Fachtexte bieten Ausblick auf die Medizin von morgen

Erscheinungsdatum: 04.06.2020

Sie sind in Medizin an der Uni Göttingen eingeschrieben, und gleichzeitig als Gasthörer in Mediziningenieurwesen an der HAWK. Und nun bloggen sie auch darüber: Simon Rösel, Benedikt Kieslich und Mattes Gross schreiben Online-Fachartikel über Humanmedizin und Medizintechnik.  

Die Idee für ihren Blog kam kurz nach dem Beginn der Corona-Virus-Krise und den allgemein verhängten Kontaktbeschränkungen, was auch zu einer Verlagerung der Präsenz- in die Onlinelehre in den Hochschulen führte. Dadurch seien allerdings auch einige Praktika im Medizinstudium entfallen, erzählt Simon Rösel über die Anfänge ihres Fachblogs. Warum also nicht die frei gewordene Zeit sinnvoll nutzen und über ihre Erfahrungen und Themen als Gasthörer an der HAWK berichten? Denn sie studieren nicht nur seit sechs Semestern Humanmedizin an der Uni Göttingen, sondern belegen auch als Gasthörer im zweiten Semester etliche Module im Studiengang „Mediziningenieurwesen“ an der HAWK am Gesundheitscampus.  

 

Bereits in der Schule hatten alle drei viel Interesse an den Fächern Physik, Mathematik und Technik gehabt und letztes Jahr auch den Wunsch, dies im Rahmen ihres Medizinstudiums irgendwie mit umzusetzen. „Man merkt das vielleicht auch selbst, wenn man zum Arzt geht oder im Krankenhaus ist, wie viele technische Geräte da herumstehen“, so Simon. Denn diese müssen ja auch irgendwie entwickelt werden, Ärzte müssen sie anwenden und deswegen sei das sehr spannend, sich mit solchen technischen Fragen zu beschäftigen.
Zwar werde Medizintechnik auch im Humanmedizin-Studium behandelt, sagt Simon. Sie würden zum Beispiel lernen, wie die Auswertung von Röntgenbildern funktioniert. Es werde aber eben der Fokus auf die klinischen Anwendungen gelegt. „Dementsprechend fallen die physikalischen und technischen Hintergründe im Medizinstudium ein wenig unter den Tisch“, so Simon weiter. Die seien aber zum Beispiel wichtig, wenn es um die Weiterentwicklung der Geräte ginge. Daher sei diese Gasthörerschaft im Bereich Medizintechnik eine Möglichkeit, um sich das spezifische Hintergrundwissen anzueignen und auch beurteilen zu können, wie es in dem Bereich vorwärtsgeht.  


Im letzten Sommer nahmen sie Kontakt zu Prof. Dr. Christoph Rußmann auf, dem Studiendenkan am Gesundheitscampus Göttingen, einem Kooperationsprojekt von HAWK und Universitätsmedizin Göttingen (UMG), im Studiengang Mediziningenieurwesen, um ihm die Idee einer Gasthörerschaft vorzuschlagen. „Der war auch sehr begeistert davon und hat uns dies dann ermöglicht“, sagt Simon. Im letzten Wintersemester belegten sie nun ihre ersten Module.Wie finden Sie nun die Zeit, neben Medizin- und Gasthörerstudium auch noch einen Blog zu schreiben? „Mit viel Motivation und Hingabe für die Sache“, sagt Simon. Und auch etwas freigewordener Zeit. Denn in den letzten Wochen, als sich die ganze Gesellschaft auf Lockdown und Entschleunigung einstellte, fielen auch Studienpraktika aus: „Für uns war das eine Möglichkeit, diese Zeit sinnvoll zu nutzen.“ Zudem würde es auch nur funktionieren, sagt Benedikt, wenn man sich dabei gegenseitig unterstütze: „Wir arbeiten immer als Team -  ein Riesenvorteil, denn alleine würde ich das nicht hinbekommen.“


Ihr Blog richte sich nicht nur an interessierte Kommilitonen, sondern auch an diejenigen, die für die Inhalte der klinischen Ausbildung im Humanmedizinstudium verantwortlich seien und so sehen könnten, dass Interesse auch an anderen Dingen besteht, jenseits der klassischen Inhalte, sagt Mattes. Und natürlich ist auch eine große Portion Eigenmotivation dabei, Medizintechnik-Seminare zu belegen: „Mir macht es einfach Spaß, dorthin zu gehen und dementsprechend nehme ich es dann für mich in Kauf, dass man da auch Zeit investieren, beziehungsweise die Freizeit dafür einsetzen muss, um den verpassten Stoff nachzuholen“, sagt Simon.


Und die präsenzfreie Lehre hätte zudem den positiven Effekt, sich seine Zeit besser einteilen zu können – so sei es im Moment sogar etwas leichter mit dem Zeitmanagement, denn es gebe weniger Überschneidungen, sagt Benedikt: „Gerade im Medizinstudium haben wir sehr viele Präsenzveranstaltungen, also müssen sehr oft vor Ort sein - und jetzt haben wir eben die Möglichkeit, auch von zu Hause aus Vorlesungen anzuhören, Seminare zu bearbeiten.“
Praktisch sieht es so aus, dass sie je nach Modul unterschiedliche Formate und Inhalte angeboten bekommen. In Mediziningenieurwesen erhalten sie Skripte vorab und Vorlesungen als Audiodatei, die sie sich anhören können. Dazu müssen sie Übungen machen.
Die Resonanz auf ihren Weblog ist positiv, sagt Simon: „Die Rückmeldungen, dass unsere Kommilitonen es spannend und interessant finden, dass wir diesen Blog betreiben - und die ersten Newsletter-Anmeldungen sind auch schon eingetrudelt.“

Ob sie später einmal auch in dem Wissenschaftskommunikations-Bereich arbeiten möchten, dazu wollen sich die drei vorerst nicht festlegen: „Ich finde es schön, jetzt Erfahrungen zu Medizintechnik zu sammeln“, sagt Benedikt – für ihn würde es sich später zeigen, was man daraus macht: „Ich glaube aber, die Schnittstelle von Medizin und Technik wird mich auf jeden Fall weiter begleiten.“ Dem können sich auch Matches und Simon anschließen – sie wollen sich weiterhin sich mit dem beschäftigen, was sie interessiert und dabei auch so offen wie möglich sein.
Und eventuell auch darüber schreiben: „Wir haben schon ein paar Ideen, wie es mit dem Blog weitergehen soll“, sagt Benedikt. Man wolle erst mal in Göttingen nach Themen schauen, denn da gebe es sehr spannende Menschen, die sie interviewen möchten: aus der Wirtschaft, aber ebenso Ärzte und Lehrende und deren Anspruch an Technik – und natürlich auch Studierende, wie die zu diesem Thema stehen.