Fünftägige Exkursion zum immobilienwirtschaftlichen Top-Standort Hamburg

Erscheinungsdatum: 14.06.2018

Zum vierten Mal wird die Immobilienmetropole im Norden Deutschlands von Studiendekan Prof. Dr. Jens Oeljeschlager und Christopher Jäger, Verw.-Prof., als Exkursionsziel für das vierte Semester des Bachelor-Studiengangs Immobilienwirtschaft und -management ausgewählt:

„Mit dem Exkursionsangebot nach Hamburg schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: Wir bringen die Studierenden zum einen den Markt und den Standort nahe sowie zum anderen mit interessanten Arbeitgebern aus der gesamten Breite der immobilienwirtschaftlichen Praxis zusammen – und alles im primären Einzugsgebiet unserer immobilienwirtschaftlichen Studiengänge.“

 

Strategische Stadtplanung in geografischen Grenzen

Die Exkursion ist angelehnt an den Lebenszyklus einer Immobilie. Zu Beginn verschafft Harald Horster (Mitarbeiter Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen) der Gruppe am riesigen Innenstadtmodell Hamburgs einen Überblick über die Stadt. Im Folgenden zeigt Horster mittels einer lebendigen Präsentation die Rahmenbedingungen und Aufgaben der Behörde sowie die zentralen stadtplanerischen Projekte und die damit einhergehenden Herausforderungen: „Die geografischen Grenzen einer Stadt wie Hamburg bedingen den Handlungsrahmen der Stadtentwicklung: innere vor äußere Stadtentwicklung.“

Nachverdichtung und Durchmischung als stadtplanerische Lösungen

Dabei spielt Horster auf ein zentrales Themenfeld der künftigen Immobilienprofis an: Die Nachverdichtung der Städte, aber auch ländlicher Strukturräume, werde eine zunehmende Rolle im Kontext der Bauleitplanung einnehmen. Ein weiteres wichtiges Thema sei die bewusste zweidimensionale Durchmischung in den Stadtquartieren. Die eine Dimension bilde die Durchmischung unterschiedlicher synergieschaffender Nutzungsarten, die zweite Dimension die Durchmischung unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen. Eine dritte zukünftige Aufgabe beträfe alle Themen rund um Mobilität und Digitalisierung.

Stadtplanung von den Besten lernen

Einen Blick in die Zukunft Hamburgs gibt darüber hinaus der Hamburger Architekt und Stadtplaner André Poitiers: „Wir agieren häufig an den spannenden Nahtstellen zwischen der Kommune, der Privatwirtschaft und der Gesellschaft, müssen also alle Interessen im Blick haben – nicht selten gilt es, bei Interessenskonflikten auch zwischen den Parteien zu vermitteln; dabei stets einen transparenten Planungsprozess zu leben, erachten wir als äußerst wichtig!“

Ideen und Konzepte werden von Poitiers eindrucksvoll anhand schon realisierter Projekte, des teilweise fertig gestellten Quartiers Mitte-Altona und weiterer zukünftiger Projekte vorgestellt.
Mit einem geschärften Sinn für die Quartiersentwicklung wird sogleich die zweitgrößte Baustelle Hamburgs, Mitte-Altona, unter Führung von Björn Ruhkieck (Quartiersmanager ProQuartier) besichtigt und die Studierenden für die Herausforderungen einer wohnungswirtschaftlich geprägten Quartiersentwicklung sensibilisiert.

Beispiel einer eher gewerblich geprägten Quartiersentwicklung: HafenCity

Überwiegend gewerblich geprägt zeigt sich wiederum die weiterhin größte Baustelle Hamburgs: die HafenCity. Uwe Cartensen (Mitarbeiter HafenCity Hamburg GmbH) präsentiert den interessierten Studierenden zunächst anhand einer informativen Präsentation im Kesselhaus die Entwicklung des Quartiers: „Ziel war es, die Innenstadt an die Elbe zu bringen, damit musste das zum Teil noch industriell genutzte, aber vielerorts auch schon verwaiste Areal weichen; und das mit beeindruckendem Erfolg!“
Bis 2022 solle die HafenCity mit dem Elbtower komplettiert sein und damit das Gebiet zwischen dem Niederhafen im Westen, der Speicherstadt im Norden, den Elbbrücken im Osten und der Elbe im Süden vollständig entwickelt sein. Während eines Rundgangs über das Areal erläutert Carstensen die vielen Herausforderungen, denen sich gestellt werden musste, und die spannenden Lösungen, die mit allen Beteiligten gefunden wurden; vornehmlich mit den in der HafenCity agierenden Immobilien-Projektentwicklern.

