Ausgezeichnete Abschlussarbeiten bei der Berlin Design Week

Mit ihrer Fachpublikation type*innen – Schriften von Frauen konnte Sophie Stillig den Verleger Gerhard Steidl überzeugen. Renner, Frutiger, Spiekermann, Garamond – so lauteten die Nachnamen von Typografen, die der Masterabsolventin im Studium vielfach begegneten. Sie fragte sich: Wo sind die Typografinnen? Ihr Buch befasst sich deswegen mit dem Problem der Unterrepräsentation und der fehlenden Sichtbarkeit von Schriftgestalterinnen und ihren Schriften in dem männlich dominierten Bereich der Typografie. Sie präsentiert 80 Schriften von 34 Frauen, vielfältig aufbereitet für Designer*innen, um sich inspirieren zu lassen. Damit gewann sie den ersten STEIDL/HAWK Book Design Award inklusive Druck, Produktion und Vertrieb durch den Steidl Verlag sowie dem Fruehwerk Verlag.

Was verbindet Abtreibungen und Papayas? Der mangelnde Zugang zu Wissen über sichere Abtreibungsmethoden führt dazu, dass Schwangerschaftsabbrüche zu den am häufigsten vermeidbaren Todesursachen für schwangere Frauen gehören. Eine Papaya eignet sich als erprobtes Modell, um von der WHO empfohlene Methoden zu vermitteln. Das von Kikko Neubert als Kochbuch getarnte Fachwissen The Papaya Book gewährt auch in restriktiven Ländern Zugang zu medizinisch relevantem Wissen, um Abtreibungen weltweit sicherer zu machen. Mit dieser Arbeit aus dem Kompetenzfeld Advertising Design gewann die Studentin den Preis der Fakultät Gestaltung sowie den Preis für Genderforschung der HAWK.

Konstantin Goertz beschäftigte sich in seiner Masterarbeit Post Fragmentation Debris Mitigation for Low Earth Orbit mit der Zunahme von Weltraumschrott. Besonders im niedrigen Erdorbit stellt dieser Abfall ein ernstzunehmendes Risiko für die Raumfahrt dar. Durch Kollisionen von Satelliten droht die Gefahr der kaskadierenden Ausbreitung von Fragmenten. Konstantin Goertz untersuchte die zeitnahe Eingrenzung von Trümmern nach einem Zusammenprall. Zu diesem Zweck konzipierte er einen Satelliten-Cluster, der sich durch die gezielte Konjunktion mit den Fragmenten partiell perforieren lässt und die Trümmer dadurch aus dem Orbit entfernt. Die Arbeit aus dem Kompetenzfeld Produktdesign war Bestandteil der Ausstellung German Design Graduates im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe und sie war bei der Dutch Design Week in Eindhoven.

Laura Biehl entwickelte und gestaltete das Frauen-Sportmagazin BILLIE – Women’s Sports Only. Denn bei den Olympischen Spielen 2024 werden erstmals gleich viele Athletinnen und Athleten an den Start gehen. Lange wurden Frauen aktiv vom Sport ausgeschlossen und anschließend belächelt. Inzwischen sind sie im Leistungssport angekommen. In den Sportmedien sieht das anders aus, nur 12 Prozent handeln von Sportlerinnen. BILLIE ist also ein längst überfälliges Frauen-Sportmagazin, das Athletinnen die Aufmerksamkeit schenkt, die sie verdienen.

In Nadine Marscholleks Arbeit The Other Office – Hybrides Arbeiten braucht neue Typologien aus dem Kompetenzfeld Innenarchitektur geht es um konzeptionelle Räume von narrativer Qualität und als Spiegel der Unternehmenskultur: Ihr neuer Agentur-Workspace erzählt eine Geschichte, inspiriert von Orten, die Kreativität anregen oder an denen Menschen normalerweise Beziehungen aufbauen. Kommunikationsflächen gestaltet sie wertvoller und ergänzt sie durch eine Landschaft von flexiblen Arbeitsmöglichkeiten. Als Ergebnis entstehen Räume, in denen man sich von Ablenkungen fernhält und im nächsten Moment einer lebendigen Gemeinschaft anschließen kann.

Bei Reminci – Textil als Erinnerungsträger von Anna Warneboldt aus dem Kompetenzfeld Metallgestaltung handelt es sich um eine Forschung zu Erinnerungen als autobiografisches Bild ihrer eigenen Person. Dabei arbeitete die Bachelorabsolventin mit und durch Material eigene Erinnerungsfelder als haptisch und visuell erlebbare Landschaft in die textile Oberfläche einer betagten Bettdecke ein. Glasperlen, Sticktechniken, Textilien und Kleidungsstücke aus dem Archiv ihrer Urgroßmutter dienten ihr dabei als Erinnerungsträger. Als körperbezogenes Objekt verbinden sich diese Erinnerungslandschaften zu einem größeren Bild ihrer Selbst.