Entwürfe von Architekturstudierenden der HAWK trotz Pandemie erstklassig

Erscheinungsdatum: 05.07.2021

Unter der Überschrift „Flatiron Building für Hildesheim“ haben Studierende des Masterstudiengangs Architektur der HAWK am Standort Hildesheim für das Grundstück in der Bahnhofsallee 30 eine fiktive architektonische Lösung zur Nachverdichtung im innerstädtischen Bereich entworfen. Das Thema der Entwurfsaufgabe im zweiten Mastersemester an der HAWK-Fakultät Bauen und Erhalten traf mit der Mischung aus Entwerfen, Konstruieren und Bauen, unter Berücksichtigung besonderer städtebaulicher, funktionaler, gestalterischer und konstruktiver Belange genau den Geschmack des AIV.

Der Architekten- und Ingenieurverein (AIV) Hildesheim lobte kurzerhand einen Sonderpreis für Studierende aus, um die besondere Belastung in Corona-Virus-Zeiten entsprechend zu würdigen.

Die Jury des AIV bewertete die Arbeiten von Franziska Dressler und Lea Telkämper als gleichwertig und übergaben jeweils 400 Euro Preisgeld an die Architekturstudentinnen bei der Preisverleihung direkt am Objekt. Farina Boeck erhielt einen Sonder-Preis, dotiert mit 200 Euro.
„Bei Ihren Arbeiten hat uns besonders gefreut, dass Ihre Überlegungen hinsichtlich Nutzung und Konstruktion in Richtung zukunftsfähige Modelle geht“, lobte Dipl.-Ing. Architektin Dagmar Schierholz, erste Vorsitzende des AIV, die Preisträgerinnen.

 

„Wir freuen uns sehr, dass der AIV unsere Studierenden jetzt besonders unterstützt.  Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie ist das ein wichtiges Signal. Unsere Studierenden haben trotz Online-Formaten und mangelnder Präsenztermine an der Hochschule sehr innovative architektonische Konzepte für diesen speziellen Ort entwickelt, die auch die Praxis überzeugen konnten“, so HAWK-Dozent Prof. Dr.-Ing. Till Böttger.

Das von Franziska Dressler geplante Gebäude in der Bahnhofsallee in Hildesheim zeichnet sich durch eine Rundung im Süden des Grundstückes aus. Die vorhandenen Gebäudekanten des links angrenzenden Nachbargebäudes führen diese zunächst gerade weiter und antworten anschließend auf das schräg gegenüberliegende Gebäude, welches ebenfalls eine Rundung andeutet. Zudem bezieht sich der Entwurf auf die organische Straßen- und Grundstücksform. Franziska Dressler hat das Gebäude mit einem zweischaligen Mauerwerk geplant – es hebt sich durch eine Fassade mit Zierklinkerbändern ab. Die Besonderheit der Fassade bilden dabei die schrägen Laibungen, die auf der Süd-West Seite beginnen und sich über den Höhepunkt der Rundung in normale, dennoch tiefe Laibungen auflösen und somit den Blick sanft um die „Ecke“ leiten.

 „Ungewöhnliche Konstruktion“, „Raumnutzung und Aufteilung gut durchdacht und funktional“,
„die gerundete Form passt gut ins Gesamtbild“ – waren einige Bewertungen in der Jurysitzung zu dem ersten Siegerentwurf.

Auch der zweite Siegerentwurf zeigte eine innovative Lösung: Das Gebäude der Bahnhofsallee 30 markiert in dem Entwurf von Lea Telkämper als erhöhter Straßenabschluss die Ecke Bahnhofsallee/Pepperworth und nimmt als Verbindungspunkt zweier Straßen die Fluchten dieser sowie die Gebäudekanten der Nachbargebäude auf. Die Vor- und Rücksprünge der Laubengänge sowie die transluzenten, also teilweise lichtdurchlässigen „Einschnürung“ schaffen einen filigranen Körper, der das Gebäude weniger massiv wirken lässt und das Straßenbild auflockert. Die Balkone, die eine halbprivate Erweiterung der Wohnung darstellen, lassen sich als Schwellenraum individuell nutzen und aneignen. Sie bieten Raum zum Austausch der Bewohnenden und Besuchenden untereinander. Der Entwurf von Lea Telkämper steht hiermit unter dem Thema Co-Housing, also dem geplanten gemeinschaftlichem Wohnen.

„Das Gebäude stellt sich sehr selbstbewusst als Solitär vor“, überzeugte es die Fachjury. „Die Fassade ist durch verspringende Fensteröffnungen belebt, aber doch wieder aus einem Guss. Die außen liegenden Treppen mit den Laubengängen und der Umlauf in der dritten Ebene verleihen zusätzlich interessante Akzente“, hob Dagmar Schierholz, erste Vorsitzende des AIV, bei der Preisübergabe hervor.

Einen Sonderpreis erhielt der Entwurf von Farina Boeck, der sich in das sehr gemischte und bunte Umfeld dezent und hochwertig einpasst und mit der städtebaulichen Form an die Nachbargebäude anfügt. Die drei elementaren Dinge des Alltags, Arbeiten, Wohnen und Freizeit, werden baulich verknüpft, wofür ein flexibler gemeinschaftlicher Raum geschaffen wird. Ein Leitthema des Entwurfs sind die extrahierten Fensteröffnungen, die in den oberen Geschossen zu Balkonen, und im Dachgeschoss zu Gauben ausgebildet sind und einen konstruktiven Sonnenschutz bieten.

„Das geplante Gebäude ist städtebaulich sehr gut in Größe, Höhe und Zuschnitt in die Umgebung eingebunden“, so auch das besondere Lob für den Entwurf von HAWK-Studentin Farina Boeck, was den AIV-Vorstand zu der Auslobung eines Sonderpreises bewegte.

„Die Auseinandersetzung mit Baukultur und Stadtentwicklung, der kollegiale Austausch und die Förderung des beruflichen Nachwuchses sind die drei Säulen des Architekten- und Ingenieur Vereins Hildesheim. Traditionsgemäß verleihen wir daher eigentlich jährlich einen Förderpreis unter den Absolvierenden der Studiengänge Architektur und Bauingenieurwesen an der HAWK“, so Dagmar Schierholz.

Die Jury bestand aus Fachbereichsleiterin für Stadtplanung (Stadt Hildesheim) Sandra Brouer und Expertinnen und Experten aus dem AIV: Dr. Christoph Hall, Walter Nothdurft, Sven Hirsch, Susanne Elze, Martin Kerkhof und Dagmar Schierholz.

 

Kontakt

Till Böttger
Prodekan, Lehrgebiet Darstellen, Gestalten, Entwerfen
  • +49/5121/881-213
  • +49/5121/881-200213
  • Hohnsen 2
    (Raum HID_203)
    31134 Hildesheim