Neben dem angestammten Bereich der Lehre kommt dem Aufgabenfeld der Forschung auch an Fachhochschulen eine immer größere Bedeutung zu. Die Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit hat daher am 30.10.2018 mit einem Forschungstag die Gelegenheit geschaffen, ihre zahlreichen abgeschlossenen und laufenden Forschungsprojekte vorzustellen und über zukünftige Entwicklungen zu diskutieren.

Nach einem Grußwort der Dekanin der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit, Prof. Dr. Corinna Ehlers, eröffnete Anna Kasten, Verwaltungsprofessorin für Sozialarbeitswissenschaften und stellvertretende Sprecherin der Sektion Forschung in der deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit, den Tag mit ihrem Vortrag „Sozialarbeitsforschung heute – über emanzipatorische Impulse für die sozialarbeitswissenschaftliche Wissensproduktion“.

 

Sie schlug einen weiten Bogen von den Anfängen einer wissenschaftsbasierten Sozialen Arbeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis zu den heutigen Auseinandersetzungen um die Rolle von Fachhochschulen und ihrer praxisorientierten Forschung in der deutschen Forschungslandschaft. Dabei plädierte sie für ein selbstbewusstes Vertreten emanzipatorischer Positionen der Sozialen Arbeit, für eine inhaltliche und organisatorische Vernetzung von Forschung und für eine inter- und transdisziplinäre Kooperation.

Es folgte eine Podiumsdiskussion zum Thema „Forschung an der Fakultät S – Freud, Leid und neue Ideen“.
Auf dem Podium saßen Prof. Dr. Ruth Jäger-Jürgens, Prof. Dr. Ulrike Marotzki sowie Svenja Garbade, M.A. als Vertreterin der Nachwuchswissenschaftler/innen an der Fakultät. Aus der lebendigen Diskussion, auch mit dem anwesenden Publikum, ergab sich folgendes Bild: Die Freude an der Forschung liegt vor allem in der Möglichkeit, einen Gegenstand über einen längeren Zeitraum untersuchen und dabei  Studierende einbeziehen und Nachwuchswissenschafler/innen fördern zu können. Die hemmenden Faktoren sind mannigfaltig, vor allem aber dominierte die Klage über fehlende Zeit aufgrund der zu hohen Lehrbelastung und der zu geringen Lehrfreistellung für Forschung. Für den Nachwuchs fehlen passende Förderstrukturen.

Ein positives Fazit der Entwicklung der Forschung an der Fakultät zogen im Anschluss Dr. Susanna von Oertzen und Matthias Becker von der Informations- und Beratungsstelle Forschung und Evaluation, die den Forschungstag organisiert hatten. In den letzten Jahren sind die Summe der eingeworbenen Drittmittel und die Zahl größerer geförderter Projekte erfreulich angestiegen. Damit einhergehend hat sich eine informelle „Forschungskultur“ des Austauschs, der Unterstützung und der Kooperation entwickelt – Forschung ist offenbar ansteckend!
Matthias Becker stellte eine Reihe aktueller Ausschreibungen vor, die den an der Fakultät vertretenen Fachrichtungen attraktive Antragsmöglichkeiten bieten und plädierte für die Entwicklung eines gemeinsamen Forschungsprofils unter einem übergreifenden thematischen Dach.

Eine gelungene Verbindung zwischen Forschung und Lehre wurde anhand der Vorstellung von KiMsta (Kinder mit Missbrauchserfahrungen stabilisieren) beispielhaft verdeutlicht. Im gleichnamigen Forschungsprojekt (2010 – 2014) wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Anna Wittmann der Frage nachgegangen,  wie (zukünftige) pädagogische Fachkräfte zu kompetenten Ansprechpartner/inne/n im Themenbereich „Sexueller Missbrauch und Traumatisierung“ werden können. Aufbauend auf den Ergebnissen der Studie, wurde ein Aus- und Weiterbildungscurriculum entwickelt. Prof. Wittmann und Dr. Jürgen Ebert gaben einen Überblick über die ausgesprochen positiven Evaluationsergebnisse des Curriculums. Ergänzend berichteten die Absolventinnen Aylin Hoffmann und Jessica Lindner über die gewinnbringende Anwendung ihres erworbenen Wissens und Könnens  in der beruflichen Praxis.

Nach der Mittagspause informierte Diana Schmidt (Forschung und Transfer) über das geplante Forschungsinformationssystem (FIS) an der HAWK. Ziel ist es, ein fortlaufendes und umfassendes Verzeichnis der Forscher/innen und Forschungsaktivitäten (z. B. Forschungsprojekte, Publikationen) hochschulweit zu erstellen.

Caroline Maas präsentierte anschließend das fach- und fakultätsübergreifende Promotionskolleg der HAWK.  Demnächst anstehende Termine sind ein Wintersymposium am 21./22.1 und der 1. HAWK Doktorand/inn/entag am 21.02.2019 in Holzminden

Dr. Annette Harth, Dr. Susanna von Oertzen und Christoph Döring stellten das aktuelle Forschungsprojekt „MONIKOM - Kommunale integrierte Sozialberichterstattung in Niedersachsen“ vor. Ziel des Forschungsprojektes (Leitung: Prof. Dr. Gerhard Litges) ist die Entwicklung eines Werkzeugkastens zur handlungsorientierten kommunalen Sozialberichterstattung für kleine und mittlere Kommunen und Landkreise Niedersachsens. Neben der Präsentation des Forschungsdesigns, ausgewählter Ergebnisse und des derzeitigen Projektstandes gab es auch einen Einblick in Licht- und Schattenseiten des Forschungsalltags.

Den Abschluss des Forschungstags bildete die Posterpräsentation in der Galerie der Alten Bibliothek. Anhand der 28 ausgestellten Poster konnten sich Lehrende und Studierende einen Überblick über die vielfältigen thematischen und methodischen Forschungsaktivitäten der Fakultät verschaffen und miteinander ins Gespräch kommen.