Erscheinungsdatum: 20.10.2004

Land fördert Forschungsschwerpunkt \\\"Laser- und Plasmaoberflächenbehandlung von Holz\\\" am Fachbereich Physik-, Mess- und Feinwerktechnik der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen mit 1,6 Millionen Mark

Wenn am Fensterrahmen oder Jägerzaun die Farbe blättert, hat so mancher Hausbesitzer schon bereut, zum Naturstoff Holz gegriffen zu haben. Plastik ist pflegeleichter, das lästige und teure Nachstreichen fällt weg, ist denn auch das Verkaufsargument der Hersteller beispielsweise von Kunststofffenstern. Viele Bauherrn folgen dem mit einem weinenden Auge – doch vielleicht nicht mehr lange. Ein Forschungsprojekt am Göttinger Fachbereich Physik-, Mess- und Feinwerktechnik der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen zur "Laser- und Plasmaoberflächenbehandlung von Holz" erschien der Landesregierung jetzt so erfolgversprechend, dass es den Titel "Forschungsschwerpunkt" und damit für fünf Jahre 1,6 Millionen Mark Förderung bekommen hat. Niedersachsenweit werden für 2001 nur zwei Vorhaben an Fachhochschulen als Schwerpunkte finanziert.

Wird Holz mit Laserstrahlen oder Plasma vorbehandelt, hält die Farbe länger und die Tragfähigkeit von Leimholz kann bis zu 68 Prozent gesteigert werden, ist das Ergebnis bisheriger Untersuchungen von Professor Dr. Wolfgang Viöl, dem Leiter des Forschungsschwerpunktes. Der 41-Jährige will jetzt industrietaugliche Methoden und Geräte entwickeln, wobei die Plasma-Behandlung im Vordergrund steht. Plasma zur Bearbeitung von Holzoberflächen wird – ähnlich wie in der Leuchtstoffröhre mit Unterdruck – durch eine Gasentladung bei Atmosphärendruck erzeugt. Es verändert die Holzoberfläche so, dass sie großporiger wird und Farbe wie Leim leichter aufnehmen kann. Je besser das Material die Stoffe annimmt, desto länger halten sie auch. In Viöls Labor an den Göttinger Zietenterassen wird das Holz derzeit noch in ein eigens konstruiertes Gerät zur Plasmaerzeugung geschoben. Für die Behandlung großer Mengen Holz stellt sich der Forscher eine Art "High-Tech-Plasmabügeleisen" vor. In einem zweiten Schritt will er eine Methode entwickeln, Plasma und Farbe in einem Arbeitsgang aufzutragen.

"Die Wirkung von Plasma auf Holz ist im Detail noch völlig unerforscht, das Verfahren für die Oberflächenbehandlung wird, wenn es einst ausgereift ist, aber weitaus preiswerter sein als die Lasermethode", kündigt Viöl an. Eines steht jedoch fest: "Durch das Plasmaverfahren wird die Holzoberfläche optisch nicht verändert und die Kosten liegen nicht höher als die für Holzfarben und –leim. Schon jetzt hat er er das deutsche Patent für seine Entwicklung erteilt bekommen. Die weltweite Anmeldung bereitet er vor.

Doch den Laserbereich will der Experte nicht außer Acht lassen, denn auch auf diesem Gebiet ist er Spezialist. In seinem Labor entwickelt Viöl neue Laser für weltweit führende Firmen, erforscht neue Anwendungen und arbeitet auf dem Gebiet der Lasertechnologie. Viöl betreibt anwendungsorientierte Grundlagenforschung bis hin zur Unterstützung der Produktentwicklung in den Firmen.

Wird Holz mit Laserstrahlen behandelt, entsteht der gleiche Effekt wie bei Plasma: Der Laser sprengt die durch das Sägen porös gewordene Oberfläche ab und legt eine offenporige Schicht frei. Diese nimmt Farbe und Leim leichter auf und deshalb halten sie länger.

Interessant sind Viöls Forschungen natürlich nicht nur für den, der beim Jägerzaun zum Pinsel greifen muss, sondern auch für die Holzindustrie. Zusätzlich zu den 1,6 Millionen Mark, die die landeseigene Arbeitsgemeinschaft innovative Projekte (AGIP) in Hannover aus den Mitteln des so genannten Niedersächsischen Vorabs der Volkswagenstiftung bewilligt hat, fördern auch Unternehmen das Projekt mit barer Münze.

Firma X hat soundsoviel Mark zur Verfügung gestellt. Firma Y beteiligt sich mit soundso viel Mark. Natürlich steuert auch die Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen aus ihrem Forschungstopf einen Teil bei. Insgesamt hat das Vorhaben ein Volumen von rund zwei Millionen Mark.

Das Land Niedersachsen hat sogar noch weitere Hilfe zugesagt: Professor Viöl hat eine Assistentenstelle und außerdem im Rahmen des nach Dorothea-Erxleben benannten Programms zur Frauenförderung eine so genannte Weiterqualifizierungsstelle zur Professorin genehmigt bekommen. Unterstützt wird Viöl zudem von Fachhochschulstudenten, die zum Teil ihre Diplom-Arbeiten zu Aspekten der Plasma- und Laserbehandlung von Holz verfassen. Der Forscher mit Leib und Seele ist sicher, dass der umweltschonende Stoff Holz dem Kunststoff auf seinem Gebiet bald wieder den Rang ablaufen wird.

Land fördert Forschungsschwerpunkt "Laser- und Plasmaoberflächenbehandlung von Holz" am Fachbereich Physik-, Mess- und Feinwerktechnik der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen mit 1,6 Millionen Mark