Erscheinungsdatum: 16.11.2012

Ausstellung \"Rosenstraße 76\" über häusliche Gewalt im Foyer Goschentor

Laut der Deutschen Kinderhilfe stirbt jeden zweiten Tag ein Kind in Deutschland – und zwar an den Folgen häuslicher Gewalt. Um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit darauf zu lenken, wurde die Ausstellung „Rosenstraße 76“entwickelt, die noch bis zum 25. November im Foyer Goschentor der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen zu sehen ist. Auf dem ersten Blick scheint in dieser Rosenstraße 76 die Welt noch in Ordnung zu sein. Vor der Tür sind gepflegte Blumenbeete, auf dem Schuhabstreifer Willkommensgrüße. Aber was geschieht hinter dieser scheinbar heilen Fassade?


Die Gewalt in der Familie – in vertrauten Räumen – ist auch in Deutschland eine der stärksten Bedrohungen für Menschen. Prof. Dr. Christiane Dienel, Präsidentin der HAWK, erklärt bei der feierlichen Eröffnung, warum die ursprünglich von Brot für die Welt konzipierte Ausstellung so gut zur HAWK passt: „ Wir verstehen die HAWK als Ausbildungszentrum – und gleichzeitig als Forum für die Gesellschaft. Wir wollen aktuelle Probleme aufgreifen, genau wie die Möglichkeit, sich darüber auszutauschen und Stellung zu nehmen. Das gilt für unsere Studierenden genauso wie für unsere Beschäftigten – denn wir wollen Menschen formen, die sowohl Fachleute wie auch selbstbewusste, aktive Bürgerinnen und Bürger sind, die Probleme anpacken, wenn sie sie sehen.“


Probleme sehen und anpacken – genau darum geht es in der Ausstellung Rosenstraße 76. Die auf den ersten Blick ganz normale Wohnung zeigt nämlich Indizien, die auf häusliche Gewalt hindeuten können. Leere Bierflaschen auf dem Couchtisch deuten auf Alkoholprobleme hin, unbearbeitete Überweisungsträger auf finanzielle Nöte und ein Fernseher symbolisiert die durchschnittlich 70 Morde, die täglich auf der Mattscheibe zu sehen sind.


Doch um diese Indizien lesen zu können, braucht es ein geschultes Gefühl. Das bestätigt Clemens Kilian, Leiter der katholischen Hochschulgemeinde, der sich bei der Eröffnung an Situationen aus seinem eigenen Leben erinnert, in denen er mit etwas mehr Erfahrung sicherlich anders gehandelt hätte: „Ich meinte, ich hätte selber mal in der Nähe der Rosenstraße 76 gewohnt. Denn die kann überall sein. Als Berufsanfänger hatte ich eine Dame betreut, von der ich erst viel später erfuhr, dass sie regelmäßig von ihrem Mann geschlagen wurde. Erst im Nachhinein habe ich die Zeichen verstanden, die mich stutzig hätten machen sollen.“


Genau darum hilft nur eins: Man muss über häusliche Gewalt reden, man muss sie erkennen, man darf nicht wegsehen. Genau darum ist auch Landrat Rainer Wegner begeistert, dass die Rosenstraße 76 jetzt auch in Hildesheim gelandet ist: „Es ist ungemein wichtig, immer wieder auf das Thema häusliche Gewalt hinzuweisen, darüber zu informieren und darüber zu sprechen. Einfach, damit betroffene Menschen den Weg zu den öffentlichen Beratungsstellen finden. Wenn man sieht, dass immer mehr strafrechtliche Verfahren in Gang kommen, kann man eine erhöhte Bereitschaft registrieren, sich zu dem Thema zu äußern und es öffentlich zu machen.“

Das Rahmenprogramm und die Organisation teilen sich Dr. des. Gesa C. Teichert vom Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterstudien (ZIF), Christa Schick, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Hildesheim, Karin Jahns, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Hildesheim, Martina Manegold-Strobach von der Katholischen Frauenseelsorge Hildesheim sowie Cornelia Renders vom Frauenwerk im Sprengel Hildesheim-Göttingen, Haus kirchlicher Dienste. Neben der Ausstellung werden Beratungen für Betroffene, Diskussionen, Informationsveranstaltungen, Vortäge, Workshops, Gottesdienste und Unterrichtseinheiten angeboten.


Die Ausstellung Rosenstraße 76 im Goschentor 1 ist noch bis zum 25. November geöffnet. Allgemeine Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8 Uhr bis18 Uhr. Alle Informationen zu den Begleitveranstaltungen sind unterhier zu finden.

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