Erscheinungsdatum: 14.08.2015

Workshop für Studierende des Studienganges Restaurierung über natürliche und synthetische Faserstoffe

Workshop für Studierende des Studienganges Restaurierung über natürliche und synthetische Faserstoffe

Fiber based Solutions – so titelt die Papiertechnische Stiftung (PTS) in Heidenau bei Dresden in ihrem zeitgemäßen Logo. Vom 29. bis 31. Juli 2015 fand an der PTS ein speziell für Studierende des Studienganges Restaurierung der HAWK Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst konzipierter Workshop über „natürliche und synthetische Faserstoffe“ statt.
Die PTS ist eine gemeinnützige Stiftung der Papierindustrie und zugleich anwenderorientierte Prüf- und Forschungseinrichtung mit Standorten in München und in Heidenau.

Der Kurs führte zunächst in die klassische lichtmikroskopische Beobachtung der Fasermorphologie ein. Besonderes Interesse fanden die sich daran anschließenden praktischen Laborübungen. Sehr anschaulich demonstrierten die Leiterinnen des Kurses, Dipl. Ing. Sabine Pensold und Dipl. Ing. Manuela Fiedler, verschiedene Anfärbetechniken unter dem Lichtmikroskop, die die Identifizierung der einzelnen Fasermaterialien im Papier ermöglichen. Die daran anschließenden eigenen Anfärbeversuche faszinierten die Kursteilnehmerinnen nachhaltig.
Welche Bedeutung die klassische Papierfaserbestimmung bei der Datierung historischer Papiere hat, zeigte die jüngst entdeckte Fälschung eines Galileo Galilei (um 1610) zugeschriebenen Buches auf spektakuläre Weise.

Die Möglichkeiten der Datierung von Papier- und Faserstoffen mit Hilfe der zerstörungsfrei arbeitenden Methode der Infrarotspektroskopie (Nahes und Mittleres IR und Raman-Spektroskopie) waren dann folgerichtig Schwerpunkt des zweiten Kurstages. Dr. Enrico Pigorsch (PTS Heidenau) führte sehr engagiert in die verschiedenen spektroskopischen Verfahren ein. Die Messinstrumente wurden von Dr. Pigorsch in der sich anschließenden Laborbegehung eindrucksvoll demonstriert. Ganz besonders beeindruckend war das NIR-Spektrometer. Es ermöglicht, ohne Eingriff am Objekt von vorne, buchstäblich auf die Hinterseite (z.B. einer aufgeklebten Grafik) zu schauen.

Die Notwendigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit bei der Datierung historischer Papiere wurde in zwei Vorträgen des Kunsthistorikers Dr. Georg Dietz auf beeindruckende Weise deutlich. Nur in der gemeinsamen Diskussion von Experten der Ingenieur-, Kunst- und Naturwissenschaften kann das so komplexe Material „historisches Papier“ hinreichend beschrieben werden. Dr. G. Dietz zeigte an zahlreichen Beispielen die Bedeutung der sogenannten Durchleuchtungstechnik. Hierbei werden durch ein computergestütztes Rechenverfahren (FFT, schnelle Fouriertransformation) charakteristische Papierstrukturen sichtbar gemacht, die über das uns allen bekannte Wasserzeichen weit hinausgehen.

Am dritten Tag fand eine sehr individuelle Führung durch das Dresdner Kupferstichkabinett statt. Die beiden Papierrestauratoren Wiebke Schneider und Olaf Simon gewährten Einblicke in die Restaurierungswerkstätten und Archive der Sammlung. Eine freudige Überraschung: In den Werkstätten arbeitet z.Z. als Volontärin Juliana Polte, ausgebildete Papier-Restauratorin (M.A.) und ehemalige Studentin der Fachrichtung Restaurierung von Buch, Grafik und Schriftgut der HAWK Hildesheim.

Der Gang durch die Archive und der gewährte Blick auf die grafischen Kunstwerke waren im wahrsten Sinne atemberaubend. Wir danken den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der PTS, die diesen einzigartigen Workshop für die Studierenden der HAWK geplant und organisiert haben, sehr herzlich. Unser Dank gilt auch den „unsichtbaren“ Helfern der Materialanalytik der PTS, die uns in den Pausen des Kurses auf sehr angenehme Weise beköstigten. Ein ganz besonderer Dank an Frau Dipl. Ing. Sabine Pensold, der Leiterin der Materialanalytik der PTS, für die Einladung nach Heidenau.

Wir kommen gerne wieder.

Workshop an der PTS Heidenau Workshop an der PTS Heidenau