Schülerinnen und Schüler besuchen die HAWK zum Zukunftstag in Hildesheim, Holzminden und Göttingen

Publizierungsdatum: 02.05.2017

Carlotta Güldenpfennig geht eigentlich auf das Helene Lange Gymnasium in Hannover, aber heute darf sie „Hochschulluft“ schnuppern, denn für rund 60 Schülerinnen und Schüler öffnete die HAWK am Standort Hildesheim traditionell zum Zukunftstag ihre Tore. Dafür wollte das 10-jährige Mädchen gut vorbereitet sein, mit ihrer Freundin Sonja brütete sie über Ideen zu dem großen Thema „Traumhaus“ und entwarf mit Tusche und Pinsel schon einmal Vorlagen.

Diese trug sie in der Modellwerkstatt der Fakultät Bauen und Erhalten mit Bleistift und Lineal zu einem Grundrissplan zusammen. „In meinem Traumhaus gibt es eine ganz dicke Bettmatratze und daneben einen Bücherschrank, weil ich gerne lese, und Holzdielen“, sagt Carlotta. Sie hat sehr klare Vorstellungen, wie sie wohnen möchte und was sie werden möchte. „Innenarchitektin“, sagt sie und rollt eine weitere buntgemalte Papierrolle aus, um ihren Wunsch zu unterstreichen, bevor sie ihr Traumhaus als Modell baut.

 


Nicht jede Schülerin und jeder Schüler weiß, welcher Beruf für sie oder ihn geeignet ist. Gerade der Zukunftstag soll neue Perspektiven geben. An diesem Tag lernen Mädchen traditionelle Männerberufe und Jungen traditionelle Frauenberufe kennen. „Es ist uns wichtig, beim Zukunftstag nicht einfach die Geschlechterrollen umzudrehen. Unsere Aktion soll einfach Jungs und Mädchen dazu ermutigen, wirklich in sich hinein zu spüren, worauf sie Lust haben und dazu aufrufen, sich am Ende nicht vom sozialen Umfeld einschränken zu lassen“, hofft HAWK-Gleichstellungsbeauftragte  Dr. Gesa C. Teichert. Sie will neue Impulse für die zukünftige Berufswahl aus der Hochschule geben.

Dennis Krause vom Gymnasium Groß Ilsede hat es sich an diesem Tag in der HAWK-Krippe auf einer Holztreppe bequem gemacht. Einige Kleinkinder sitzen um ihn herum und freuen sich über die Bilderbuch-Geschichte „So Leicht, so schwer“ von Susanne Straßer, die er vorliest. Ein Stockwerk höher malt Mattis Bergmann vom Goethegymnasium in der Restaurierungswerkstatt Farbkarten aus, um später seine Anfangsbuchstaben nach traditioneller Buchmalerei-Technik auszumalen.

Währenddessen führt HAWK-Mitarbeiterin Dipl.-Ing. Claudia Schwindt mit einer Mädchengruppe im Labor für Siedlungswasserwirtschaft Versuche durch. Hanna Vietje von der Robert-Bosch-Gesamtschule Hildesheim und Naya Maamari von der Michelsenschule messen den pH-Wert von Wasser in einem Glas. Sie wollen herausfinden, ob das Wasser mit Waschpulver, Essig oder Salz vermischt ist. Bei einem pH-Wert von 2 ist ihnen schnell klar, dass sie das Essig-Gemisch haben. „In der Kläranlage muss man wissen, welcher Stoff das Wasser verunreinigt hat, um es wieder reinigen zu können“, stellt Schwindt den Bezug zu ihrer Profession her. Um das Salzwasser-Gemisch abschließend von dem Glas mit Wasser unterscheiden zu können, überprüfen die acht Mädchen die Leitfähigkeit der Flüssigkeiten mit einem Messgerät und finden heraus, dass Wasser mit Kochsalz die höchsten Werte erzeugt.

Etwas Neues lernen die Schülerinnen des Zukunftstages auch an der Fakultät Gestaltung. Dipl.-Designer Christoph Schwendy zeigt Anna-Maria Jelgerhuis (Gymnasium Lehrte), Isabel Meyer (Gymnasium Lehrte), Inga Bartels (Max Planck Gymnasium Göttingen) und Antonia Wettschereck (Hainberg Gymnasium Göttingen) professionelles Videoequipment der Hochschule. „Wir stellen extra alle automatischen Funktionen, die vom Handy bekannt sind, aus“, erzählt er. Außerdem lernen die Schülerinnen an diesem Tag wesentliche Aspekte zum Bildaufbau. Im Nachbarraum übergibt HAWK-Studentin Vanessa Blake eine Virtual-Reality-Brille mit Controllern an Franka Tegeler von der Marienbergschule Nordstemmen. Durch die Brille kann sich die Schülerin in der virtuellen Welt umschauen und per Controller Grafiken frei im Raum malen. Im TV-Studio der Fakultät Gestaltung experimentieren die Schülerinnen mit dem Green Screen.

