Studierende der HAWK-Fakultät Gestaltung holen 13 ADC-Nägel und Auszeichnungen

Erscheinungsdatum: 11.05.2021

Bei der 57. Ausgabe des ADC Talent Awards haben Studierende der HAWK-Fakultät Gestaltung insgesamt 13 Preise gewonnen, darunter vier silberne Nägel, einen bronzefarbenen Nagel und acht Auszeichnungen. Damit vergab der Art Directors Club für Deutschland e. V., kurz ADC, jeden zehnten seiner Preise für kreative Kommunikation an Studierende der Fakultät Gestaltung am Hildesheimer Campus Weinberg. Der Wettbewerb fand im Rahmen des 2021er ADC Festivals online in digitalen Sessions unter dem Motto "Superkraft Kreativität – Findet immer einen Weg!" statt.

Bedingt durch die Pandemie ehrte der ADC die Superheldinnen und -helden der Kreativbranche im Livestream auf Youtube. Von den Beiträgen der HAWK überzeugten etwa ein außergewöhnliches Verpackungskonzept für ein Unboxing, also ein Auspack-Video, des Streaming-Lautsprechers Sonos One, eine ausgefeilte Headline für Brot für die Welt, die zum Nachdenken anregen soll sowie ein Werbetafelkonzept mit Smartphone-Einbettung gegen Zensur, bei der sich verpixelte Motive per QR-Code „entzensieren“ lassen. Ebenfalls großen Anklang fand ein Editorial Design zur Suche nach der Langeweile für mehr Kreativität in Zeiten der digitalen Dauerüberflutung.

 

Alle Preise gehen jeweils an Arbeiten von Studierenden der HAWK, die Gestaltung im Kompetenzfeld Advertising Design an der Fakultät Gestaltung studieren. Prof. Barbara Kotte, Koordinatorin des Kompetenzfeldes Advertising Design, und Prof. Mathias Rebmann, der ebenfalls im Kompetenzfeld Advertising Design lehrt, haben alle prämierten Arbeiten betreut. „Wir sind seit sechs bis sieben Jahren immer bei den besten Hochschulen dabei. Dieses Jahr sind insgesamt noch mehr Arbeiten ausgezeichnet worden als im letzten Jahr. Es ist toll, dass wir seit vielen Jahren beim ADC Talent Award konstant so erfolgreich sind.“, freut sich Prof. Barbara Kotte. „Der Erfolg beim ADC Talent Award 2021 zeigt, dass unsere Studierenden mit den Besten der Branche mithalten können. Oft war aus den Jurys zu hören, dass die Arbeiten des Nachwuchswettbewerbs besser waren als manche im Hauptwettbewerb.“, lobt Prof. Mathias Rebmann.

Beide konnten auch selbst beim Wettbewerb mit eigenen Arbeiten Erfolge feiern. Prof. Barbara Kotte gewann mit ihrem Büro „Kollektiv Scrollan“ Gold für das bei Hartmann Books veröffentlichte Buch „Anne Schönharting – Das Erbe“ und Silber für „Wir Schwestern“, erschienen im Dummy Magazin. Mathias Rebmann hat mit seinem Büro „RebmannPoguntke“ für "Biohackers – Die erste Serie gespeichert in DNA“ für den Streaming-Dienst Netflix gleich Gold, Silber und Bronze gewonnen.

„Natürlich bin ich auch Stolz auf den Erfolg von uns Lehrenden mit Arbeiten abseits der Hochschule. Unsere Arbeit für Netflix gewann die höchste Auszeichnung in der Kategorie ‚Creative Use of Code‘. Das verdeutlicht einmal mehr, dass Advertising Design heute weit mehr ist als das, was viele mit dem Begriff ‚Werbung‘ assoziieren.“, ergänzt Prof. Rebmann.

Über den Art Directors Club für Deutschland e.V.

Im Art Directors Club für Deutschland (ADC) e. V. haben sich über 750 führende Köpfe der kreativen Kommunikation zusammengeschlossen. Clubmitglieder sind renommierte Designschaffende sowie Mitglieder von Journalismus, Architektur, Szenographie, Fotografie, Illustration, Regie, Komposition, Produktion und den digitalen Medien sowie Werbetreibende. Der ADC sieht sich als Maßstab der kreativen Exzellenz und zeichnet herausragende Kommunikation aus. Dazu veranstaltet er Wettbewerbe, Kongresse, Seminare, Vorträge, Events, B2B-Veranstaltungen und gibt diverse Publikationen heraus.

