Erscheinungsdatum: 31.08.2016

Wintersemester 2016/2017: Vorträge im Oktober, November und Januar

Das nunmehr neunte Hornemann Kolleg im WiSe 2016/17 trägt das Motto "Restaurierung digital", denn in der Restaurierung gibt es viele, sehr unterschiedliche Anwendungsbereiche von Digitalisierung.

In den letzten Jahrzehnten ist sehr viel Geld des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Europäischen Union und vieler anderer Förderer in die Digitalisierung von Kulturgut geflossen, oftmals unter der Prämisse, man würde Kulturerbe digital "bewahren". In Wahrheit bewahren wir wohl nur deren digitale Dokumentation, sofern wir das Problem der langfristigen Datensicherung überhaupt lösen werden. Das macht Sinn bei bedrohten Kulturstätten in Kriegsgebieten und bei vergänglichen, dem natürlichen Verfall ausgesetzten Bildinformationen, ist aber natürlich kein Ersatz für das Original, für deren Erhaltung Restauratoren arbeiten.

Sieht man von dieser wichtigen Archivierung von Vergänglichem ab, eröffnet die Digitalisierung Bibliotheken, Archiven, Museen, Archäologie und Denkmalpflege in der Tat viele neue Möglichkeiten für die ihnen in Obhut gestellten Originale. Beispielsweise in der Vermittlung von Kulturgut: Hier werden Digitalisate bereits erfolgreich zur Ergänzung eines beeinträchtigten Objekts genutzt. Zum Beispiel kann eine Wandmalerei mit einer den Gesamteindruck stark störenden Fehlstelle so wieder besser erfahrbar gemacht werden. Oder man kann in historischen Räumen mittels digitalen Aufnahmen deren originale Ausstattung hinein projizieren, den Raum so digital historisch rekonstruieren und intensiver erfassbar machen. Außerdem lassen sich unterschiedliche Farbfassungen sehr gut digital visualisieren, die beispielsweise eine Skulptur im Laufe der Jahrhunderte und deren unterschiedlichen Zeitgeschmackes erfahren hat. 3D Digitalisate von Museumsbeständen helfen auch gut bei der Öffentlichkeitsarbeit, denn ihre Präsentation im Internet erhöht nachweislich die Besucherzahlen. Für Wissenschaftler/innen bringt die weltweite und zeitlich uneingeschränkte Verfügbarkeit von Objekten im Internet eine enorme Erhöhung der in ihre Forschung einzubeziehenden Objekte mit sich, insbesondere von zweidimensionalem Bibliotheks- und Archivgut.

In diesem nunmehr neunten Kolleg möchten wir uns der Digitalisierung von Kulturerbe widmen, die in der Tat Kulturerbe bewahrt. Am 26. Oktober stellt Matthias Wehry die Digitalisierung der sog. Leibnitz-Schnipsel vor, die langfristig zu deren präventiver Konservierung beiträgt und mit deren Digitalisaten viel schneller und effektiver als mit den Originalen der Nachlass der Universalgelehrten zusammen gepuzzelt und damit überhaupt erschlossen werden kann.

In der Denkmalpflege, um die es beim zweiten Vortrag am 23. November 2016 gehen wird, eröffnet sich durch berührungsfreies 3D-scanning - z. B. den Archäologen – u. a. die Möglichkeit der Dokumentation von archäologischen Befunden ohne Ausgrabung, was letztlich ihren besten Schutz bedeutet. Außerdem wird Prof. Dr. Rainer Drewello von der Universität Bamberg einen neuen Masterstudiengang auf diesem Gebiet vorstellen.
Am 25. Januar 2017 spricht Corinna Lohse von der Klosterkammer Hannover zu einer neuen, von ihr mitentwickelten Software, die restauratorische Erfordernisse in besonderem Maße berücksichtigt.

Auch das Monitoring von Kunstwerken wird oftmals schon ohne Berührung des Originals und nur auf der Basis von Vergleichen der Digitalisate gemacht, so z. B. an der Decke von Michaelis, über deren Monitoring durch das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege im Hornemann Kolleg SPEZIAL im Frühjahr 2017 zu hören ist.

Ansprechpartnerin: Dr. Angela Weyer

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