An die Wurzeln der Computertechnik gehen andere Mädchen in der IT-Abteilung der Hochschule. Stück für Stück schrauben sie einen PC-Terminal auseinander, lernen das Innenleben kennen und hoffen am Ende, dass beim Zusammensetzen kein Teil mehr übrig bleibt. Bei Zweifeln fragen sie HAWK-Mitarbeiter Andreas Vornkahl nach dem korrekten Platz.

 

Holzminden

„Eigentlich will ich etwas mit Sprachen machen“, erzählt Laura Fechner aus Bremke im Kreis Halle. Naturwissenschaftliche Fächer wie Physik oder Mathe machen ihr in der Schule nicht ganz so viel Spaß. Im Rahmen des bundesweiten Zukunftstags hat sie sich trotzdem herangewagt und den HAWK-Studiengang Green Building kennengelernt.

Wie müssen Häuser gebaut werden, damit sie möglichst wenig Energie verschwenden? Und wie kann Sonnenenergie genutzt werden? Diese Fragen standen für elf Mädchen zwischen 13 und 16 Jahren an der HAWK in Holzminden im Mittelpunkt.

Zuerst erklärte Studiengangsleiter Prof. Dr. Wessel Gehlker dazu einige Grundlagen. Dann ging es direkt in die Praxis: Im Technikum, einem der Labore der Hochschule, kam eine Wärmebildkamera zum Einsatz. Mit ihr konnten die Schülerinnen an einem Modellhaus messen, wie viel Wärme verschiedene Dämmstoffe durchlassen.

Laura, die sich sonst mehr für Sprachen interessiert, durfte beim nächsten Experiment mitmachen. Mithilfe eines Heißluftföhns, der auf bis zu 600 Grad aufheizt, brachte sie den Kolben eines Stirlingmotors zum Laufen. Zum Thema natürliche Ressourcen lernten die Mädchen danach eine Solaranlage kennen. Wie die Anlage Wärme erzeugt und wie viel Sonneneinstrahlung dafür notwendig ist, zeigte Prof. Dr. Sebastian Föste.

Mit dem Rollstuhl durch Holzminden: Jungen interessieren sich für die Soziale Arbeit

Auf neun Jungen wartete eine Rollstuhlrallye. In zwei Gruppen und begleitet von fünf Studierenden erkundeten sie Holzminden aus einer neuen Perspektive. Organisiert wurde die Aktion von Verwaltungsprofessorin Dr. Stefanie Hecht.

Felix Schrock aus Grünenplan staunte über die vielen Herausforderungen bei alltäglichen Besorgungen: „Man muss wahrscheinlich immer jemanden zum Einkaufen mitnehmen. Man kann das gar nicht allein.“ Damit meinte er zum Beispiel den Griff ins Tiefkühlfach. Die Lieblingspizza schien auf einmal unerreichbar.

Auch in der Innenstadt entdeckten die Jungen Hindernisse, die ihnen zuvor nie aufgefallen waren. Dazu gehörten Rampen vor Geschäften und vor allem das Kopfsteinpflaster. „Wenn man nicht so viel Übung hat, kippt man manchmal fast um, weil man zwischen einzelnen Steinen festhängt“, berichteten sie.

Ob sie nun tatsächlich später einen entsprechenden Beruf ergreifen wollen, wissen die meisten Schülerinnen und Schüler noch nicht. In jedem Fall hat ihnen der Zukunftstag aber neue Ideen gebracht. Laura aus der Green Building-Gruppe meinte: „Es war richtig interessant, viel besser als erwartet. Vor allem weil man sieht, wofür man das Wissen braucht.“

Göttingen

An der Göttinger Fakultät Ressourcenmanagement haben Mädchen Solarautos gebaut und natürlich anschließend ein Wettrennen veranstaltet. Außerdem konnten sie ihre Ideen bei einem Planspiel einbringen und mit schlauen Ideen zum Ziel kommen. Auch die Frage, was eigentlich eine Wirtschaftsingenieurin den ganzen Tag so macht, konnten die Schülerinnen klären. Sie erfuhren, dass sich Wirtschaftsingenieurinnen und -ingenieure zum Beispiel mit Biogasanlagen und Solaranlagen auskennen oder auch bei großen Autokonzernen arbeiten. Auf jeden Fall finden sie Maschinen toll und sie haben Spaß am Rechnen, Tüfteln und Managen.