Erscheinungsdatum: 06.04.2006

Wissenschaftler der Göttinger Fakultät Naturwissenschaften und Technik entwickeln Innovation auf dem Gebiet der Medizintechnik

Den Sprung vom Studenten zum Unternehmer haben drei junge Göttinger Wissenschaftler der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst geschafft. Unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Viöl entwickelten sie im Labor für Laser- und Plasmatechnologie der HAWK-Fakultät Naturwissenschaften und Technik ein neuartiges Verfahren im Bereich der Medizintechnik.

Die Ausgründung von Cinogy aus der HAWK wird vom Bundesforschungsministerium aus dem Exist-Seed-Programm mit 106.000 Euro unterstützt. Gesellschafter der neuen Firma ist Prof. Hans Georg Näder, Geschäftsführer des weltweit operierenden Medizintechnik-Unternehmens Otto Bock aus Duderstadt. Dieses Zusammenspiel aus Spitzenforschung, gezielter Bundesförderung, Pionier- und Unternehmergeist taugt zum bundesweiten Modell.

Keimzelle des Projekts ist das Labor für Laser- und Plasmatechnologie von Prof. Dr. Wolfgang Viöl an der Göttinger Fakultät Naturwissenschaften und Technik der HAWK. Dort haben Cindy Kaemling, Andy Kaemling und Dirk Wandke auf dem Sektor der Plasmatechnologie geforscht. Als Studierende im Master-Studiengang Optical Engineering/Photonics und gleichzeitig als wissenschaftliche Mitarbeiter der Fakultät beziehungsweise des Instituts für Mechatronik und angewandte Photonik der N-transfer GmbH trieben Neugier und Forscherdrang sie voran. Ihr Studium haben alle drei Anfang 2005 abgeschlossen und tragen den Titel Master of Science in Optical Engineering/Photonics.

Die Forschungsergebnisse im Zusammenhang mit dem neuartigen Verfahren in der Medizintechnik haben die Geschwister Andy und Cindy Kaemling sowie Dirk Wandke und Mentor Viöl so überzeugt, dass sie die Förderung durch das Existenzgründungsprogramm Exist-Seed beantragten. 2004 wurde das Projektteam aufgenommen. Der „GründerCampusNiedersachsen“ hat die HAWK-Ausgründung mit rund 18.000 Euro ebenfalls unterstützt.

Bisher gibt es keine Produkte auf dem Markt, die nach einem ähnlichen Prinzip wie das Verfahren arbeiten. Das bestehende Angebot beschränkt sich auf die Bedienung einzelner Wirkungsweisen. Es kombiniert dagegen erstmals verschiedene physikalische Effekte, deren jeweilige positive Einzelwirkung medizinisch erforscht und bestätigt ist.
Das deutsche Patent ist bereits erteilt. Internationale Schutzrechte sind beantragt.

Mit der Markteinführung ist nach der klinischen Prüfung im Jahr 2008 zu rechnen. Wenn dies geschafft ist, haben die jungen Unternehmer einen weiten und nicht ganz einfachen Weg hinter sich. Businessplan, Markt-, Konkurrenz- und Risikoanalysen sowie organisatorisch-rechtliche Vorbereitungen waren ihre Aufgabe, bevor sie im Februar 2006 mit der Firma Cinogy starteten.

Hochkarätiger Teilhaber: Als Gesellschafter gewannen die Firmengründer mit Prof. Hans Georg Näder einen außerordentlich erfolgreichen und erfahrenen Unternehmer. Der Geschäftsführende Gesellschafter des Duderstädter Medtech-Unternehmens Otto Bock HealthCare ist mit Privatkapital in das Projekt Cinogy eingestiegen. Zum einen leitet ihn sein kaufmännisches Gespür, zum anderen aber ist er der Ansicht, dass sein Geld sinnvolle Existenzgründungen statt Bank-Renditen unterstützen soll. Prof. Näder dazu: „Es ist ungemein faszinierend, mit hoch qualifizierten jungen Menschen zusammen zu arbeiten und ihnen eine Chance zu geben, ihre Ideen zu verwirklichen. In der Kooperation von Wirtschaft und Wissenschaft steckt in Deutschland noch ein enormes Potenzial für die Zukunft. Ein Technologie-Land muss Innovation fordern, aber auch fördern.“

Weltweit beschäftigt die Firmengruppe Otto Bock über 4.000 Mitarbeiter, davon 1.400 am Stammsitz Duderstadt. Otto Bock erreicht seit über zehn Jahren im Durchschnitt zweistellige Wachstumsraten. 2005 belief sich der Umsatz auf den Rekordwert von 545 Millionen Euro. Das Unternehmen will bis 2010 den Umsatz auf 800 Millionen Euro steigern und weltweit 1.500 neue Arbeitsplätze schaffen.

Im Fall der HAWK-Absolventen stellte Prof. Näder besonders gern Beteiligungskapital zur Verfügung. Er engagiert sich seit Jahren auf den verschiedensten Ebenen für seine Heimatregion, das Eichsfeld, in dessen Herzen Duderstadt seine Firma den Stammsitz hat. Da war es ihm eine Freude, nicht nur ein erstklassiges Unternehmensprojekt, sondern drei waschechte Eichsfelder als Gründer zu unterstützen.

Für die hatte alles mit der Einschreibung an der HAWK angefangen. Andy Kaemling und Dirk Wandke hatten das Fach Physiktechnik an der Fakultät Naturwissenschaften und Technik, Cindy Kaemling das Fach Wirtschaftsingenieurwesen an der Fakultät Ressourcenmanagement in Göttingen gewählt. Cindy vertiefte sich in betriebswirtschaftliches Wissen und fand ihre Schwerpunkte in den Bereichen Projektmanagement, Einkauf/Logistik, Marketing/Vertrieb, Qualitäts- und Umweltmanagement sowie Controlling. Ihr Bruder und Dirk Wandke drängten zunächst als Studentische Hilfskräfte ihres Professors Viöl immer mehr in die Forschung. Nach ihrem Diplom schlossen alle drei den Master-Studiengang Optical Engineering/Photonics an und wurden wissenschaftliche Mitarbeiter in Viöls Labor für Laser- und Plasmatechnologie.


Ansprechpartner:

Prof. Dr. Wolfgang Viöl
HAWK-Fakultät Naturwissenschaften und Technik
vioel@hawk-hhg.de
0551/3705-218

Wissenschaftler der Göttinger Fakultät Naturwissenschaften und Technik entwickeln Innovation auf dem Gebiet der Medizintechnik (v.l.n.r.) Prof. Dr. Wolfgang Viöl, Cindy Kaemling, Dirk Wandke und Andy Kaemling. (v.l.n.r.) Prof. Dr. Wolfgang Viöl, Cindy Kaemling, Dirk Wandke und Andy Kaemling.