Interessierte diskutieren "Migrantische Ökonomie für ländliche Regionen"

Erscheinungsdatum: 03.11.2017

Etwa 35 Personen besuchten im Saal des Landratsamtes in Cloppenburg die öffentliche Auftaktveranstaltung des Projekts "Migrantische Ökonomie für ländliche Regionen. Servicebüros für Verwaltung, Politik, Organisationen, Gründer/innen und Unternehmen".

Ziel des Projekts ist es, Gründerinnen und Gründern sowie Unternehmerinnen und Unternehmern mit Migrationshintergrund eine adäquate Ansprache, Beratung und Unterstützung zu bieten. Ein weiteres Ziel ist, durch Beratung und Workshops die interkulturelle Öffnung und Kompetenz von Verwaltung und Wirtschaftsorganisationen zu steigern.

 

Das Verbundprojekt führt die HAWK zusammen mit den Landkreisen Cloppenburg, Holzminden und Werra-Meißner durch. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Vorhaben im Rahmenprogramm Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA). Unter dem Titel "Kommunen innovativ" läuft seit dem 1. April 2017 ein Förderprogramm, das innerhalb von drei Jahren rund 450.000 Euro beisteuert. Der Landkreis Cloppenburg beteiligt sich mit einem eigenen Projekt, das sich unter der Leitung von Katharina Deeben der Wirtschaftsförderung widmet. Jackelinne Gomes de Alvarenga betreut es. Die Projektleitung an der HAWK nehmen Prof. Dr. Jörg Lahner und Prof. Dr. Leonie Wagner wahr, die Projektkoordination übernimmt Dr. Anke Kaschlik.

Der erste Kreisrat, Ludger Frische, eröffnete die Veranstaltung und betonte die Bedeutung des Projekts für die Entwicklung des Landkreises. Anschließend stellte das Projektteam erste Ergebnisse aus Regionalanalysen vor, die aus Datenrecherchen und vor allem aus Interviews hervorgehen. Als Grundlage hierfür dienten Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaftsorganisationen, Beratungsstellen sowie Migrantinnenselbstorganisationen und Migrantenselbstorganisationen. Zudem gab es Gespräche mit Unternehmerinnen und Unternehmern mit Migrationshintergrund. Diese ersten Analysen deuten darauf hin, dass es zwar eine Vielzahl von Beratungseinrichtungen im Landkreis Cloppenburg gibt, diese aber von Gründungswilligen und auch Unternehmerinnen und Unternehmern mit Migrationshintergrund aus unterschiedlichen Gründen nicht oder nur wenig genutzt werden. Ein Hauptgrund hierfür liegt in der geringen Bekanntheit der Angebote bei migrantischen Gründungswilligen und bei Vertreterinnen und Vertretern von Migrantinnenselbstorganisationen und Migrantenselbstorganisationen. Deshalb suchen sie Informationen meist im eigenen Umfeld, der Familie oder in Vereinen: "Im Verein wird dann jemand gefragt, der schon Erfahrungen hat, aber der sagt auch nur das, was er selber weiß und dies kann unzureichend oder auch falsch sein." (Interviewauszug Unternehmer) Migrantische Unternehmerinnen und Unternehmer sind zudem selten Mitglied in Wirtschaftsorganisationen: "Wir haben viele Ausländer, die Gastronomen sind, aber die werden kein Mitglied. Warum? Weswegen? Ich weiß es nicht." (Interviewauszug Wirtschaftsorganisation)

Ausgehend von diesen Ergebnissen diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Auftaktveranstaltung ihre Eindrücke und mögliche Veränderungswege aus ihren jeweiligen Perspektiven. Dabei kamen Stimmen aus Gründungsberatungseinrichtungen, Migrantinnenselbstorganisationen und Migrantenselbstorganisationen, Bildungseinrichtungen, Banken, Wirtschaftsorganisationen sowie Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Ämter des Landkreises (u.a. Wirtschaftsförderung, Integrationsbeauftragte) und die Politik zu Wort. Wesentlich erschien den Teilnehmenden, dass eine stärkere Vernetzung zwischen den bestehenden Organisationen stattfindet. Das gilt auch, um eine gegenseitige Vertrauensbasis herzustellen. Hierzu können auch Lotsinnen und Lotsen beitragen, die die Gründungswilligen begleiten.

In der nächsten Phase des Projekts sollen Unternehmerinnen und Unternehmer mit Migrationshintergrund von ihren Erfahrungen berichten. Dabei geht es neben der Identifizierung von Hürden auch darum, Gelingensfaktoren herauszufinden und nicht zuletzt Gründungswilligen gute Beispiele zu präsentieren.