„Grundwasserwälder“ steigern Grundwasser um 500.000 Liter pro Hektar
Eine Studie der Göttinger Fakultät Ressourcenmanagement der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst zeigt, dass eine Umstellung von Kiefernreinbeständen auf Laubwälder in Brandenburg zu einer jährlichen Grundwasserneubildung von rund 500.000 Litern pro Hektar führt (Rust et al., 2023). In der Studie wurde erforscht, wie sich die negative Wasserbilanz in Grünheide und Umgebung mithilfe von „Grundwasserwäldern“ langfristig ausgleichen lässt, ohne dass teure technische Eingriffe oder großflächige Infrastrukturmaßnahmen erforderlich sind. Dazu wurden wissenschaftliche Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte (z. B. Thünen-Institut, 2025) mit modernen Modellierungsmethoden verknüpft.
Wissenschaftlicher Hintergrund
Weite Teile der Brandenburger Wälder werden von Kiefernforsten dominiert, da Kiefern über viele Jahrzehnte hinweg vorrangig zur Holzproduktion angepflanzt wurden. Kiefern weisen jedoch hohe Interzeptionsverluste auf. Das bedeutet, dass ein erheblicher Teil der Niederschläge bereits im Kronenbereich zurückgehalten und verdunstet wird, bevor das Wasser den Boden erreicht. Laubbaumarten wie Eichen und Buchen ermöglichen hingegen insbesondere im Winterhalbjahr eine nahezu ungehinderte Weiterleitung der Niederschläge bis zum Grundwasser (Thünen-Institut, 2025).
Relevanz für Grünheide
Seit der Inbetriebnahme des E-Fahrzeugwerks in Grünheide im Jahr 2022 ist ein wachsender Druck auf die regionalen Wasserressourcen zu verzeichnen. Gleichzeitig belasten heiße Sommer und niederschlagsarme Winter die Grundwasservorräte zunehmend, was zu deutlichen Defiziten im Grundwasserspiegel führt – mit Auswirkungen auf Industrie, Bevölkerung und die Versorgung der Hauptstadtregion. Beim länderübergreifenden Wasserkongress der IHK Berlin am 13. Mai 2025 wurde betont, dass naturnahe Ansätze zur Grundwasseranreicherung dringend erforderlich sind (IHK Berlin, 2025). Ergebnisse der HAWK bestätigen diesen Handlungsbedarf: Ein gezielter Waldumbau in der Region Grünheide könnte nachhaltig zusätzliche Wassermengen bereitstellen und zugleich das Risiko von Waldbränden verringern.
Pilotprojekt Grundwasserwald
Die Daten zu den Grundwasserwäldern sind eindeutig: Bereits wenige Jahre nach Beginn des Waldumbaus ließen sich im Mittel mehrere Millionen Kubikmeter zusätzliches Grundwasser erreichen. Das reicht aus, um den wachsenden Bedarf des angrenzenden Berliner Ballungsraums teilweise auszugleichen und zugleich den regionalen Wasserhaushalt resilienter zu gestalten. Berlins Wasserversorgung beginnt im Wald – und der Handlungszeitpunkt ist jetzt.
Aufbau der Studie und konkrete Zahlen
Die HAWK-Studie aus dem Jahr 2023 untersuchte drei repräsentative Untersuchungsflächen in Brandenburg, um die Unterschiede im Wasserhaushalt zwischen Kiefern- und Eichenbeständen direkt zu erfassen. Dabei zeigte sich, dass Kiefernreinbestände jährlich durchschnittlich 400.000 bis 450.000 Liter Niederschlag pro Hektar in den Untergrund leiten. Eichenmischwälder hingegen führen mit etwa 910.000 bis 970.000 Litern pro Hektar und Jahr mehr als doppelt so viel Wasser dem Grundwasser zu. Daraus ergibt sich ein Mehrertrag von rund 500 000 Litern pro Hektar und Jahr zugunsten der „Grundwasserwälder“, was über zehn Jahre hinweg etwa fünf Millionen Liter zusätzliches Grundwasser je Hektar bedeutet. Hydrologische Modellrechnungen des Thünen-Instituts bestätigen, dass dieser Effekt auf unterschiedlichen Bodenprofilen konsistent ist und unabhängig von Klima-Schwankungen auftritt.