UMG).

„In der Zukunft stehen Gesundheitsfachberufe vor vielen neuen Herausforderungen, ihr Aufgabenfeld wird stetig größer, deshalb ist es wichtig, sie interdisziplinär am Gesundheitscampus Göttingen umfangreich auszubilden und die Akademisierung und Professionalisierung von hier aus maßgeblich voranzutreiben“, so HAWK-Präsident und Kooperationspartner Dr. Marc Hudy. Die enge Verzahnung zwischen Theorie und Praxis sei dabei zukunftsweisend.

„Die akademische Pflege am Bett“, so umschreibt Elke Hattenbach, Leiterin der UMG Bildungsakademie, das Grundziel des Gesundheitscampus. „Hier lernen die einzelnen Professionen miteinander, die dann auch gemeinsam auf den Stationen zum Wohle der Patientinnen und Patienten tätig sind.“ Aktuell sei das Zusammenspiel der Professionen im Krankenhausalltag noch zu gering. „Die Berufsgruppen arbeiten nebeneinander, aber nicht miteinander“, so Hattenbach.

„Sie beweisen, dass Sie Verantwortung tragen wollen und können“, begrüßte Prof. Dr. Tobias Raupach, Leiter der Medizindidaktik und Ausbildungsforschung, die Erstsemester. „In der Regel sind Sie viel näher an der Patientin und an dem Patienten als wir“, so der Kardiologe. „Die wichtigsten Informationen, die ich im Studium bekommen habe, kamen immer aus der Pflege“, ermutigte er die Anwesenden, wichtige Hinweise immer weiterzugeben.

„Durch ein Studium lernt man kritischer zu denken und zu hinterfragen, ob das, was wir tun, tatsächlich das Beste für die Patientinnen und Patienten ist oder wir nur einer alten Gewohnheit folgen“, so UMG Pflegedirektorin Helle Dokken.

 

Mit gutem Vorbild voran gehen
16 examinierte Pflegekräfte studieren am Gesundheitscampus Göttingen

 

Engagierte Pflegekräfte möchten mit ihrem Studium die Akademisierung und höhere Anerkennung der Pflegeberufe maßgeblich vorantreiben. Am Gesundheitscampus Göttingen, einem Kooperationsprojekt der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und der HAWK,  starteten 25 von ihnen jetzt in das Bachelorstudium Pflege. 16 von ihnen haben bereits ein Examen in der Gesundheits- und Krankenpflege in der Tasche und streben jetzt einen akademischen Abschluss an - neben ihrer Tätigkeit an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG).

Einer von ihnen ist Jan-Frederic Goldmann. Der 27-Jährige kam bereits in jungen Jahren mit dem Thema „Pflege“ in Kontakt, seine Eltern pflegten seinen Großvater. „Das fand ich sehr beeindruckend. Dabei entstand der Wunsch bei mir, dass ich dies gerne an andere Menschen weitergeben möchte“, erzählt er. Durch das Studium erhofft er sich eine bessere Kommunikationsgrundlage mit den anderen Berufsgruppen im Krankenhaus und eine Stärkung der Pflegebereiche durch die andere Kommunikationsebene. Derzeit arbeitet Goldmann in der geschlossenen psychiatrischen Abteilung der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der UMG.

„Für eine gute Führungsrolle halte ich es für notwendig, sich immer weiter zu qualifizieren“, sagt seine Kollegin und jetzt neue Kommilitonin Martina Helten. Die 52-Jährige Stationsleitung führt pflegerisch drei Stationen an der Universitätsmedizin Göttingen. Nach ihrem Examen in der Pflege stellte sie sehr schnell fest, dass sie Prozesse mitgestalten und Verantwortung übernehmen wollte. Sie war damals die jüngste Stationsleitung in der Chirurgie. „Dass in Göttingen nicht nur Medizin, sondern jetzt auch Pflege studiert werden kann, ist für mich ein Riesengewinn und wertet unsere Berufsgruppe auf“, freut sich Martina Helten über das Studienangebot vor der Haustür. Durch die akademische Qualifikation hofft sie, für die neuen Herausforderungen des Pflegebereiches in der Gesundheitsversorgung gewappnet zu sein und größere Einflussmöglichkeiten hinsichtlich der Qualifizierung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu erlangen.

„Ich möchte auf dem neuesten Stand sein“, fasst Ingrid Leiß ihre Motivation zusammen, jetzt nach 39 Jahren in der Pflege, ein Studium zu beginnen. Die 55-Jährige Stationsleitung erhofft sich neue Sichtweisen und Wissen vom Gesundheitscampus Göttingen in die Praxis mitzunehmen.
„Der Campus kann dazu beitragen, dass die Professionalisierung und Akademisierung der Pflege sich vielleicht von hier aus auch weiterverbreitet.“ Die diagnosebasierten Fallpauschalen bildeten aktuell die Pflegeleistung nicht ab. Mit den Fallpauschalen wird die Höhe der Krankenhaus-Entgelte nach Art und Schweregrad der diagnostizierten Krankheit eingestuft. „Das finde ich wirklich sehr schade für diesen wirklich hochwertigen Beruf“, so Leiß, die sich durch den akademischen Abschluss mehr Ansehen und auch eine bessere Entlohnung erhofft. „Wir müssen den Patienten im Blick haben – auf einer ganzheitlichen Ebene.“