Erscheinungsdatum: 12.03.2010

Sind Shopping Center eine Bereicherung oder eine Gefahr für Innenstädte - eine kontroverse Debatte an der HAWK in Holzminden

Sind Shopping Center eine Bereicherung oder eine Gefahr für Innenstädte - eine kontroverse Debatte an der HAWK in Holzminden

Holzminden: In zahlreichen deutschen Stadtzentren sollen neue Shopping Center entstehen. Die Verantwortlichen verknüpfen mit diesen Projekten die Hoffnung auf eine Stärkung der Zentralität und die Bindung von Kaufkraft. Die Einkaufszentren sollen dem Einzelhandel in der City neuen Auftrieb geben und die Städte im Wettbewerb der Standorte besser positionieren. Ob sie dies leisten können, ist allerdings sowohl bei Stadtverantwortlichen und Wissenschaftlern als auch bei Einzelhändlern umstritten.


In der Podiumsdiskussion „Shopping Center statt Stadt?“ stießen die unterschiedlichen Positionen auf hohem Niveau aufeinander. Wolfgang Pantförder, Bürgermeister der Stadt Recklinghausen, und Matthias Böning, Sprecher des Vorstands der mfi Management für Immobilien AG, betonten die Vorteile von den konkreten Bedingungen und Bedürfnissen einer Innenstadt angepassten Center-Entwicklung.

Gerhard Kemper, Lehrbeauftragter der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Künste (HAWK) in Holzminden und zuvor geschäftsführender Gesellschafter von Kemper´s City Makler, forderte eine gründliche Abwägung der Vor- und Nachteile solcher Entwicklungen vor jeder Entscheidung. Dr. Thomas Robbers, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Münster, sprach sich gegen Center-Konzepte aus, die sich der Innenstadt nicht ausreichend öffnen.

Oliver Bernhardi, Leiter Standortentwicklung der Ludwig Görtz GmbH, konstatierte, dass die stetige Ausweitung innerstädtischer Handelsflächen nicht mit entsprechenden Umsatzsteigerungen einher gehen. Theodor Floreth, Expansionsleiter Nord der REWE Zentral AG, sieht hingegen in Shopping Centern die oftmals einzige bezahlbare Möglichkeit für Lebensmittelhändler, sich in Innenstädten anzusiedeln.

Professor Dr. Jürgen Erbach, HAWK, kritisierte, dass Shopping Center oftmals in Konkurrenz mit der Innenstadt treten und so deren Verödung noch beschleunigen. Erbach, Initiator der Veranstaltung, mahnte: „Eine Krise des Einzelhandels bedeutet zugleich auch eine Krise der Innenstädte.“ Umstritten war auch die Zukunftsfähigkeit von Shopping Centern im Hinblick auf den demografischen Wandel und die zunehmende Bedeutung des Internets für das Kaufverhalten – Probleme, die allerdings Innenstädte generell vor große Herausforderungen stellen.

Die Diskussionsrunde fand im Lichthof der HAWK Holzminden statt – vor mehr als 200 Studierenden und Experten aus anderen Städten und Vertretern von Immobilienunternehmen. Moderiert wurde sie von Christof Hardebusch, Chefredakteur von immobilienmanager.
Die Veranstaltung bildet den Auftakt zu einer Veranstaltungsreihe, die sich kritisch mit übergreifenden Themen der Stadtplanung und der Immobilienwirtschaft auseinander setzt. „Die HAWK ist eine lebendige, selbstbewusste und diskussionsfreudige Hochschule. Deshalb haben wir auch keine Scheu, hier in Holzminden solch umstrittene Themen aufzugreifen, die wir sachlich, aber kontrovers aufgreifen“, betonte HAWK-Professor Erbach.

Hochkarätig besetztes Podium im Lichthof der HAWK in Holzminden:

(v.l.n.r.) Oliver Bernhardi (Leiter Standortentwicklung Ludwig Görtz GmbH), Theodor Floreth (Expansionsleiter Nord REWE Zentral AG), Wolfgang Pantförder (Bürgermeister Stadt Recklinghausen), Christof Hardebusch (Chefredakteur des Immobilienmanager), Gerhard Kemper (HAWK Holzminden), Dr. Thomas Robbers (Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Münster), Matthias Böning (Sprecher des Vorstandes mfi AG), Professor Dr.-Ing. Jürgen Erbach (HAWK Holzminden)

Expertendiskussion im Lichthof der HAWK in Holzminden vor mehr als 200 Studierenden und Experten aus Expertendiskussion im Lichthof der HAWK in Holzminden vor mehr als 200 Studierenden und Experten aus