Einen Überblick über alle 13 prämierten Arbeiten der HAWK liefert der weitere Text:

Silberne Nägel

Vier studentische Arbeiten ehrte der Art Directors Club mit einem silbernen Nagel. Im Einzelnen sind das Nadja Haas mit ihrem Kommunikationsdesign des UN-UN-UN-UN-UNBOXING des SONOS One, Isabel Plewnia mit ihrer nachdenklichen Headline für Brot für die Welt, Kikko Neubert mit dem gegen Zensur gerichteten Ausstellungskonzept Uncensored Art und Farina Lichtensteins Editorial Design "Die Suche nach der Langeweile".

UN-UN-UN-UN-UNBOXING SONOS One – Kommunikationsdesign von Nadja Haas

Nadja Haas zeigt in ihrer Semesterarbeit „UN-UN-UN-UN-UNBOXING SONOS One“ wie man eine junge Zielgruppe vom Klang der kleinen Netzwerk-Streaming-Lautsprechers SONOS One überzeugt. Ein weit verbreitetes Phänomen stellen „Unboxing-VIdeos“, also das Auspacken eines neuen Produkts vor der Kamera in sozialen Netzwerken dar. Haas möchte Influencerinnen und Influencer, die sich mit Technik, Gadgets und Homeliving beschäftigen, per Post einen tollen Anlass für ein ungewöhnliches Unboxing-Video zusenden. Dafür produziert Nadja Haas Kartons in der Originalgröße alter Musikwiedergabegeräte, die sie ineinander verpackt und als ein überdimensional großes Paket verschickt. Die Empfängerinnen und Empfänger drehen dann ein „Unboxing-Video“, in dem sie ein Paket nach dem anderen auspacken. Das letzte und kleinste Paket enthält einen echte n SONOS One.

Brot für die Welt – Headlines von Isabel Plewnia

Die Realität kann hässlich und anstrengend sein. Menschen schützen sich davor, indem sie die stetig wachsende Bilderflut und deren Informationen einfach ignorieren. Dies machte sich Isabel Plewnia zunutze: Ein in Sprache verpacktes Trojanisches Pferd in Form einer Headline, die sich durch einen erweiterten Copytext ergänzt, war ihre Lösung. Sie erinnert in ihrer Semesterarbeit „Brot für die Welt – Headlines“ die Menschen daran, dass alle zum Opfer werden können und sie macht ihnen ihre Verantwortung bewusst. Ein Weblink fordert zur Handlung auf.

Uncensored Art – Werbekampagne von Kikko Neubert

Kunstschaffende in restriktiven Ländern besitzen keine künstlerische Freiheit und werden für regime- und religionskritischen Kunstwerke verhaftet. Die Sonderausstellung und Abschlussarbeit „Uncensored Art – Die Ausstellung gegen Zensur“ auf der Kunstmesse Zürich bietet diesen Künstlerinnen und Künstlern eine Plattform und zeigt ihre Kunstwerke. Hierfür entwickelte Kikko Neubert eine interaktive Kampagne, die unter anderem verbotene Kunstwerke durch das Scannen eines QR-Codes sichtbar macht. So positioniert sich die Kampagne gegen die Zensur von Kunst.

Die Suche nach der Langeweile – Editorial Design von Farina Lichtenstein

Bereits 15 Minuten monotone Tätigkeit können kreative Ideen freisetzen. Zu dieser Erkenntnis kam Farina Lichtenstein während ihrer Studie zum Thema Kreativität und dem Konsum von Bildern und Inhalten über Social Media. Dabei entstand ein Lösungsansatz, der die wachsende Konnektivität nicht verteufelt, sondern mit Langeweile kombiniert und dadurch eine Brücke zur Kreativität schlägt. Umgesetzt hat sie es in ihrer Abschlussarbeit als Buchobjekt, das Langeweile visualisiert und dabei immer wieder aufbricht. Den Text hat sie auf Endlospapier gedruckt, wodurch aus vielen Seiten eine einzige wird, die scheinbar nie endet – wie die Langeweile.

