Ausstellung im Roemer- und Pelizaeus-Museum, Stadtarchiv und Rathaus

Erscheinungsdatum: 08.02.2017

Die größten Sorgenkinder unter den Büchern der Wissenschaftlichen Bibliothek des Stadtarchives Hildesheim sind die Ledereinbände. Doch für sie und  andere historische Werke erproben Studierende der HAWK bereits seit 2014 die Anwendung von neuen effizienten Methoden der Bucherhaltung. Die Methoden wurden seinerzeit zur Behebung der Brandschäden an der Herzogin Anna Amalia Bibliothek der Klassik Stiftung Weimar entwickelt.

Die Restaurierungsmethoden und Arbeitsergebnisse der Studierenden werden nun im Rahmen einer Ausstellung im Roemer- und Pelizaeus-Museum, im Rathaus und im Stadtarchiv vom 17. Februar bis 14. Mai 2017 vorgestellt.

Die Kabinettausstellung im Roemer- und Pelizaeus-Museum ist in Zusammenarbeit von Studierenden und Lehrenden der HAWK gemeinsam mit dem Stadtarchiv Hildesheim und in Kooperation mit der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar entstanden. Im Mittelpunkt steht die Wissenschaftliche Bibliothek des Stadtarchivs Hildesheim. Sie umfasst 78.073 Bücher und besteht aus verschiedenen historischen Büchersammlungen der Stadt Hildesheim aus der Zeit des 15. Jahrhunderts bis zur Gegenwart.

 

Zu ihr gehören die Ministerialbibliothek des St. Andreasstifts, die Ratsbibliothek, die Bibliothek des Gymnasiums Andreanum und der Erstbestand der Stadtbibliothek. Die Bibliothek ist zwar vollständig erschlossen, doch gibt es vor allem in den älteren Beständen Bücher, deren Einbände fragil oder sogar beschädigt sind, und die deswegen zurzeit nicht vorgelegt werden können.

In der Ausstellung zu sehen sind Bücher der sehr schönen Hildesheimer Bibliothek. Ihr Erhaltungszustand wird dargestellt. Häufige Beschädigungen der Bucheinbände und -materialien sowie „Schwachstellen der Bücher“ werden durch einen Film, Modelle und Schautafeln erklärt. Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek hat zudem interessante Leihgaben an das Museum gegeben. Zwei „Aschebücher“, die bisher selten außerhalb Weimars zu sehen waren, werden zusammen mit einem Dokumentarfilm über die Bergungsarbeiten in der Brandnacht gezeigt sowie Konservierungs- und Restaurierungsergebnisse aus Weimar erklärt.

Darüber hinaus sind die Arbeitsergebnisse der Studierenden sowie die verwendeten Materialien und Hilfsmittel zu sehen. Modelle und Schautafeln zu den verschiedenen Sachverhalten ergänzen die kleine Schau. Für sie werden auch gestalterische Elemente der erfolgreichen Weimarer Ausstellung aufgegriffen. Sie sollen neugierig machen und den kulturellen Austausch der beiden interessanten Städte, Hildesheim und Weimar, befördern.

Begleitet wird die Ausstellung im Roemer- und Pelizaeus-Museum von zwei weiteren Präsentationen, im Rathaus der Stadt Hildesheim zu Lehrinhalten des Bachelor-Studiengangs Konservierung und Restaurierung von Schriftgut und im Stadtarchiv zur Erhaltung und Aufbewahrung von Archivgut.

Experten beraten Bürger/innen zu Schadensfällen und treten in fachlichen Ausstausch mit anderen Institutionen

Im Stadtarchiv besteht für alle Bürger auch die Möglichkeit, sich zu eigenen „Schadensfällen“ beraten zu lassen. Der erste Termin ist am:
23. Februar 2017 von 16.00 bis 18.00 Uhr.
Die Anmeldung erfolgt über ein Formular auf der Internetseite (www.stadtarchiv-hildesheim.de) oder direkt im Lesesaal des Stadtarchivs, Am Steine 7, (Di + Mi 9 – 16 Uhr, Do 9 – 18 Uhr). Weitere Termine werden noch bekannt gegeben.

Für den fachlichen Austausch ist ein Symposium im April 2017 geplant. Themen aus dem Archiv-, Bibliothekswesen und Museen zum Thema Kulturguterhaltung/ Mengenaufgabe sollen öffentlich im Roemer- und Pelizaeus- Museum diskutiert werden.

Das Ziel ist, die breite Öffentlichkeit über die komplexe Aufgabe der Kulturguterhaltung, die Archive, Bibliotheken und Museen leisten müssen, zu informieren. Gleichzeitig soll der in Weimar erarbeitete Standard der Mengenrestaurierung auch anderen Institutionen zugänglich gemacht werden.

Hintergrund:

Nach dem verheerenden Brand 2004 in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar sind in einer bisher einzigartigen interdisziplinären Zusammenarbeit für große Mengen Bücher mit Einbandschäden Konservierungs- und Restaurierungsmethoden entwickelt worden. Die in den Bibliotheksalltag integrierte Ablaufplanung, die diese Arbeiten steuerte, wurde von Prof. Ulrike Hähner (HAWK) analysiert und kann daher - neben der Konservierung und Restaurierung - in die Lehre integriert werden.

Ulrike Hähner ist auch Mitkuratorin der Ausstellung „Restaurieren nach dem Brand“, die zunächst 2014 im historischen Bibliotheksgebäude in Weimar gezeigt wurde und dort seit Mitte 2016 nun auch dauerhaft zu sehen ist. 2016 entwickelte sie in enger Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv und einer Gruppe von Masterstudierenden auf dieser Kenntnisbasis strategische Grundlagen für die langfristige Erhaltung der Wissenschaftlichen Bibliothek des Stadtarchivs Hildesheim, die in die vorhandene Archivorganisation eingebunden werden können.

Zustandserhebung, Ressourcenkalkulation, Zielsetzung und Objektgruppenbildung sollen die Arbeiten der Bestandspflege, Konservierung und Restaurierung sowie Benutzung erleichtern.

Öffnungszeiten der Ausstellung:

Roemer- und Pelizaeus-Museum:
Di. bis So. (Montag geschlossen) 10.00 bis 18.00 Uhr,
Ostermontag 10.00 bis 18.00 Uhr
Rathaus: während der Öffnungszeiten
Stadtarchiv: Dienstag und Mittwoch 9 bis 16 Uhr, Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Eröffnung der Ausstellung:
Donnerstag, 16. Februar 2017 um 18.00 Uhr im Roemer- und Pelizaeus- Museum