Ergotherapie-Studentinnen stellen Projekt bei ENOTHE-Konferenz in Estoril vor

„Bon dia“ („Guten Morgen“) hieß es für Larena Bultmann, Jana Freese, Julia Froböse, Julia Gosse, Luisa Mayer, Maike Mertens und Melanie Sander, sieben Ergotherapie-Studentinnen im Bachelorstudiengang der HAWK vom 4.-6.10.2018 jeden Morgen, denn sie nahmen gemeinsam mit ca. 400 Lehrenden und Studierenden aus ganz Europa am 24. Annual Meeting von ENOTHE (European Network of Occupational Therapy in Higher Education) in Estoril, Portugal, teil. Die Studierenden hatten hier die Möglichkeit, interessante Vorträge zu hören, an Workshops teilzunehmen, mit anderen zu diskutieren und – last, not least – ihre eigenen Erfahrungen im Rahmen eines Studienprojekts an der HAWK in einem Vortrag mit dem Titel „Learning about the Healthcare Needs of Refugees in Germany: A Student Perspective“ vorzustellen.

 

Das Studienprojekt „Collaborative Learning: Gesundheitsbedarfe und Gesundheitskompetenz von Menschen mit Fluchterfahrung in Deutschland“ basierte auf einer Kooperation zwischen dem Bachelor-Studiengang Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie und dem Projekt HAWK-Open für Geflüchtete. Es verlief von April bis Juli 2018 und verfolgte das Ziel, Studierenden der Ergotherapie Erkenntnisse über die Gesundheitsbedarfe und die gesundheitliche Situation von Geflüchteten in Deutschland aus deren eigener Perspektive zu vermitteln. Dieser Informationsaustausch verlief innerhalb eines kollaborativen Prozesses, welcher v. a. durch Kommunikation auf Augenhöhe und das Austauschen von Erfahrungen in der Gruppe gekennzeichnet ist. Seitens der Deutschkursteilnehmenden von HAWK Open beteiligten sich insbesondere Mohammad Alkhabour, Farouk Khaled, Farzaneh Mostafavi, Abdullahi Eman Mussa und Hussein Othman an dem gemeinsamen Lernprozess. Die Durchführung des Studienprojektes erwies sich als eine wichtige Erfahrung, die eine Studierende so beschreibt: „Besonders interessant fand ich die persönlichen Erfahrungsberichte der Geflüchteten, durch die ich neue Sichtweisen kennenlernen und Hintergrundwissen für meine therapeutische Arbeit erlangen konnte.“

Nach dem Ende der gemeinsamen Projektphase Ende Juli 2018 stellte die Erarbeitung eines englischsprachigen Vortrags für das ENOTHE-Meeting eine Herausforderung für die deutschen Studentinnen dar. Die Studierenden empfanden diese Präsentation als eine einzigartige und aufregende Chance und freuten sich, ihre Ergebnisse und Erfahrungen mit einem internationalen Fachpublikum teilen zu können. „Die Teilnahme an dem Studienprojekt sowie an dem ENOTHE-Meeting, mit eigenem Vortrag auf Englisch, war eine bereichernde Erfahrung und hat meinen therapeutischen sowie persönlichen Horizont erweitert“, sagt eine Studierende dazu. Es waren drei Tage ENOTHE-Meeting, an denen spannende Gespräche geführt wurden und viel Neues gelernt wurde. Allerdings stellen drei Tage auf einem so großen Treffen mit englischen Vorträgen auch neue Anforderungen an die Studentinnen: „Ein mehrtägiger, englischsprachiger Kongress ist für jemand Unerfahrenes in dieser Hinsicht recht anstrengend und stellt eine große Anforderung an die Konzentration, den englischen Wortschatz und an die Langzeitmotivation […]; dennoch war es für mich eine wichtige Erfahrung, an diesem Kongress teilgenommen zu haben.“

Doch auch der gesamte Projektprozess ermöglichte es den Studentinnen Grenzen sowie Herausforderungen in der Organisation, der Kommunikation und in der Gruppendynamik zu erfahren und zu lernen damit umzugehen. Eine Studentin äußert dazu, dass das gesamte Projekt und das ENOTHE-Meeting „in vielerlei Hinsicht ein Kompetenzgewinn und weiterzuempfehlen ist.“ Die Studentinnen haben Erfahrungen gesammelt, die ihren Alltag und ihr therapeutisches Denken beeinflussen werden. So erzählt eine Studentin auf dem Rückweg nach Deutschland „Ich würde jederzeit wieder auf ein solches Meeting fahren. Es war für mich persönlich überraschend, wie einfach kleine Netzwerke mit anderen Studierenden aus der ganzen Welt aufgebaut werden können und wie schnell Diskussionen über spannende Themen entstehen.“

Das Studienprojekt wurde von Dr. Sandra Schiller betreut, die auf dem ENOTHE Meeting in diesem Jahr zusammen mit Kolleg*innen aus drei unterschiedlichen europäischen Arbeitsgruppen Workshops zu den Themenbereichen Ergotherapie mit Geflüchteten („OT Europe Project Group With Displaced Persons: Moving Forward“), betätigungsbasierte gesellschaftliche Transformationsprozesse („Developing Competences for Social Transformation through Occupation) und Kompetenzvermittlung in Masterstudiengängen der Ergotherapie („Developing Masters Programmes for European Occupational Therapists: a framework of competences“) durchgeführt hat. Darüber hinaus stellte sie mit deutschen Kolleginnen ein „Occupational Therapy Oral History Project“ als Poster vor. Trotz aktiver eigener Beteiligung am Programm war der gelungene Vortrag der Studentinnen und das positive Feedback zu dem von ihnen vorgestellten Studienprojekt für sie ein besonders erfreulicher Höhepunkt im diesjährigen Tagungsprogramm.

2019 findet das 25. Annual ENOTHE Meeting in Athen, Griechenland statt. Auch dann sind wieder inspirierende Vorträge von engagierten Lehrenden und Studierenden aus ganz Europa und Workshops, die zum Diskutieren einladen, zu erwarten!