Entscheidung zur Änderung des Flächennutzungsplanes fällt am 21. November im Rat

Publizierungsdatum: 26.10.2023

Rund 250 Interessierte sind am Dienstagabend zur Informationsveranstaltung „Runder Tisch HAWK-Ersatzneubau“ in die Holzmindener Stadthalle gekommen, mehr als 400 Aufrufe verzeichnete die Veranstaltung online im Livestream, der jetzt auch noch nachträglich anzusehen ist. Nach Eingangsstatements von HAWK-Präsident Dr. Marc Hudy und Holzmindens Bürgermeister Christian Belke hatten Befürworter*innen und Gegner*innen Gelegenheit, ihre Positionen vorzustellen. Umstritten ist der Standort für den Bau an der Böntalstraße.

Präsident Hudy beschrieb noch einmal die Ausgangslage und fasste die Lösungssuche, also die Prüfung von Alternativen für den Standort durch eine Arbeitsgruppe unter Federführung der zuständigen Landesbehörden (des Niedersächsischen Wissenschaftsministeriums, des Niedersächsischen Landesamtes für Bau und Liegenschaften und des Staatlichen Baumanagements Südniedersachsen), zusammen. Neben den Erfolgen im Prozess zur Realisierung des Ersatzneubaus für die Soziale Arbeit, nämlich, dass das Land Niedersachsen 13,2 Millionen Euro für den Bau bereitgestellt und der Rat der Stadt Holzminden schon 2020 bereits grundsätzlich seine Zustimmung zum Standort Böntalstraße signalisiert habe, sprach Präsident Hudy aber auch die Herausforderungen an. Mittlerweile gebe es seit 2016 massiv unbefriedigende Studienbedingungen und das bliebe bei Studieninteressierten, die am Standort Holzminden vornehmlich aus der Region kämen, auch nicht unbemerkt. Erstmals seit 10 Jahren fielen auch in der Sozialen Arbeit die Anfängerzahlen. „Die HAWK ist im Wettbewerb, gerade mit den privaten Hochschulen für angewandte Wissenschaften, von denen uns insbesondere der Standort und das Campusleben unterscheidet.“ Deshalb müsse schnell eine Entscheidung fallen.

 

Der Präsident hob besonders hervor, dass die genehmigte Bauanmeldung und die Mittel für den Ersatzneubau „maßnahmenspezifisch“ und damit an diesen Standort gebunden seien. Die von vielen Bürger*innen geforderte erneute Prüfung von Alternativstandorten zöge ein komplett neues Verfahren nach sich. Dieses erfordere mindestens 2 weitere Jahre Planungs- und Genehmigungsverfahren. Und ob dann das Geld aufgrund der Baukostensteigerungen noch ausreiche, beziehungsweise überhaupt noch zur Verfügung stünde, sei mehr als ungewiss. Präsident Hudy: „Das heißt, die Entscheidung muss auch aus diesem Grund jetzt fallen oder sie fällt vielleicht nie.“ Er appellierte an die Politiker*innen, ihrer Verantwortung gerecht zu werden, denn für die HAWK am Standort Holzminden fange es an, existenziell zu werden.

Bürgermeister Belke versprach die Erhaltung des Haarmann-Denkmals und verwies gleichzeitig auf die Möglichkeit, dieses im Rahmen des Neubaus noch besser in Szene zu setzen. Er betonte die Bedeutung des Neubaus für die Stadt: „Es geht im Kern um die Sicherung und die Entwicklung des Studienstandortes Holzminden. Hierzu stehen 13,2 Millionen Euro zur Verfügung, die hier investiert werden und unseren regionalen Unternehmen zugute zu kommen“. Dieses Geld sei gut investiert, um Fachkräfte für die Region zu gewinnen und hier zu halten. Auch er unterstrich, dass eine erneute Standortdiskussion sowie ein damit erwartbarer Verzug von mindestens 2 Jahren auch bedeuten könne, dass der Verbleib der Sozialen Arbeit in Holzminden in Frage gestellt werden könne. Der Rat habe 2020 eine Entscheidung getroffen. Es sei jetzt unverantwortlich, nun einen anderen Kurs einzuschlagen.

