Erscheinungsdatum: 08.05.2017

Schulpraktikanten untersuchen akustischen Mythos im Labor für Bauphysik an der HAWK in Hildesheim

Schulpraktikanten untersuchen akustischen Mythos im Labor für Bauphysik an der HAWK in Hildesheim

Generationen von Hobbymusiker/inne/n haben versucht ihre Übungsräume mit dem Verpackungsmaterial für die zerbrechlichen Hühnerprodukte akustisch zu verbessern. In Fachkreisen werden derartige Maßnahmen meist belächelt. Seriöse Untersuchungen zur akustischen Absorptionsfähigkeit dieses „Baustoffes“ sind aber nur schwer zu finden!

Was ist also dran an der Pappe, fragten sich Aljoscha Popp und Nico Wegener, zwei Schüler der Robert-Bosch-Gesamtschule in Hildesheim, und untersuchten die akustischen Eigenschaften dieses Verpackungsmaterials anlässlich ihres Praktikums im Labor für Bauphysik an der HAWK, am Campus Weinberg. Da die beiden Schüler über gute physikalische Grundkenntnisse verfügen, konnten sie nach kurzer Einarbeitung in Messtechnik und Normen mit den erforderlichen Untersuchungen beginnen. Unterstützt wurden sie dabei von Dipl.-Ing. Ralf Gronemann, dem Mitarbeiter im Akustikbereich des Labors für Bauphysik. Seitens der Robert-Bosch-Gesamtschule betreute der Fachobmann für Naturwissenschaften Jan-Felix Kramer die Schüler. Inspiriert durch die Inhalte des Praktikums definierte Herr Kramer kurzer Hand eine anstehende Facharbeit mit dem Titel: “Theoretische und praktische Untersuchung von Eierpappen als Material zur Verbesserung der Raumakustik“, für Nico Wegener und Aljoscha Popp.

Die Absorptionsfähigkeit der Eierkartons wurde während des Praktikums sowohl für den senkrechten Schalleinfall im Kundtschen Rohr, als auch für den sogenannten allseitigen Schalleinfall im Hallraum der HAWK untersucht. Während man im ersten Fall Auskunft über die Eigenschaften des Materials als technischer Absorber erhält, beispielsweise zur Lärmreduktion bei der Kapselung von lauten Maschinen, sind die Ergebnisse im zweiten Fall relevant für die Verbesserung der Raumakustik, um z.B. die Sprachverständlichkeit in Unterrichtsräumen zu verbessern.

Ob das untersuchte Material z.B. hinsichtlich seiner Klimafestigkeit und Brandsicherheit tatsächlich auch baupraktisch nutzbar ist, können die beiden nun bei der Bearbeitung ihrer Facharbeit weiter reflektieren. Die normgerecht ermittelten Absorptionswerte des gemessenen Verpackungsmaterials überraschten jedenfalls alle Beteiligten. Während für den senkrechten Schalleinfall im Frequenzbereich ab 315 Hz relativ gute Absorptionswerte von αs = 0,5 erreicht wurden, ergaben sich bei allseitigem Schalleinfall im Hallraum sogar Alpha-Werte von bis zu 0,7 im Frequenzbereich zwischen ca. 600 Hz und 5kHz.

Für die beiden Schüler erwies sich das durchlaufene Praktikum gleich in zweifacher Hinsicht erkenntnisreich. Neben den erarbeiteten akustischen Materialkennwerten erhielten sie natürlich auch einen Einblick in den Arbeitsalltag eines bauphysikalischen Labors. Aus Sicht des Labors für Bauphysik erwies sich das vierzehntägige Praktikum, aufgrund der guten physikalischen Vorkenntnisse der Schüler und der engagierten schulseitigen Betreuung durch Herrn Kramer, als sehr angenehme und interessante Kooperation.

Das Labor wird deshalb auch zukünftig interessierte Schülerinnen und Schüler gern bei der Bearbeitung fachrelevanter Fragestellungen unterstützen!

Weitere Informationen:

Dipl.-Ing. Ralf Gronemann

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