Erscheinungsdatum: 09.07.2013

Im Lighting Design-Workshop wechselten HAWK-Studierende kurzzeitig von Gestaltung zur freien Kunst über und schufen Lichtartefakte

Lighting Design ist nicht unbedingt Lichtkunst. Das war eine von vielen Erkenntnissen, die die Vortragsreihe „Lichtkunst“ im Rahmen des gleichnamigen Lighting Design Workshops an der HAWK bot. Es ging dabei nicht nur um reine Theorie, die Studierenden erarbeiteten auch Lichtkunstobjekte, die sie später auch der Öffentlichkeit im Rahmen der Hildesheimer Wallungen präsentierten.


Prof. Dr.-Ing. Paul W. Schmits, Professor für Lighting Design an der HAWK, gab den Studierenden mit dem Workshop Gelegenheit, einmal über den fachlichen Tellerrand zu blicken: „Wichtig ist, die Abgrenzung zwischen Lichtkunst und Lichtgestaltung zu suchen. Diese Grenze ist zwar nicht so einfach zu ziehen, aber die Kenntnis darüber, dass es jenseits des Lighting Designs noch etwas anderes gibt, ist etwas ganz Grundlegendes“, sagte Schmits. Die Unterscheidung zwischen Design und Kunst, und ob es überhaupt einen Unterschied gibt, wird seit jeher kontrovers diskutiert. Designer arbeiten häufig nach dem Grundsatz „form follows function“, eine Vorgabe, die Künstler nicht beherzigen müssen. Ihre Werke stehen für sich selbst, ein Kunstobjekt muss keine Funktion und keine Zwecke erfüllen.


Gleich zu Anfang des Design Workshops gab es einen sehr verdichteten Einstieg zur Lichtkunst von Jan Obornik, Künstler und Lehrbeauftragter an der HAWK. „Wir haben uns nun 100 Jahre Lichtkunst in rund 15 Minuten angeschaut“, erklärte er dem Publikum anhand von geschichtlichen Exponaten, darunter berühmte Werke von Dürer und Pablo Picasso. Wichtig sei für diese Gattung allerdings auch der technische Fortschritt gewesen, ergänzte Obornik: Erst mit der Erfindung von Elektrizität und dauerhaft haltbaren Glühlampen sei die heutige Lichtkunst und-gestaltung in ihren Ausprägungen möglich gewesen.


Um das Thema Glühlampe ging es auch bei Vollhard Kutscher, der den Studierenden wesentliche Stationen aus seinem künstlerischen Schaffen zeigte: Er experimentierte viel mit Leuchtmitteln, die er bemalte und so Wandprojektionen von darauf gemalten Miniaturen erzielte. In seinen Werken hat sich Kutscher nicht nur mit Lichtkunst beschäftigt, sondern auch „installative Antworten auf räumliche Situationen geliefert“, zum Beispiel auch mit Pflanzen oder Metall.


Ein weiterer wichtiger Punkt sei das Thema Vergänglichkeit von Kunst. Damit ist nicht das Licht gemeint, das, sobald es ausgemacht wird, auch die Kunstobjekte wieder verschwinden lässt. Vielmehr sei der technische Fortschritt problematisch: Viele besondere Glüh- und Leuchtstofflampen werden nach einiger Zeit nicht mehr produziert. Vollrad Kutscher sieht diese technischen Einschränkungen gelassen: „Ich habe damit kein Problem, es ist eher eines für die Museen. Die müssen die technischen Komponenten ab und zu austauschen. Ich sage immer: Alle Kunst ist vergänglich.“ Für ihn zähle die Idee, die später wieder aufgegriffen werden könne, wenn auch in anderer Form: „Für mich ist es eine Möglichkeit, den geistigen Impuls immer weiter zu geben. Der transformiert sich zwar dabei, aber das finde ich gut.“

Über die vielzeitigen Arbeitsmöglichkeiten eine Lichtkünstlers berichtete abschließend Jürgen Meier. Als „gelernter Künstler mit Hochschulabschluß“ zeige Meier eine beeindruckende Werkschau, die vom Interaktiven Medienfassaden über Licht und Sound-Installationen im Stadtraum sowie Licht-Masterplänen bis zum künstlerischen Leiter des Lichtfest Leipzig reichen.


Für Prof. Schmits war es vor allem wichtig, seinen Studierenden bei den Workshops und Vorträgen Impulse für eine eigene Perspektive zu geben: „Ich hoffe durch den direkten Kontakt mit den Künstlern können die Studierenden mehr über die unterschiedlichen Standpunkte erfahren. Das ist das eigentlich wichtig bei Lichtdesign und auch Kunst: den eigenen Standpunkt zu finden.“


Dem konnten sie sich in Workshops in den darauf folgenden Tagen weiter nähern: Die Studierenden entwarfen konstruierten und bauten verschiedene Lichtinstallationen.. Schmits zeigt sich generell begeistert vom Lighting Design Workshop mit Theorie und Praxis:“ Die Idee ist von den Studierenden an mich herangetragen worden. Auch wenn es nicht unsere Kernkompetenz ist, Lichtkunst zu machen, ist es dennoch eine ganz wichtige Quelle für die Auseinandersetzung mit dem Medium Licht.“

Lighting Design
Prof. Dr.-Ing. Paul W. Schmits

Im Lighting Design-Workshop wechselten HAWK-Studierende kurzzeitig von Gestaltung zur freien Kunst über und schufen Lichtartefakte Lichtkunst im Park: Während des Lighting Design Workshops entwarfen Studierende Lichtkunstobjek Lichtkunst im Park: Während des Lighting Design Workshops entwarfen Studierende Lichtkunstobjek