Politischer Hintergrund
In den letzten Jahren wurde deutlich, dass sexueller Missbrauch ein weitaus größeres Problem darstellt als bislang angenommen. In Reaktion auf die vielen Medienberichte über Missbrauchsfälle im Jahr 2010 hat die Politik das Thema aufgegriffen und in der Auseinandersetzung damit erkannt, dass pädagogische Fachkräfte hinsichtlich des Umgangs mit Kindern, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, besser qualifiziert werden müssen. An die Hoch- und Fachschulen richtet sich deshalb der Appell, für die notwendige Ausbildung zu sorgen. Gleichzeitig wurden die Träger pädagogischer Einrichtungen in die Pflicht genommen. Im Jahr 2012 hat der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung schriftliche Vereinbarungen mit den Dachorganisationen u.a. von Kindertagesstätten, Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen sowie Internaten getroffen. Darin bürgen die Dachorganisationen dafür, dass Kinder und Jugendliche, die in der Familie oder in anderen Bereichen sexualisierte Gewalt erfahren, in ihren Einrichtungen kompetente AnsprechpartnerInnen finden (Geschäftsstelle des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, 2013).
Wissenschaftlicher Hintergrund
Der Frage, wie (zukünftige) pädagogische Fachkräfte zu kompetenten Ansprechpartner/innen werden - was sie lernen müssen und wie sie dies am besten lernen können -, ging das Forschungsprojekt KiMsta (Kinder mit Missbrauchserfahrungen stabilisieren) nach, das von 2010 bis 2014 an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) in Hildesheim durchgeführt wurde.
Auf Basis der Gesamtergebnisse dreier aufeinander aufbauender Studien (zwei Interview-Studien mit ExpertInnen im Bereich „Sexueller Missbrauch und Traumatisierung“, schriftliche Befragung von über 700 pädagogischen Fachkräften aus Kindertagesstätten sowie Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen) wurde ein Aus- und Weiterbildungscurriculum entwickelt (Wittmann, 2015).
Seit Einführung des Curriculums im Sommersemester 2015 hat Frau Prof. Dr. Wittmann viel positive Resonanz von Seiten der Studierenden erfahren: „Die Studierenden sind hocherfreut, weilihnen das Curriculum die Möglichkeit bietet, sich im Rahmen ihres Studiums für ein gesellschaftlich und politisch hochrelevantes Thema qualifizieren zu können.“
Das Curriculum kann von Studierenden durchlaufen werden, die ihr Studium im Wintersemester 2014/2015 oder später begonnen haben.
Inhalte
In unterschiedlichen Seminaren werden in den Studiengängen Soziale Arbeit und Bildung und Erziehung im Kindesalter folgende Inhalte erarbeitet:
Tabelle Curriculum
Flyer KiMsta
Weitere Informationen finden HAWK-Angehörige in Stud.IP unter den Ankündigungen der Einrichtung ► Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit ► Ankündigung KiMsta-Curriculum für die Studiengänge Soziale Arbeit und BEiK.
Kontakt: Prof. Dr. Anna Wittmann
Quellen
Geschäftsstelle des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (Hrsg.) (2013): Vereinbarungen zwischen dem Unabhängigen Beauftragten und Dachorganisationen. Letzter Abruf am 12.11.2014 von http://beauftragter-missbrauch.de/course/view.php?id=164
Wittmann, A. J. (2015): Kinder mit sexuellen Missbrauchserfahrungen stabilisieren. Handlungssicherheit für den pädagogischen Alltag. München/Basel: Ernst Reinhardt
Windrad KiMsta