Die Fragen nach dem Wo, Was, Wie, Wer, Womit und Wann in der Immobilien-Projektentwicklung

Einen dieser erfolgreichen Immobilien-Projektentwickler konnte mit der Nord Project Immobilien und Beteiligungsgesellschaft mbH gewonnen werden. Gerrit Ernst (Geschäftsführender Gesellschafter) und Katleen Ernst (Prokuristin), beide Alumni der HAWK Holzminden, stellen an einer aktuellen Hotelprojektentwicklung in Hamburg-Hammerbrook den mitunter langen und steinigen Weg bis zum eigentlichen Baubeginn dar: „Es gibt für das Gebiet und das Grundstück zwar ein Bebauungsplan, in dem zwar die möglichen Arten und Maße der baulichen Nutzung fixiert sind, aber mitunter weichen die existierenden Immobilien in der Nachbarschaft von diesen Vorgaben ab – es war also nicht wirklich klar, wie eine Konzeptionierung aussehen durfte.“

Besondere Herausforderungen bei der Immobilien-Projektentwicklung

Zudem seien drei Einzelgrundstücke zu erwerben gewesen, von denen eines durch einen speziellen Nutzer belegt gewesen sei. „Eine weitere Besonderheit bei Bauvorhaben im Stadtgebiet Hamburgs sind mögliche Bodenkontaminationen durch Fliegerbomben,“ berichtet Ernst.

Es wird den Studierenden deutlich, dass bereits frühzeitig durch ausgiebiges Research sowie geschicktes Vertrags- und Schnittstellenmanagement Probleme im Rahmen der Bau- und Nutzungsphase vermieden werden können.

Transaktionsmanagement at its best

Curricular verankert ist die Exkursion im Wesentlichen im Real Estate Management, also dem Immobilien-Bestandsmanagement. Als Startpunkt des Immobilien-Bestandsmanagement gilt i. d. R. das Ende des Transaktionsprozesses. Über das Transaktionsmanagement geben HAWK-Alumna Alina Lauterbach (Senior Consultant CBRE Hamburg) und ihr Kollege Jesko Willerding (Director Capital Markets CBRE Hamburg) vom Pitch bis zum Deal einen detaillierten Überblick:

„Das moderne Transaktionsmanagement im institutionellen Bereich ist weitaus umfassender als das traditionelle Maklerwesen!“ Und beinhalte auch, stets ein Ohr am Markt zu haben, was Lauterbach und Willerding mittels diverser Folien zur aktuellen Marktsituation anhand von Kennzahlen zu Leerstandsquoten, Nettoabsorptionsraten, Spitzenmieten und -renditen sowie vielen mehr sogleich belegten.

Fond- und Portfoliomanagement

Das eigentliche Immobilien-Bestandsmanagement besteht aus den Ebenen Immobilien-Fonds- und -Portfoliomanagement sowie Immobilien-Asset- und Propertymanagement. Für die Immobilien-Fonds- und -Portfolioebene zeigte HAWK-Alumna Kathrin Rösner (Fund Managerin Patrizia Gewerbeinvest KVG mbH) den Studierenden die gesetzlichen Rahmenbedingungen, den z. T. daraus resultierenden Unternehmensaufbau sowie die angewandten Methoden: „Wichtig ist, dass alle Zahnräder richtig ineinandergreifen und alle in Ihrem jeweiligen Aufgabenfeld an den gleichen Zielen arbeiten – hierarchische Denkmuster weichen zunehmend einer kooperativen Arbeitsweise über alle Real Estate Management Ebenen hinweg!“ Gleichwohl lege das Immobilien-Fondsmanagements mit ihren strategischen Vorgaben weiterhin die Marschroute für die taktischen und operativen Ebenen fest.

