Erscheinungsdatum: 07.04.2008

Experte für Konservierung und Restaurierung von Wandmalerei/Architekturoberfläche geht in den Ruhestand

Prof. Dr. Ivo Hammer wurde vom Dekan der Fakultät „Erhaltung von Kulturgut“, Prof. Dr. Michael von der Goltz, feierlich in den Ruhestand verabschiedet. Als Hochschullehrer für Konservierung und Restaurierung von Wandmalerei/Architekturoberfläche war er von Juni 1997 bis Februar 2008 für die HAWK tätig. Seine interdisziplinäre Fachkompetenz sowie seine umfassenden praktischen Kenntnisse und wissenschaftlichen Erfahrungen im Bereich der Konservierung, Restaurierung und Denkmalpflege fanden bis weit über den deutschsprachigen Raum hinaus größte Anerkennung.

Stationen der beruflichen Entwicklung
Das Restaurierungsatelier des Vaters Walter Hammer in Ulm war für die berufliche Entwicklung zweifellos schon in der Kindheit und Jugend prägend. Gemeinsam mit dem Vater arbeitete er im Anschluss an die Schulzeit von 1963 bis 1976 als freischaffender Restaurator. Das Studium der Kunstgeschichte, Philosophie sowie der klassischen und christlichen Archäologie absolvierte er von 1966 bis 1975 in Freiburg/Breisgau und in Wien mit der Promotion (Dr. phil.). Der Bezug zur Praxis blieb dabei immer erhalten und am Berufswunsch „Restaurator“ gab es keinen Zweifel.

Von 1976 bis 1997 bekleidete Dr. Ivo Hammer die Position des Leitenden Restaurators für Wandmalerei/Architekturoberfläche in den Restaurierungswerkstätten des Bundesdenkmalamts in Wien. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit in der österreichischen Denkmalpflege war die Entwicklung von Methoden der Erhaltung von Wandmalereien in situ und damit auch von Verfahren der Verminderung von schädlichen Salzen. Besonderen Wert legte er auf die Erforschung und Erhaltung historischer Verputze sowie auf die Anleitung und Weiterbildung der kooperierenden freien Restauratoren. Beispiele seiner auch international beachteten Pilotprojekte sind die Arbeiten an den romanischen Wandmalereien des Stifts Lambach und Salzburg Nonnberg, die Konservierung von Verputzen des 16. Jahrhunderts der Feste Hohensalzburg sowie auch die Erhaltungsmaßnahmen am Beethovenfries von Gustav Klimt, dem herausragenden Kunstwerk des Wiener Jugendstils von 1902.

Amtsrestaurator Dr. Ivo Hammer entwickelte sich zu einem renommierten Experten, der als Referent und Lehrbeauftragter weit über Österreich hinaus größte Anerkennung erfahren hat, z.B. an der TU Wien, der Akademie der Bildenden Künste in Wien sowie an den Fachhochschulen Köln und Hildesheim und an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Seine umfassenden theoretischen, methodischen und organisatorischen Kenntnisse brachte er in internationale Kooperationen wie EUROCARE und ICOM CC Mural Painting Working Group ein.

Dr. Ivo Hammer als Hochschullehrer der HAWK von 1997 bis 2008
Prof. Dr. Ivo Hammer vereinigt in seiner Person sowohl die restauratorische Praxis als auch den akademischen Bildungsanspruch. Die Vermittlung dieses umfassenden Verständnisses des Restauratorenberufs war daher stets eines seiner wichtigsten Anliegen in der Lehre. „Die konservatorische Zielstellung, die ethische Grundhaltung gegenüber der Originalsubstanz und die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Gegenstand, sowohl hinsichtlich des historischen Gehalts als auch seiner materiellen Substanz, sind gleichrangig und dürfen nie getrennt betrachtet werden“, lautet einer seiner Devisen. Wesentliche Grundlage des Berufsbilds des Restaurators für ihn ist der breite Kulturbegriff, der auch der Charta von Venedig (1964) zugrunde liegt. Besonders wichtig ist ihm deshalb auch das Verständnis von Wandmalerei als Teil der Architekturoberfläche und die Kooperation mit dem Handwerk.

Von 1997 bis 2008 sind in der Studienrichtung Wandmalerei/Architekturoberfläche insgesamt 71 Abschlussarbeiten entstanden. Die kompetente restauratorische Untersuchung und Dokumentation im Sinne der Befundsicherung sowie die verantwortungsbewusste Intervention zur Erhaltung und Pflege der gefährdeten Kulturobjekte sind die Schwerpunkte der von ihm stets engagiert betreuten Arbeiten an einer Vielzahl von Bauwerken im In- und Ausland, z.B. der mittelalterliche Kreuzgang der Michaeliskirche in Hildesheim oder die Villa Tugendhat in Brünn, einem Meisterwerk der klassischen Moderne.

Neben der Forschung (z.B. zur Konsolidierung von Putz und Wandmalerei mittels Nanokalk oder zur Plasma-Reinigung mineralischer Oberflächen) und Lehre erforderte auch die Arbeit in der Selbstverwaltung und in den Hochschulgremien größten Einsatz. An der Weiterentwicklung des früheren Studiengangs Restaurierung zum Fachbereich Konservierung und Restaurierung hat Dr. Ivo Hammer ebenso engagiert mitgewirkt wie an der aktuellen Einrichtung der neuen Fakultät „Erhaltung von Kulturgut“. Das Fachgebiet der Konservierung und Restaurierung hat dadurch eine beachtliche Aufwertung erfahren und die Profilierung der FH Hildesheim-Holzminden-Göttingen als Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst ist dadurch erheblich vorangetrieben worden.

Als Hochschullehrer sowie in seiner Funktion als Dekan und bis zuletzt noch als Prodekan hatte Dr. Ivo Hammer daran einen maßgeblichen Anteil. Er hat sich dadurch mit seinen Leistungen für die HAWK sowie auch in seinem Arbeitsgebiet der Konservierung, Restaurierung und Denkmalpflege bleibende Verdienste erworben.


Dr. Erwin Stadlbauer, Nieders. Landesamt für Denkmalpflege und HAWK-Honorarprofessor

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