Erscheinungsdatum: 20.03.2002

<P>Dienstag, 2. April: Fachhochschul-Professorin lädt zu Informationsabend über neues Projekt für Essgestörte</P>

Dienstag, 2. April: Fachhochschul-Professorin lädt zu Informationsabend über neues Projekt für Essgestörte

Wenn die schlanke Linie zur Sucht, wenn der Kampf gegen Pfunde zum Albtraum wird, dann ist der Begriff Essstörung manchmal eine allzu harmlose Umschreibung für die oft heimliche Qual vieler Frauen. Seit 1997 erarbeitet Dr. Marget Gröne, Professorin für Gesundheitsförderung an der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen in Gesprächsgruppen mit Betroffenen erfolgreich Strategien für ein Leben, in dem aus der schlanken die eigene Linie wird. Auch in diesem Jahr startet die Spezialistin für Ess-Brechsucht (Bulimie) wieder ein Gruppenprojekt und lädt zu einem Informationsabend am Dienstag, 2. April, um 18.30 Uhr in den Fachbereich Sozialpädagogik, Brühl 20 (Raum 212/2. Stock), in Hildesheim ein. Am folgenden Tag, Mittwoch, 3. April, bietet sie von 12.00 bis 13.30 Uhr eine telefonische Sprechstunde unter Tel. 05121/881-414 an. Da die Übergänge zwischen Bulimie, Magersucht und Übergewicht oft fließend sind, ist die Gruppe auch offen für andere Erscheinungsformen von Essstörungen.

"Wonach hungert mich wirklich?" Diese Frage beschäftigt die Teilnehmerinnen der Gesprächsgruppe. Sie versuchen, über den gemeinsamen Austausch den Gründen für ihr gestörtes Essverhalten auf die Spur zu kommen und sind aufgrund ähnlicher Erfahrungen gleichzeitig untereinander kompetente Gesprächspartnerinnen. "Ein Ziel dabei ist, dass die betroffenen Frauen die Verantwortung für sich, für ihr Leben und für ihr Essverhalten übernehmen und lernen, sich selbst zu akzeptieren und ernst zu nehmen", sagt Margret Gröne. Sie befasst sich seit langem sowohl in ihrer Forschungsarbeit als auch in ihrer therapeutischen Praxis mit Essstörunen und hier speziell mit Bulimie. In Ihrer Doktorarbeit, die unter dem Titel "Wie lasse ich meine Bulimie verhungern?" im Carl Auer Systeme Verlag erschienen ist, hat sie konkrete therapeutische Vorgehensweisen entwickelt. Sie können vielen Frauen helfen, die Ursachen für ihr Verhalten zu erkennen und die Verhaltensmuster Schritt für Schritt zu ändern. Bulimie ist eine nahezu reine "Frauenkrankheit", die fast ausschließlich in hochentwickelten Industrienationen vorkommt. In den Ländern der Dritten Welt ist sie unbekannt und war es weitgehend auch in der ehemaligen DDR vor der Wende. Inzwischen taucht sie auch dort immer häufiger auf.

Der perfekte und vor allem schlanke Körper symbolisiert für viele Frauen Erfolg und Glück. ‚Wie gestalte ich mein Leben als Frau, um Wertschätzung und Anerkennung zu bekommen und mich sicher zu fühlen?‘ Diese Frage steht nach Ansicht von Professorin Gröne hinter jeder bulimischen Symptomatik. "Gerade der Versuch, in jeder Hinsicht eine Superfrau zu sein, ist ein typisches Merkmal essgestörter Frauen", sagt sie, "das Paradoxe daran ist, dass sich diese Frauen in ihrer Fixierung auf von außen diktierte Ideale selbst aus dem Auge verlieren. Sobald sie sich erlauben, ihren eigenen Weg zu gehen, und ihren Hunger nach eigenem Leben und Lebendigkeit zu stillen, geht auch der Heißhunger." Spezifische Kennzeichen der Ess-Brechsucht sind unkontrollierte Fressanfälle, die durch selbst herbeigeführtes Erbrechen ungeschehen gemacht werden sollen. In diesem Sinne sind auch die deutlichen Worte der Therapeutin zu verstehen: "Die Bulimie geht, wenn die Frauen sich ein Leben erlauben, das nicht mehr ‚zum Kotzen‘ ist."