Nora Hartmann schließt Promotion erfolgreich ab
Die Corona-Pandemie mit ihren großen Einschränkungen der individuellen Freiheiten und der Begegnungsmöglichkeiten hat ohne Frage maßgeblich die technologisch gestützte, ortsunabhängige Arbeit gefördert, was der Forschungsfrage eine besondere Aktualität und Relevanz verliehen hat. Aber was bedeutet es, wenn immer mehr Menchen zu Hause arbeiten, also auch mehr Zeit im Dorf verbringen? Um Antworten auf diese Frage zu bekommen, hat Nora Hartmann 25 Interviews mit im Homeoffice arbeitenden Menschen in Dörfern unterschiedlicher Größe und Lage geführt. Dabei stellte sie fest, dass die gewonnene Zeit durch Wegfall des Pendelns nicht unbedingt dazu beitragen muss, dass das Dorfleben oder die Dorfgemeinschaft belebt wird. Vielmehr entscheiden Personen sehr individuell, wie sie diese Zeit verwenden.
Da Homeoffice in größerem Umfang noch ein relativ junges Phänomen ist, kann die Wirkung auf das Dorf noch nicht abschließend beurteilt werden, allerdings zeigen die Forschungsergebnisse bereits, dass die häufigere Anwesenheit im Dorf Einfluss auf Aktivitäten und Teilhabe am Dorfleben hat. Interessant ist zudem, dass Personen, die mehr Zeit am Wohnort verbringen, auch einen größeren Anteil ihrer Freizeitaktivitäten im Dorf ausüben, was wiederum dazu beitragen kann, dass Sozialkontakte und die Bindung an das Dorf insgesamt gestärkt werden können. Interessant ist weiterhin der Aspekt, dass das Homeoffice ganz offensichtlich zur Rückkehr ins Dorf motiviert und auch das Bleiben begünstigt. Beide Aspekte zeigen, dass Dörfer durch Homeoffice in einem gewissen Maße demographisch stabilisiert werden können.
Die Forschungsergebnisse liefern auch wichtige Hinweise für die Praxis der Dorfentwicklung, so sollte Homeoffice als Standortfaktor in der Dorfentwicklung in Zukunft immer mitgedacht werden. Nora Hartmann spricht abschließend von „Homeoffice als Impulsgeber für dörflichen Wandel“ und unterstreicht damit die mögliche zukunftsweisende Wirkung dieser neuen Form des Arbeitens.
Nora Hartmann hat an der HAWK den Masterstudiengang Regionalmanagement und Wirtschaftsförderung absolviert und war dann Stipendiatin im Niedersächsischen Promotionsprogramm „Digitale Lebenswelten in Dörfern – Verantwortung und Steuerung der digitalen Transformation. Chancen und Risiken des digitalen Wandels“, gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Das Promotionsprogramm war ein gemeinsames Vorhaben der Universität Vechta, der Leibniz Universität Hannover und der Hochschule für Wissenschaft und Kunst (HAWK) Hildesheim/Holzminden/Göttingen. Die Betreuung der Promotion von Nora Hartmann erfolgte im Rahmen eines kooperativen Promotionsverfahrens durch Prof. Dr. Ulrich Harteisen (HAWK) und Prof. Dr. Karl Martin Born (Universität Vechta).
Die übergeordnete und forschungsleitende Zielsetzung des Promotionsprogramms ist die Analyse der gegenseitigen Abhängigkeiten digitaler Transformationen auf Gemeinschaftsbildung, Raumkonfigurationen und Entscheidungs- bzw. Handlungsprozesse in ländlichen Gesellschaften, so Prof. Dr. Ulrich Harteisen.