Was sind hauptsächliche Tätigkeiten in Ihrem Tagesablauf?

Ich führe aufenthaltsrechtliche Beratung durch sowie Case Management rund um den gesamten Integrationsprozess von Geflüchteten durch. Außer den Beratungsgesprächen nehme ich an Teamsitzungen, Gremien oder Netzwerktreffen teil, führe Planungssitzungen für eine Fortbildungsreihe durch. Darüber hinaus benötige ich außerhalb der eigentlichen Beratung viel Zeit, um für Klient/inn/en Telefonate mit Behörden und anderen Ansprechpartner/inne/n zu führen und Dinge zu klären und zu erreichen.

Welche Kompetenzen für ihre Berufstätigkeit hat Ihnen Ihr Studium an der HAWK vermittelt?

Ich habe aus meinem Studium sehr viel interdisziplinäres Wissen aus verschiedenen Bereichen und Lebenslagen mitgenommen, das ich im Beruf unbedingt brauche. Außerdem sind Reflektion und Supervision sehr wichtig in diesem Beruf und im Studium habe ich dafür viel mitgenommen und gelernt. Zu guter Letzt benötige ich in diesem Arbeitsfeld der Aufenthalts- und asylrechtlichen Beratung ein fundiertes Wissen in der Rechtsanwendung und über verschiedene Rechtsgebiete. Dies benötigt man in vielen anderen Bereichen der Sozialen Arbeit aus unterschiedlichen Perspektiven ebenfalls, sodass es sich empfiehlt, sich da „reinzuknien“.

Was war für Sie die größte Herausforderung beim Berufseinstieg?

Mein Berufseinstieg hat stattgefunden, als der Flüchtlingszuzug gerade auf seinem Höchststand war und ich mich somit im „Auge des Sturms“ in ein Arbeitsfeld begeben habe, in dem ich selbst noch Fuß fassen musste und in dem zugleich extrem viele Unklarheiten und Unwägbarkeiten herrschten. Sich darin zurechtzufinden und seinen beruflichen und fachlichen Weg daraus einigermaßen sicher zu finden, war durchaus eine Herausforderung. Aber es hat dadurch auch einen wahnsinnigen Lerneffekt mit sich gebracht und eine Sogwirkung – wahrscheinlich haben selten so viele Menschen, die in diesem Bereich fachlich neu waren, gleichzeitig angefangen zu arbeiten und dadurch ist eine ganz andere Stimmung entstanden als in einem etablierten, gefestigten Arbeitsfeld. Außerdem ist es auch ein Jahr später für mich noch eine Herausforderung, die fachlichen Standards und Theorien, die im Studium erarbeitet werden, in den Praxisalltag mitzunehmen und zu „übersetzen“.

Ihr Rat an heutige Studierende:

Ich empfehle Studierenden, möglichst viel breitgefächertes Wissen aus dem Studium mitzunehmen. Es ist zwar gut, sich auf einen Bereich im Laufe der Zeit zu spezialisieren und die entsprechende Berufserfahrung zu sammeln. Aber in jedem Arbeitsfeld der Sozialen Arbeit hat man mit diversen anderen Lebenslagen, Fachlichkeit und Querschnittsthemen zu tun und kann keine „Scheuklappen“ aufsetzen. Genau dieses Wissen um Systeme, Lebenslagen und Rechtsgebiete macht den „Werkzeugkoffer der Sozialen Arbeit“ aus. Außerdem ist die Anwendung von Gesetzen ebenfalls Alltag in diesem Beruf und es ist wichtig, dass man sich darin solide zurechtfindet und nicht die Augen vor etwas vermeintlich „vermeidbaren“ verschließt.

  • Svenja Betge war Referentin beim ersten "Treffen mit der EX" im Oktober 2016. Ihren Vortrag hatte die Migrations- und Flüchtlingsberaterin unter das Mottto gestellt, "Migrationsberatung im Wandel- Neue Herausforderungen, Zielsetzungen und Strömungen".