Asset und Property Management at its best

Schwerpunktmäßig werden diese taktischen und operativen Ebenen wiederum von der Warburg-HIH-Gruppe aufgezeigt. Erneut kann hierfür HAWK-Almnus Florian Ahrens (Asset Manager HIH Real Estate GmbH) zahlreiche Kollegen motivieren. Zur Darstellung der Warburg-HIH-Gruppe berichtet Susanne Edelmann (Leiterin Unternehmenskommunikation HIH Real Estate GmbH).

Das Immobilien-Fondsmanagement vermittelt Axel Kleinefenn (Head of Fund Management Warburg-HIH Invest Real Estate GmbH). Einen Einblick in das internationale Transaktionsmanagement gibt Andreas Schultz (Managing Director Transaction Management International Warburg-HIH Invest Real Estate GmbH).

Anhand einer Case-Study präsentieren HAWK-Alumnus Lucas Wilbers (Junior Asset Manager Retail HIH Real Estate GmbH) und seine Kollegin Carolin Brandt (Teamleiterin Asset Management HIH Real Estate GmbH) die weitreichenden strategischen und taktischen Aufgaben des Immobilien-Assetmanagements. Chantal Siepen (Business Development HIH Property Management GmbH) wiederum erläutert das operativ ausgerichtete Propertymanagement.

Real Estate Valuation at its best

Als Servicefunktion des Real Estate Managements ist die Immobilien-Wertermittlung wohl eine der wichtigsten. HAWK-Alumnus Thilo Regelin (Valuation Expert Union Investment Real Estate GmbH) und sein Vorgesetzter Kai Kolboom (Head of Valuation Union Investment Real Estate GmbH) referieren eindrucksvoll über die Notwendigkeit der Immobilien-Wertermittlung im Kontext Ihres Unternehmens und die verfolgte Digitalisierungsstrategie:

„Wir können mittlerweile mit unserem preisgekrönten Tool den gesamten Datenfluss für eine externe Wertermittlung in einem Guss digital abbilden sowie im Anschluss jedwede Abweichung einer externen zu unserer internen Wertermittlung in allen bewertungsrelevanten Parametern abgleichen!“ Dabei sei Immobilien-Wertermittlung keineswegs nur ein Schreibtischjob: „Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind regelmäßig bei unseren Immobilien vor Ort und zudem bei Transaktionsvorbereitungen mit dem Investmentteam in potenziellen Ankaufsmärkten unterwegs –Desktopresearch dient zwar als Grundlage, aber Sie müssen sich ein Bild von Markt, Standort und Objekt im lebendigen Umfeld machen!“ Regelin und Kolboom appellieren hiermit auch an die ethische Seite der Immobilien-Wertermittlung.

Immobilienmanagement von Shopping-Center

Aufgrund der zeitweise enormen Expansion dieser Nutzungsart darf sie in keinem Exkursionsprogramm fehlen: die Spezialimmobilie Shopping-Center. In Hamburg liegt es nahe, den hier gegründeten und deutschen Marktführer ins Boot zu holen: ECE. Christian Frauenstein (Center Manager Alstertal-Einkaufszentrum) und sein Kollege Maximilian Schlier (Trainee Center Manager Alstertal-Einkaufszentrum) referieren zunächst über die Entwicklung des Alstertal-Einkaufszentrums:

„Die stetige Weiterentwicklung und insbesondere das Refurbishment unter Berücksichtigung neuer gesellschaftlicher Rahmenbedingungen von Shopping-Centern wird bei dieser Nutzungsart die Aufgaben der Gegenwart und der Zukunft sein!“ Frauenstein spielt dabei auf die geringe Anzahl an Neuentwicklungen und auf die damit verbundene Fokussierung auf Bestandsimmobilien an.

Der Wandel im Handel

Gleichzeitig müsse sich ein Shopping-Center ähnlich wie die High Street Lagen der Innenstädte den Herausforderungen durch den expandierenden E-Commerce stellen. Erste Einblicke diesbezüglich werden von Schlier sogleich gegeben: „Das Shopping-Center der Zukunft wird multifunktional sein: es bietet weiterhin die Möglichkeit des haptischen Einkaufens und der wetterunabhängigen Verweilqualität; gleichzeitig wird es sich zu einem Logistikzentrum für die letzte Meile etablieren!“ Erste Ansätze würden im Alstertal-Einkaufszentrum gerade mit der Vernetzung der shopeigenen dezentralen Warenwirtschaftssysteme erprobt.

