Studierende erfolgreich beim Ideenwettbewerb des AIV Hannover

Erscheinungsdatum: 25.06.2019

Der bestehende VIP-Bereich des Eishockey-Vereins „Hannover Indians“ am Pferdeturm in Hannover besteht aus einem mit Öl beheizten Zelt und wirkt wenig einladend - Grund genug für den Architekten- und Ingenieurverein Hannover (AIV), gemeinsam mit dem Institut für Verfahrenstechnik, Energietechnik und Klimaschutz (IVEK) der Hochschule Hannover einen Ideenwettbewerb für Studierende auszuloben. Mit zwei gleichwertigen ersten Preisen und einem dritten Preis gingen alle Prämierungen an Studierende des Masterstudiengangs Architektur der Fakultät Bauen und Erhalten der HAWK in Hildesheim.

Aufgabe war es, einen repräsentativen Neubau für die Besucherinnen und Besucher des VIP-Bereichs zu entwerfen, welcher den funktionalen Ansprüchen an ein zeitgemäßes Empfangs- und Veranstaltungsgebäude genügt. Die hohen Energiekosten sowie die schlechte Klimabilanz beim Betrieb des bestehenden Gebäudes veranlassten die Auslober außerdem dazu, ein besonderes Schwergewicht auf Energieeffizienz, Nutzung regenerativer Energien und Synergieeffekte mit dem angrenzenden Eisstadion zu legen. Ein Passivhaus- oder Plusenergiestandard sollten demzufolge erreicht und nachgewiesen werden. Zum Raumprogramm gehörten ein Empfangs-, Veranstaltungs- und Pressebereich, Restauration, Garderoben und Sanitärräume. Besonderes Augenmerk lag zudem auf ein umweltverträgliches Stellplatz- und Mobilitätskonzept.

 

Die mit einem ersten Preis gewürdigte Arbeit von Laura Alena Bernhards, Karoline Reich und Elias José Rojas Álvarez nimmt sich die traditionelle Bauform des Indianerzelts zum Vorbild, welche als modernes Faltwerk für die Dachkonstruktion der VIP-Lounge interpretiert wird. Die Ablesbarkeit der außergewöhnlichen Kubatur im Innen- und Außenraum schafft eine unverwechselbare Erlebnisqualität und Atmosphäre. Die Besucher werden über einen zum Eisstadion orientierten Eingang in das Gebäude geführt. Alle Funktionen sind platz-, raum- und energiesparend eingeschossig zusammengefasst mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten des Veranstaltungsbereichs durch den stützenfreien Innenraum. Die vielfältige Verwendung von Holz sowie sichtbare Holzoberflächen ohne Bekleidung entsprechen dem reichhaltigen Baumbestand im Umfeld des Gebäudes. Das Energiekonzept erreicht den Plusenergiehausstandard und sieht unter anderem eine Luft-Luft-Wärmepumpe zur Deckung des Heizwärmebedarfs vor. PV-Anlage und Klein-Windkraftanlagen liefern regenerativ erzeugten Strom, der in einer Batterie zwischengespeichert wird. Überschüssiger Strom wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist bzw. umgekehrt bei zusätzlichem Bedarf Strom aus dem öffentlichen Netz bezogen.

Ein weiterer erster Preis ging an Vivien Hanke und Catharina Fischer. Ihr Entwurf für das VIP-Gebäude orientiert sich in Maßstab und Ausrichtung an den bestehenden Gebäuden auf dem Grundstück. Mit einer Öffnung und Abschrägung der kubischen Gebäudeform öffnet sich das Gebäude zum Eingang des Eisstadions. Ein auskragendes Pultdach auf der Südseite schafft einen einladenden Platz vor dem Gebäude. Der Veranstaltungsraum für ca. 300 Personen bietet flexible Nutzungsmöglichkeiten auch außerhalb der Sportveranstaltungen. Planung und Konstruktion des Gebäudes folgen den Kriterien des ökologischen und nachhaltigen Bauens, z.B. durch Tragwerks-, Wand- und Deckenelemente aus Holz sowie die Verwendung von recycling- und wiederverwendbaren Bauteilen. Das energetische Gesamtkonzept erreicht den Standard des Plusenergiehauses und umfasst unter anderem eine Luft-Wasser-Wärmepumpe zur Wärmeversorgung in Kombination mit einer mechanischen Lüftung. Der zum Betrieb der Wärmepumpe benötigte Strom wird regenerativ durch eine PV-Anlage auf dem Dach erzeugt.

Mit einem dritten Preis wurde der eingereichte Entwurf von Anja Kwieciszewska und  Aleksandra Depta prämiert. Ihr Entwurf besteht aus einem langgestreckten, keilförmigen Baukörper in paralleler Anordnung zum Eisstadion, der sich in zwei Nutzungsbereiche mit einem mittigen Foyer teilt. Dadurch ergeben sich unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten mit separater Erschließung. Das Erscheinungsbild ist geprägt durch eine Kupferbekleidung, welche Analogien zur Umgebung herstellt, und den Wechsel von opaken und transparenten Fassadenbauteilen. Das Energiekonzept sieht die Kombination von passiven und aktiven Maßnahmen vor. Hierzu gehören die Kombination von natürlicher und mechanischer Lüftung mit einem Rekuperator und Wärmetauscher, Photovolatikbäume und -module zur Stromerzeugung sowie eine Regenwassernutzung.