Erscheinungsdatum: 26.11.2013

Tagung über die \"Zukunft des Dorfes zwischen Abwendung und Zuspruch\" an der HAWK-Fakultät Ressourcenmanagement

Rund 100 Vertreterinnen und Vertreter aus der Wissenschaft, aus Verbänden, Planungsbüros und auch Gemeinderäten, nicht nur aus Dörfern des Landkreises Göttingen, sind jetzt zum „Dialog-Forum“ an der Göttinger HAWK-Fakultät Ressourcenmanagement gekommen, um sich vor dem Hintergrund des demografischen Wandels über die Lebensqualität auf dem Land auszutauschen. Die „Zukunft des Dorfes zwischen Abwendung und Zuspruch“ stand im Fokus der Tagung. Veranstalter waren neben der HAWK die Agrarsoziale Gesellschaft e. V. (ASG), Göttingen, sowie die Niedersächsische Akademie Ländlicher Raum e. V. (ALR) aus Hannover.

Eingeleitet wurde der Tag mit einem Vortrag von Prof. Dr. Gerhard Henkel, Universität Duisburg-Essen, Institut für Geographie, der über „Das Dorf im Wandel von 1950 bis heute - Merkmale, Leitbilder und Perspektiven“ sprach und damit einen fundierten Überblick über die Dorfentwicklung der letzten 60 Jahre gab. Diese teilte er in fünf verschiedene Phasen ein, in denen sich Zuwachs und Schrumpfung auf den Dörfern immer wieder abwechselten. Die Dorfentwicklung sei dabei jeweils von verschiedenen Themen wie Flüchtlingsbewegungen, Flurbereinigung, Gebietsreform oder Renaissance von Heimat- und Kulturvereinen geprägt gewesen.

Ergänzt wurde Prof. Henkel durch den Vortrag der Praktikerin Nathalie Franzen aus Gau-Odernheim, die seit 20 Jahren als Dorfplanerin tätig ist und über „Bürgerengagement in Zeiten des demographischen Wandels – Chancen und Grenzen für die Dorfentwicklung“ berichtete. Mit Interesse wurden ihre Ausführungen nicht nur von Vertretern des Landkreises Göttingen aufgenommen, wo mit der Weiterbildung von Dorfbewohnern zu sogenannten „Dorfmoderatoren“ seit einem Jahr in eine ähnliche Richtung gegangen wird.

Claudia Busch von der Agrarsozialen Gesellschaft Göttingen berichtete in ihrem Vortrag über den „Wettbewerb ‚Kerniges Dorf‘ - Ortsgestaltung durch Innenentwicklung“, der zurzeit bundesweit läuft, dessen Sieger aber noch nicht ganz feststehen.

Nach einem regionalen Imbiss in der Mittagspause referierten Prof. Dr. Ulrich Harteisen und Dr. Swantje Eigner-Thiel (beide HAWK Göttingen, Fakultät für Ressourcenmanagement) über eine Studie, die sie im Rahmen des interdisziplinären DIALOG-Projekts „Gemeinsam regionale Projekte gestalten“ durchführen. Darin geht es darum, Dorfbewohner aus den Landkreisen Göttingen, Cuxhaven und Cloppenburg als Experten für Lebensqualität auf dem Land zu befragen. Swantje Eigner-Thiel zeigte als erstes Ergebnisse der Interviews im Landkreis Göttingen auf, dass insbesondere die Natur, die Landschaft, der viele Platz, den das Wohnen im Dorf mit sich bringt, aber auch die gute Dorfgemeinschaft, der Zusammenhalt, den es auf dem Dorf oft gibt, Menschen motiviert, dort hinzuziehen. Ein Nachteil des Dorflebens sei aus Sicht der Dorfbewohner u.a. die wegfallende Infrastruktur: Immer mehr Läden und andere Institutionen schließen und machen ein Pendeln zu den Oberzentren notwendig.


Am Nachmittag der Tagung stand der Austausch zwischen den Teilnehmenden im Vordergrund. Im DIALOG-Forum zur Dorfentwicklung ging es in drei Arbeitsgruppen um die Themen „Förderprogramm LEADER für den ländlichen Raum“, „Perspektiven der Niedersächsischen Landentwicklung für den ländlichen Raum“ und „Sicht der Landfrauen auf die Dorfentwicklung“.

In einem Fazit von Prof. Henkel und Prof. Harteisen wurden schließlich noch einmal die Potenziale, die in den Dörfern schlummern, aber auch die Notwendigkeit, diese von politischer Seite (finanziell) zu unterstützen, aufgezeigt. Harteisen regte dabei als einen möglichen Weg an, Menschen auf verschiedenen Ebenen (Dorf, übergeordnete Gemeinde) zur Unterstützung der Dörfer zu qualifizieren sowie Stadt-Land-Partnerschaften stärker auszubauen. Der Dialog soll fortgesetzt werden.


Informationen zur Tagung:

Dr. Swantje Eigner-Thiel
E-Mail: eigner-thiel@hawk-hhg.de
Tel.: 0551 / 50 32-175

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