HAWK-Studierende erstellen Content-Marketing-Kampagnen für lokale Unternehmen

Erscheinungsdatum: 02.08.2022

Fachkräftemangel, Nachwuchssorgen, Respekt und Verständnis für die Leistungen der Landwirtschaft und Aufmerksamkeit für die Situation von Saisonarbeitenden: Die Studierenden des Seminars „Strategisches Design“ an der HAWK-Fakultät Gestaltung in Hildesheim beschäftigen sich unter der Leitung von Verwaltungsprofessorin Sabine Cole mit den Sorgen und Nöten von Unternehmen im Hildesheimer Umkreis.

In Zeiten von unterbrochenen Lieferketten, Klimawandel und Krieg in Europa suchten sie nach Antworten auf viele Fragen: „Wie lässt sich eine Region stärken und resilienter machen? Was kann Kommunikation in der näheren Umgebung in Branchen bewirken, die für unser Leben und unseren Alltag unverzichtbar sind? Warum werden nach fast drei Jahren die Konsequenzen der Globalisierung in Zeiten der Krise auch in Wirtschaftszweigen sichtbar, auf deren Funktionstüchtigkeit bisher immer Verlass war?“

In diesen Zusammenhängen überlegte sich Cara Dörpmund, wie sie die Probleme der Landwirtschaft allgemein verständlich vermitteln könnte: „Warum verdienen Landwirtinnen und Landwirte nicht genug? Wieso macht ein Liter Milch so viel Arbeit und warum ist der Ertrag für die erzeugenden Betriebe so niedrig?“ Die Studentin erklärt diese Zusammenhänge am Beispiel des Milchviehbetriebs Schlößer in Pöhlde, einem Ortsteil der Stadt Herzberg. In ihrer Social Media-Kampagne über den Mehrgenerationen-Betrieb im Harz beschreibt sie, wie aufwändig und komplex, aber auch wie abwechslungsreich und befriedigend die Arbeit mit den Rindern ist. Von brennenden Heuballen, dem entlaufenen Bullen und der Angst junger Kühe vor dem Transport auf eine neue Wiese handeln ihre „Pöhldschen Milchgeschichten“.

 

Jasmin Buluc hat sich für das Personal interessiert, das für eine Saison kommt, Obst pflückt und dann wieder in der Heimat verschwindet. Sie fand heraus: Hauptsächlich handelt es sich um Arbeiterinnen und Arbeiter aus der Republik Moldau – viele von ihnen sind Studierende, die in ihren Semesterferien diesen Job erledigen. Die Studentin hat mit ihnen Blaubeeren gepflückt, für ihre Kampagne „Meet the blueberries“ fotografiert und in Interviews mit ihnen über Ziele, Träume und Heimat gesprochen. Mit den Geschichten will sie erreichen, dass der Forsthof Grußendorf in Sassenburg nächste Saison noch mehr Arbeitskräfte verpflichten kann.

Auch im Handwerk ist das größte Problem der Mangel an Nachwuchs und Fachkräften. Louisa Meller hat sich die Tischlerei Kohl in Hildesheim für ihre Projektarbeit ausgesucht. Die Auftragsbücher des Handwerksbetriebs, der individuelle Innenausstattungen und Möbel für Messen fertigt, sind voll. „Mit mehr qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern könnten wir wachsen, aber wir sind immer an der Kapazitätsgrenze“, erklärt Gründer und Geschäftsführer Reginald Kohl. Aktuell gibt es drei offene Stellen und auch unbesetzte Ausbildungsplätze. Genau hier setzt die Kampagne der Studentin an. Wie präsentiert sich ein moderner Handwerksbetrieb? Denn heute bewerben sich die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber bei potentiellen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern – nicht mehr umgekehrt.

Beim Nachwuchs setzt auch die Freie Werkstatt Hildesheim an. Erfahrene Handwerkerinnen und Handwerker können hier im Tandem mit Praktikantinnen und Praktikanten ihre Projekte umsetzen, damit die sich so vielleicht für einen handwerklichen Beruf begeistern lassen und eine Ausbildungsstelle suchen. Um junge Menschen in den Abschlussklassen und Berufsschulen für ein Praktikum in der Freien Werkstatt zu begeistern, hat Nele Kampmeier eine TikTok-Kampagne produziert. Sechs witzige Videos, die nach den Regeln der Zielgruppe, also den 15- bis 18-Jährigen, funktionieren. „Eben nicht so, wie Erwachsene denken, dass es sein müsste“, erläutert die Studentin.

„Der direkte Kontakt zu den Unternehmen und den Zielgruppen hat den Studierenden am meisten Spaß bereitet. Die Wirkung von echter Recherche und guter kreativer Kommunikation konnten sie so direkt und ohne Umwege erfahren. Wenn ihre Kampagnen sich jetzt auch noch bei der Kundschaft verfangen und vielleicht auch veröffentlicht werden, wird das ihr Selbstbewusstsein und ihre Wirkmacht als Designerinnen stärken. Auch das ist Krisen-Resilienz“, resümiert Verwaltungsprofessorin Sabine Cole.

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