Auswirkungen der Krisensituation und Hilfsangebote

Erscheinungsdatum: 01.04.2020

In Ländern wie China wurde es bereits dokumentiert: Die Zahl hilfesuchender Frauen nach häuslicher Gewalt nahm sprunghaft zu. Diese beunruhigende Folge der Isolationsmaßnahmen könnte nun auch Deutschland treffen. Insbesondere Frauen und Kinder sind einem erhöhten Gewaltrisiko in Partnerschaften und Familien ausgesetzt. 

Erhöhtes Gewaltpotential

Mit dem weitgehenden Kontaktverbot herrscht in Deutschland eine Ausnahmesituation. Der Mangel an Bewegungsfreiheit und sozialer Interaktion, die fehlende Kinderbetreuung, berufliche Einschränkungen und entstehende finanzielle Sorgen lösen bei vielen Menschen Angst- und Stressgefühle aus. Dies fördert das Aggressionspotential innerhalb von Familien und Partnerschaften und könnte bereits von Gewalt geprägte, aber auch bisher gewaltfreie Beziehungen zur Eskalation bringen.

 

Frauen und Kinder sind von häuslicher und sexualisierter Gewalt besonders betroffen. Aber auch schwule, lesbische, bisexuelle und transgeschlechtliche Jugendliche könnten vermehrt Gewalt im Elternhaus ausgesetzt sein. Für alle gefährdeten Personen fallen in dieser Krisensituation Schutzorte in Schule, Studium, Arbeitsplatz, Sportvereinen oder bei Freund*innen weg.

Hindernisse für Schutzsuchende

Bereits vor der Corona-Krise gab es in vielen Frauenhäusern und Fachberatungsstellen einen großen Bedarf an weiteren Plätzen sowie finanziellen und personellen Ressourcen. Nun werden die Einrichtungen vor weitere Herausforderungen gestellt, um die Hilfesuchenden in ihrer Not zu unterstützen. Durch die Vorsichtsmaßnahmen kann der persönliche Kontakt mit den Klient*innen zudem nicht in gleicher Form stattfinden.

Maßnahmen und Hilfsangebote

Bund und Länder haben konkret 10 Maßnahmen vereinbart, um betroffenen Frauen in der Corona-Krise zu helfen. Um dem Mangel an freien Plätzen in Frauenhäusern entgegenzuwirken, könnten beispielsweise Notunterkünfte in leerstehenden Wohnungen oder Hotels eingerichtet werden.

Wer von Gewalt betroffen ist oder Gewalt bemerkt, kann sich auch in Zeiten der Corona-Krise professionelle Hilfe suchen. Die Hilfseinrichtungen und Beratungsstellen ermutigen explizit dazu. Die Beratung kann telefonisch oder online geschehen. Die Kontaktadressen befinden sich in der Linkliste.

Von Familienangehörigen, Nachbarn oder Freund*innen ist nun besondere Solidarität und Zivilcourage gefragt. Sie können über mögliche Hilfsangebote informieren und signalisieren, dass sie für Betroffene da sind.

Fachberatungsstellen in der Nähe:

Kostenfreie und bei Bedarf anonyme Hotlines für Betroffene und Bezugspersonen:

 

**Neue Aktion in Zeiten von Corona: Supermärkte informieren**

Das Bundesfrauenministerium hat Anfang Mai 2020 die bundesweite Aktion „Zuhause nicht sicher?“ für von Gewalt betroffene Frauen und alle, die helfen wollen, gestartet. Bundesweit werden in etwa 26.000 Supermärkten Plakate im Kassenbereich, an den Ein- und Ausgängen und an den Schwarzen Brettern aufgehängt, die über die Initiative "Stärker als Gewalt" und Hilfsangebote informieren. Auch auf der Rückseite vieler Kassenzettel finden sich Informationen über „Stärker als Gewalt“.

Alle, die die Aktion „Zuhause nicht sicher?“ unterstützen wollen, finden die Postervorlage und ein Infoblatt mit allem Wissenswerten rund um „Stärker als Gewalt“ direkt zum Download auf der Internetseite der Initiative:

https://staerker-als-gewalt.de/initiative/poster-aktion-haeusliche-gewalt