Bronzener Nagel

Leonie Egges Editorial Design Zeitung für Zuhause brachte ihr beim ADC Talent Award 2021 einen bronzenen Nagel ein.

Zeitung für Zuhause – Editorial Design von Leonie Egge

„Was macht es mit uns, wenn wir unseren ganzen Alltag zuhause verbringen? Was ist eigentlich ein Zuhause? Was bedeutet es, zu Hause zu bleiben?“ Diese Fragen stellte sich Leonie Egge und begann, das Gefühl zwischen Enge und Weite, der Bedeutung von Platz und Raum, Bewegung und Stillstand einzufangen und abzubilden. Dazu kehrte die Masterstudentin das Medium Zeitung als schnelles, vergängliches und für die Allgemeinheit zugängliches um, mischte Öffentlichkeit und Privatsphäre und lud damit zum Träumen und Verweilen ein. Anstatt wie von ihr geplant ein Praxissemester beim Zeitmagazin anzutreten, hat sie die Zeit abonniert, zerschnitten und zu Collagen verarbeitet, die den Mittelpunkt ihrer gestalterischen Auseinandersetzung mit dem Thema Zuhause bilden. Sie ergänzt diese um Gedankenblöcke und Aufzeichnungen von Interaktionen mit ihrem Wohnraum. Die Zeitung ist damit Tagebuch und Ausstellungsfläche zugleich, die Seiten verwandeln sich in Galeriewände und bringen Leonie Egges Zuhause an fremde Frühstückstische.

Auszeichnung

Darüber hinaus vergab der ADC acht Auszeichnungen für Arbeiten von Vivien Dahmen, Florian Danker, Phillip Bolduan, Pia Kirchhof, Anna Lüders, Sarah Kuhnhenne Schulte, Maike Wieking, Daria Lutset, Marie Mause und Jakob Willenbrock.

Die Kristallkugel – Eine Buchillustration von Vivien Dahmen

Viele Märchen haben einen düsteren Hintergrund. Dem wollte Vivien Dahmen mit der Idee von farbenfröhlichen Grafiken und einer fast kindlichen Gestaltung entgegenwirken. Dabei enstand ein Märchenbuch, das durch die Kombination von Farbigkeit und modern gestalteten Grafiken einen unerwarteten neuen Blick auf das Märchen „Die Kristallkugel“ der Gebrüder Grimm gewährt. Zum Einsatz kamen dabei digitale Grafiken, die bestimmte Handlungen des Märchens visuell darstellten. Für ihre Buchillustration wählte die Studentin hauptsächlich Grundformen zur Erstellung der einzelnen Bildausschnitte und griff auf Farben mit Komplementärkontrast zurück, welche auch im Text Verwendung fanden.

Podcast ohne Kohle – Kommunikationsdesign von Florian Danker und PhillipBolduan

Florian Danker und Phillip Bolduan nutzen moderne Kommunikationsmedien, um in einem Podcast über Probleme und Folgen des Klimawandels zu informieren. Sie bewerben den Podcast mit einer crossmedialen Guerilla-Kampagne, halten dabei aber sämtliche Ausgaben bei null Euro. Gemäß dem Motto: „Podcast ohne Kohle, Werbung ohne Kohle.“ Das Ziel lautet: Vor allem junge Menschen auf das Thema „Kohle-Energie in Zusammenhang mit Lobbyismus“ aufmerksam zu machen. Der Podcast nimmt sein Publikum auf eine fünfzehnminütige virtuelle Reise an Orte mit, die besonders unter der Erderwärmung leiden. Hinzu kamen gesponserte Plakate, umgelabelte Cola-Flaschen sowie ein Social-Media-Auftritt mit selbstgestalteten GIF-Animationen, die bis heute sechs Millionen Views auf giphy.com erzielt haben.

Brot für die Welt – Eine Headline von Pia Kirchhof

„Die Hoffnung stirbt zuletzt – und vor ihr tausend Kinder.“ Pia Kirchhof wollte eine Headline für die Nicht-Regierungs-Organisation Brot für die Welt verfassen. Ihre Idee: Endet ein Satz nicht so wie erwartet, stolpert man automatisch beim Lesen darüber. Dies erregt die Aufmerksamkeit der Leserschaft. So besteht die erste Hälfte der Headline aus dem bekannten Sprichwort, welches man im Kopf automatisch vervollständigen will. In der zweiten Hälfte relativiert Kirchhof  dieses Sprichwort jedoch und ändert es ab, sodass der Betrachter darüber stolpert und es erneut liest. Somit verstärkt die Überschrift die wichtigen Botschaften der NGO.