Beeindruckt werden die Studierenden dann bei einem Rundgang abseits der Mall durch das technische Personal des Alstertal-Einkaufszentrums – Sprinklerzentrale, Notstromdiesel, Fettabscheider, Abfallentsorgung, Warenanlieferung usw. bleiben den eigentlichen Besuchern i. d. R. verborgen.

Center Management at its best

Informationen über die Arbeit des Centermanagements bei ECE unabhängig von einem konkreten Einkaufszentrum hinaus vermittelt Sophie Dukat (Project Manager ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG): „Die Vielseitigkeit der Aufgaben des Center Managements vom technischen, kaufmännischen und infrastrukturellen Gebäudemanagement bis zum Marketing im Sinne von Öffentlichkeitsarbeit, Werbung und Veranstaltungsmanagement ist derartig breit, dass auch nach Jahren kein Tag dem anderen gleicht!“

Und „ECE kann inzwischen weit mehr als nur Shopping-Center!“, zeigt Elena Wiggers (Employer Branding & HR Marketing Expert ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG) auf und präsentiert die Palette immobilienwirtschaftlicher Themengebiete der ECE.

High Street

Häufig als Pendant zum Shopping-Center gilt die traditionelle High Street Lage in der Innenstadt. Freundlicherweise werden die Studierenden bei Ihrem Rundgang durch die Retail-1a-Lage von keinem geringeren als Helmuth Ahrens (Geschäftsführer a. D. HSH Beteiligungsmanagement GmbH) begleitet.

Ahrens hatte viele der Objekte während seiner Zeit als Verantwortlicher des Immobilienbereiches der HSH Nordbank AG auf seinem Schreibtisch und kennt damit die Innenstadt aus immobilienwirtschaftlicher Perspektive wie kein zweiter.

Von der HAWK in die Praxis – ein wachsendes ALUMNI Nest
Berufliche Perspektive für die Studierenden

Gerlind Zachow (HR Manager Development & Sourcing) fasst die vielen fachlichen Beiträge aus der Perspektive der Personalverantwortlichen für die Studierenden treffend zusammen: „Die Einstiegsmöglichkeiten in der immobilienwirtschaftlichen Praxis sind vielzählig – Sie stehen vor der Herausforderung, Ihren Weg nach Ihren Fertigkeiten und Fähigkeiten zu finden; nutzen Sie die Chance, Ihre Präferenzen durch Praxiserfahrungen abzugrenzen und sich in dem jeweiligen Umfeld und das Umfeld per se für sich zu reflektieren!“

Eindrucksvoll stellen die Studierenden fest, dass alle besuchten Unternehmen aktiv nach Absolvierenden suchen und die Unternehmen dabei besonders gute Erfahrungen mit HAWK-Alumni gemacht haben.

Rahmenprogramm

Trotz eines straffen Zeitplans und zahlreichen interessanten Unternehmenspräsentationen blieb noch Zeit die gewonnen Eindrücke Revue passieren zu lassen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Highlights der Exkursion abseits des fachlichen Programms waren unter anderem der Auftakt in der Clouds-Bar auf dem Dach der „Tanzenden Türme“ sowie eine Kanufahrt auf der Alster und den angrenzenden Kanälen zur Begutachtung luxuriöser Wohnlagen.

Gegen Ende der Exkursion besichtigten die Gruppe die ursprünglich als Industrieimmobilie genutzten „Schanzenhöfe“, die heute die Ratsherrn Brauerei und das Restaurant „Altes Mädche“ beherbergen.

Danksagung

Die Exkursion ermöglicht den Studierenden, exzellente Einblicke in die Praxis der unterschiedlichen immobilienwirtschaftlichen Tätigkeitsfelder, mit hochrangigen Vertretern unterschiedlicher Unternehmen ins Gespräch zu kommen und den Hamburger Markt nun mit einem in Teilen veränderten Blick wahrzunehmen.

Ein besonderer Dank gilt allen Beteiligten, insbesondere den Unternehmensvertretern, die dieses hochkarätige Exkursionsprogramm durch ihre Bereitschaft, ihre Zeit den Studierenden zu widmen, erst ermöglicht haben.

Bezogen auf die Überschrift gilt im Übrigen auch: „In Hamburg sagt man Tschüss!“

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