Abfallverwertung, Abgasnorm oder Energiegewinnung – Unternehmen ebenso wie öffentliche Einrichtungen müssen sich permanent mit Problemen des technischen Umweltschutzes auseinandersetzen. Nicht immer ist das ein leichtes Unterfangen. Eine neu eingerichtete Arbeitsgruppe am Fachbereich Forstwirtschaft und Umweltmanagement der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen bietet jetzt auf der Basis fundierter wissenschaftlicher Erkenntnisse Unterstützung bei den unterschiedlichsten Fragestellungen. Die "Arbeitsgruppe Technischer Umweltschutz" will zum einen als Dienstleister fungieren, zum anderen aus Projekten in der Praxis wissenschaftliche Erkenntnisse für Forschung und Lehre gewinnen. Schwerpunktgebiete der Arbeitsgruppe sind der Bereich Abfallwirtschaft und die Nutzung Erneuerbarer Energien, dabei insbesondere die so genannte energetische Nutzung von Biomasse wie Holzfeuerung, Holzvergasung und Biogastechnik. In diesen Arbeitbereichen werden derzeit verschiedene angewandte F&E-Projekte mit einem Finanzvolumen von rund 2,5 Mio. DM für Bundes- und Landesministerien, entsorgungspflichtige Körperschaften, private Entsorger sowie Industrie- und Gewerbebetriebe bearbeitet.
Im Bereich Abfallwirtschaft beispielsweise untersucht die Arbeitsgruppe Technischer Umweltschutz derzeit im Auftrag des Landkreises Göttingen die Zusammensetzung des anfallenden Restmülls. Ziel ist es, fundierte Grundlagen für die Planung einer Vorbehandlung dieses Restmülls zu schaffen. Vom Jahr 2005 an dürfen nämlich nach einer seit Ende vergangenen Jahres geltenden Abfall-Ablagerungs-Verordnung keine unbehandelten Abfälle mehr auf Deponien gebracht werden. Das heißt, selbst der Restmüll muss vorbehandelt werden. Die Aufgabe, die der Landkreis Göttingen an die Arbeitsgruppe Technischer Umweltschutz der Fachhochschule gestellt hat, beschreibt Dirk Piper, der beim Kreis für die Planungen zuständig ist, so: " Um eine aussagekräftige Datengrundlage für weitere abfallwirtschaftliche Planungen zu erhalten, müssen wir wissen, wie unser Restmüll (graue Tonne) zusammengesetzt ist und welche physikalischen und biologischen Eigenschaften bestehen." Der Landkreis und die Stadt Göttingen sowie die Landkreise Northeim und Osterode erarbeiten zur Zeit ein gemeinsames Konzept für die Restabfallbehandlung in der Region Südniedersachen.
Die Untersuchungsergebnisse der Arbeitsgruppe Technischer Umweltschutz bilden zusammen mit anderen Daten die Voraussetzung für weitere abfallwirtschaftliche Planungen. Derzeit sortieren und analysieren Spezialisten aus dem Team den Restmüll so, dass auch jahreszeitliche Unterschiede erfasst sind. Dies ist wichtig, um eine Anlage planerisch richtig auszulegen und auf alle jahreszeitlichen Gegebenheiten einzustellen, damit im späteren Anlagenbetrieb möglichst wenig Probleme auftauchen. Zudem werden umfangreiche Proben gezogen, die auf die Anforderungen der Verordnung hin untersucht werden. Die Gruppe arbeitet unter der Leitung von Professor Dr. Michael Nelles. Zum Kern des Teams gehören der Umwelttechniker Bernd Grüning, Diplom-Ingenieur Umwelttechnik Andreas Neff und die Diplom-Wirtschaftsingenieurin Sarah Gehrig. Darüber hinaus konnten in diesem Jahr 8 weitere Arbeitsplätze für kaufmännische und technische Angestellte sowie Studierende der Fachhochschule geschaffen werden. Michael Nelles lehrt im Studiengang Wirtschaftsingenierwesen und ist dort für das Gesamtgebiet Technischer Umweltschutz zuständig.
Seit fünf Jahren werden am Fachbereich Forstwirtschaft und Umweltmanagement der Fachhochschule Wirtschaftsingenieure und –ingenieurinnen in einem achtsemestrigen Studium ausgebildet. Sie können zwischen den Schwerpunkten Technik sowie Umweltschutz und Qualitätsmanagement wählen. Die Absolventen sind gefragte Generalisten für nahezu alle Unternehmensgrößen und –bereiche, ob es sich um Fertigungsabteilungen, Qualitätswesen, Personal- oder Marketingbereiche handelt. Da das Studium praxisorientiert angelegt ist, bietet die von Nelles gegründete Arbeitsgruppe Technischer Umweltschutz durch ihre Kooperation mit Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen für viele Studierende schon einen Schritt in die Anforderungen des Berufslebens. Andererseits haben die Auftraggeber aus der Praxis Wissenschaftler und Spezialisten an ihrer Seite, die für fundierte Problemlösungen sorgen.