Der Ersatzneubau könne auch die Attraktivität der Teichenanlage für die Bürger*innen steigern, zu der sie selbstverständlich weiterhin Zugang hätten. Er würde auch einen Lärmriegel zur viel befahrenen Böntalstraße darstellen, was die Aufenthaltsqualität noch erhöhen würde. Zum Schutz von Flora und Fauna verwies er auf das ehrliche Bestreben aller Beteiligten, so minimalinvasiv wie möglich bauen zu wollen und selbstverständlich auch entsprechende Retentionsmaßnahmen zu verwirklichen. Er lud die Standortkritiker dazu ein, entsprechende Forderungen aktiv und konstruktiv in den anstehenden Architektenwettbewerb einzubringen.

„Ich bin sehr froh, dass sich so viele Bürger*innen an dieser aktiven Diskussion um das Für und Wider des Standortes für die Soziale Arbeit bei der HAWK beteiligen und wünsche mir, dass alle Bürger*innen die tatsächlich relevanten Argumente hören, die dann letztlich zu einer Entscheidung des Rates der Stadt Holzminden am 21. November dieses Jahres führen, bei der es um die Änderung des Flächennutzungsplans Böntalstraße gehen wird.“

Kritiker*innen des Standortes äußerten bei der Veranstaltung Sorgen um die Zukunft des Haarmann-Denkmals und Befürchtungen, dass die Belange des Naturschutzes im Verfahren nicht ausreichend gewürdigt werden. Viele der Gegner*innen äußerten Sorgen, ob die Parkanlage mit dem Baumbestand ausreichend erhalten bliebe. Unterschiedliche Auffassungen gab es auch zur Bewertung des Bauvorhabens bezüglich des Denkmalschutzes, unter dem das Gelände steht. Unisono betonten die Kritiker*innen, dass sie zur HAWK stünden, aber sich die Prüfung von Alternativstandorten wünschten. „Es gibt keine verfügbare Immobilie in Holzminden, die eine belastbare Alternative für den geplanten Standort ist – für das gleiche Geld und in derselben Zeit“, betonte Belke dazu.

Die Positionen der Befürworter*innen und Gegner*innen wurden bei der Veranstaltung jeweils von Applaus begleitet, stellenweise auch in etwas angestrengter Atmosphäre vorgetragen. Präsident Hudy fasste für die HAWK zusammen: „Ich habe heute in allen Wortbeiträgen keinen echten Vorschlag für eine machbare Alternative für den jetzt gefundenen Standort gehört und deswegen ist es mir, aber auch für das Land und für die Hochschule sehr wichtig, dass am 21. November nun im Rat auch die Entscheidung fällt, den Flächennutzungsplan zu ändern, damit der Architektenwettbewerb endlich losgehen kann und wir über Fakten, über Planung reden können und die Hochschule hier am Standort eine weitere Perspektive hat.“ Er habe sich sehr darüber gefreut, dass von vielen landes- und kommunalpolitischen Entscheidungsträger*innen deutlich geworden ist, wie sehr sie den Standort und das Vorhaben unterstützen. Auch aus dem Publikum habe er viel Unterstützung für den Standort gehört.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Lorena Wiedenbruch von wsr.tv. Auf dem Podium saßen neben HAWK-Präsident Hudy und Bürgermeister Belke:

  •  Prof. Dr. Leonie Wagner (Professorin Soziale Arbeit HAWK)
  •  Jens-Martin Wolff (Baudezernent Stadtverwaltung Holzminden)
  •  Elke Briese (BI pro Hochschule)
  •  Gerd Schläger (Fraktionsvorsitzender UWG)
  •  Alexander Titze (Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen)
  •  Jörg Wistuba (fraktionsloses Mitglied Stadtrat Holzminden)
  •  Uwe Schünemann (CDU Fraktion)
  •  Karl-Heinz Koch (Fraktionsvorsitzender SPD)
  •  Manfred Günther (Seniorenrat Holzminden)
  •  Jens Ebert (Fraktionsvorsitzender FDP)
  •  Ergül Winnefeld (BI Pro Haarmanndenkmal)