Erscheinungsdatum: 27.02.2017

Zahlreiche Fachleute und Studierende kamen zu den Vorträgen auf dem Campus

Der Hildesheimer Tag der Restaurierung ist eine inzwischen traditionsreiche Veranstaltung der Fakultät Bauen und Erhalten. Ausgewählte Absolventinnen und Absolventen der Bachelor- und Masterstudiengänge „Konservierung und Restaurierung“ und „Konservierungs- und Restaurierungswissenschaft“ stellen dem Fachpublikum und den Studierenden die Ergebnisse ihrer Abschlussarbeiten vor. Da viele dieser Abschlussarbeiten im Zusammenhang mit Projektarbeiten und Forschungsprojekten der verschiedenen Studienrichtungen und der übergreifenden Lehrgebiete ausgeführt werden, kommen auch Professor/inn/en der Studiengänge mit der Präsentation zu Wort. Dieses Programm mit studentischen Abschlussarbeiten und Beiträgen der Lehrenden hat sich bewährt, da es sehr eindrucksvoll veranschaulicht, wie praxisbezogen die Lehre an den Bachelor- und Masterstudiengängen der Konservierung und Restaurierung erfolgt und wie sehr die Studierenden in die angewandte Forschung eingebunden werden.

Zum diesjährigen Tag der Restaurierung, war das Auditorium so überfüllt, dass viele zusätzliche Stühle herbeigeschafft werden mussten und diese trotzdem nicht ganz ausreichten. Einige der angereisten Fachleute bemerkten schmunzelnd, dass sie sich in ihre eigene Studienzeit zurückversetzt fühlten, weil sie wie damals auf den Treppenstufen des Vorlesungssaales Platz genommen hatten, um den Vorträgen zuzuhören. Prof. Dr. Günther Bahre, der Dekan der Fakultät Bauen und Erhalten, begrüßte die Vertreter/innen der vielen Institutionen, die mit den Studiengängen der Konservierung und Restaurierung zusammenarbeiten und den Tag der Restaurierung als Informationsveranstaltung und für gemeinsame Gespräche gerne nutzen. Besonders freute sich der Dekan über die zahlreichen Studierenden, die teils aus Niedersachsen, teils aus dem fernen Ägypten angereist waren: Die Studierenden des Kunstgeschichtlichen Seminars der Universität Göttingen sind der HAWK durch gemeinsame Lehrveranstaltungen zur Kunstgeschichte und Konservierung in den Kunstsammlungen der Universität besonders verbunden. Die Studierenden der Universität Minia, aus Al Minya, der ägyptischen Partnerstadt Hildesheims, nutzten ihren Studienaufenthalt im Rahmen der „Summerschool“, um beim Tag der Restaurierung einen Eindruck von den vielfältigen Themen und Projekten der Konservierung und Restaurierung zu erhalten.

Zu Beginn der Veranstaltung gab Professor Dr. Michael von der Goltz einen Einblick in spannende Forschungsergebnisse aus der Schlosskapelle in Celle: Dieses Juwel der norddeutschen Renaissance wurde von Hildesheimer Studierenden und Lehrenden in Kooperation mit dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege untersucht, und zwar nicht nur die kunsthistorischen „Highlights“, sondern die gesamte Raumausstattung, die unter den schwierigen raumklimatischen Verhältnissen leidet. Neben praktischen Empfehlungen für eine nachhaltige Erhaltung der Ausstattung der Schlosskapelle, ergaben die restauratorischen Untersuchungen auch äußerst interessante Anregungen für die kunsthistorische Einordnung der Malereien des Flügelretabels, dessen heutiges Aussehen auf eine politisch bedingte historische Veränderung zurückzuführen ist (eine Publikation der Forschungsergebnisse wird in Kürze folgen). Damit zeigt sich wiederum, wie sehr die kunsthistorische Forschung von kunsttechnologischen und restauratorischen Untersuchungen profitieren kann.

Es folgte ein bunter Reigen von Vorträgen von Master- und Bachelorabsolventinnen: Sie befassten sich u.a. mit einem Konzept zum Wiederaufbau der abgebauten barocken Kanzelbekrönung in St. Johannis in Hannover, mit der konservatorisch vernachlässigten Originalausstattung von inzwischen denkmalgeschützten Kirchenbauten der Nachkriegszeit in Nordrhein Westfalen sowie mit vielen innovativen Aspekten der Zustanderfassung, Dokumentation und sachgerechten Erhaltung von historischem Schriftgut, Büchern und Graphik, unter anderem am Beispiel der Kirchenbuchbestände des Bistumsarchivs Hildesheim. Eine besonders erfreuliche Entwicklung sei hervorgehoben: Der gute Ruf der Hildesheimer Studiengänge der Konservierung und Restaurierung hat inzwischen auch dazu geführt, dass Firmen die Notwendigkeit einer sachgerechten Konservierung ihrer historischen Firmenunterlagen erkennen und sich mit dieser Fragestellung an die HAWK wenden. So befasste sich eine BA-Thesis mit der Entwicklung eines Konservierungskonzeptes für historische Firmenunterlagen.

Zum Abschluss sei noch das langjährige Forschungsprojekt zur Baugeschichte des Hildesheimer Domes erwähnt, an dem Studierende der Konservierung und Restaurierung von Wandmalerei und Architekturoberflächen unter Leitung von Professorin Dr. Nicole Riedl-Siedow teilnahmen. In ihrem Vortrag gab sie einen Einblick in die systematischen Untersuchungen von Setzmörteln aus dem Fundamentbereich, mit denen sich die von den Bauforschern unter Leitung von Professor Dr. Karl Bernhard Kruse erarbeiteten mittelalterlichen und nachmittelalterlichen Bauphasen des Domes zum Großteil bestätigen ließen. Mit dieser interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Bauforschung und Restaurierung konnten neue Erkenntnisse zur Klärung der komplizierten Baugeschichte des Hildesheimer Domes gewonnen werden.

Im Rahmen des Hildesheimer Tages der Restaurierung erfolgte auch die Übergabe des Hildesheimer Lions-Preises an die Absolventin Anna-Maria Enders M.A., der in diesem Jahr zum 10. Mal verliehen wurde. Ihren feierlichen Abschluss fand die Veranstaltung bei der Zeugnisübergabe.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Ursula Schädler-Saub

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