Sloggi – Kommunikationsdesign von Pia Kirchhof

Die Aufgabe, wahlweise einen Social-Media-Post oder ein digitales Motiv zum Thema „zum Lachen bringen“ von einem frei zu wählenden Absender zu gestalten, löst Pia Kirchhof mit dem Spruch „locker machen und Abstand halten.“ Da man sich aufgrund des Corona-Lockdowns größtenteils zu Hause aufhält, kann auch gerne auf den BH verzichtet werden. Mit einem Augenzwinkern rät Sloggi angesichts der Covid19-Situation nicht nur sich selbst, sondern auch den BH locker zu machen. Zusätzlich appelliert der Post, auf die gegebenen Corona-Richtlinien zu achten. Um Body Positivity zu vermitteln, verzichtet das Motiv gezielt auf eine idealisierte Darstellung.

What if we share – Promotionaktion von Anna Lüders, Sarah Kuhnhenne Schulte, Maike Wieking und Daria Lutset

Share verspricht bei einem Kauf ihrer Produkte, Bedürftigen Hilfe zu finanzieren. Doch was passiert mit dem gespendeten Geld? Kommt es überhaupt an? Zusammen wollen die vier Studentinnen Anna Lüders, Sarah Kuhnhenne Schulte, Maike Wieking und Daria Lutset den Aspekt des Teilens für die Kundschaft präsenter und greifbarer machen. Hierfür nutzen sie das eins zu eins-Prinzip von Share und konzipieren einen Automaten, der vor Ort Hilfsbedürftige unterstützt. Die Kundinnen und Kunden kaufen ein Produkt und gleichzeitig kommt ein weiteres Produkt aus der anderen Klappe, an der sich dann Bedürftige bedienen können.

Verhörer Remastered Playlist – Promotionaktion von Marie Mause

Mindere Soundqualität führte über Jahre dazu, dass viele bestimmte Textstellen in Songs immer wieder falsch verstanden und diese „Verhörer“ oder auch „Misheard Lyrics“ den Originaltext ablösten. Dank des brillanten Klangs der Marke Sonos soll dies der Vergangenheit angehören. Doch für diejenigen, die ihre Verhörer vermissen, entwickelt Marie Mause die „Verhörer Remastered Playlist“ auf der Streamingplattform Spotify. Diese enthält extra neu produzierte „Verhörerversionen“ in bester Qualität. So entsteht beispielsweise aus „I've Got The Power" von „Snap!“ der Titel „Agathe Bauer“.

Bremer Warnzeichen – Promotionaktion von Jakob Willenbrock

Um auf den Notstand in vielen Tierheimen Deutschlands aufmerksam zu machen, entwickelte Jakob Willenbrock das Bremer Warnzeichen. Er erweiterte das weltweit bekannte Wahrzeichen der Bremer Stadtmusikanten um mehrere Tiere und rückte damit die Überfüllung der Tierheime in die Bremer Innenstadt. Bilder der Statue sollten durch die lokalen Medien gehen und per Social Media geteilt werden. Diese Aktion sollte dazu anregen, die Tierheime zu unterstützen, damit alle Tiere, genau wie die Stadtmusikanten, ein Zuhause finden.

Ohne Worte – Plakatkampagne von Jakob Willenbrock

Mit seiner Plakatserie „Ohne Worte“ skizziert Jakob Willenbrock die Zukunftsvision der Automobilherstellers Tesla. Eigentlich noch zeitgemäße Objekte für die Förderung fossiler Brennstoffe stellt er wie Relikte aus einer vergangenen Epoche dar und sendet damit eine klare Botschaft. Neben der offensichtlich kritischen Auseinandersetzung mit fossilen Brennstoffen zeigt die Kampagne, dass Tesla der Konkurrenz gedanklich schon einen Schritt voraus ist und mit der Ölförderung abgeschlossen hat.

Kontakt