Jüdische Stimme für mehr Offenheit und Toleranz

Publizierungsdatum: 10.05.2019

„Es heißt, dass wir aus der Geschichte lernen, aber ob das stimmt, dass weiß ich nicht“, sagt Ruth Weiss. Aber ihr Versuch, die Lehren aus der NS-Geschichte lebendig zu halten, ist auch mit 94 Jahren unermüdlich.  „Ihr dürft nicht wegsehen“, ruft die Jüdin auch den Zuhörerkreis in der Alten Bibliothek der HAWK auf, bei Rassismus keine Toleranz zu zeigen. Die Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit hatte die Zeitzeugin nach Hildesheim eingeladen, um von ihren Erfahrungen in Deutschland und Südafrika zu berichten.

Seit Jahren trifft sich Ruth Weiss mit jungen Leuten in Schulen und Hochschulen. „Warum kommen die Flüchtlinge zu uns, warum verlassen sie ihr Heimatland?“, sind dabei nur einige wichtige Fragen. Die Suche nach Antworten führt ihrer Meinung nach zu neuen Denkanstößen, Offenheit und Toleranz.

 

„Wir lehnen grundsätzlich das Fremde ab, das hat sich nicht geändert“, so Weiss. Orte der Begegnung zu schaffen, seien ein guter Ansatzpunkt, um miteinander in den Dialog zu kommen und Vorurteile abzubauen.


Zur Person:
1924 in Fürth geboren, musste Weiss 1936 mit ihrer Familie aus Nazideutschland fliehen. Mit nur zwölf Jahren begann für sie in Südafrika ein neues Leben. Die eigene Erfahrung mit dem Antisemitismus sollte ihr Leben prägen.
Sie wurde Journalistin und Schriftstellerin und begann, in ihren Texten die Apartheid in Südafrika zu kritisieren. Von politischer Verfolgung bedroht, musste sie Anfang der 1960er Jahre das Land verlassen. Sie lebte in England, Sambia, Simbabwe und Deutschland und arbeitete unter anderem für die Financial Times, die BBC und die Deutsche Welle.
Ihre Arbeit als Autorin war stets geprägt von einer konsequenten Haltung gegen Apartheid und Rassismus und für Frieden. Bis heute gilt sie als eine der wichtigsten Stimmen gegen Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Antisemitismus im südlichen Afrika. 2005 wurde sie für den Friedensnobelpreis nominiert. Heute lebt sie im westfälischen Lüdinghausen.