Hochschulen aus Region Hannover-Hildesheim und DGB vertiefen Zusammenarbeit

Erscheinungsdatum: 01.10.2020

Die Universitäten und Hochschulen aus Hannover und Hildesheim, der Deutsche Gewerkschaftsbund Niedersachsen und die Bildungsvereinigung Arbeit und Leben Niedersachsen richten mit der heutigen Unterzeichnung der gemeinsamen Kooperationsvereinbarung die Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften Hannover-Hildesheim für die Zukunft neu aus.
Ziel der Kooperationsstelle ist es, den Wissenstransfer und die Vernetzung zwischen den Hochschulen, Wirtschaft, Gewerkschaft und Politik zu fördern.

Die Kooperationspartner*innen senden mit ihrer Zusammenarbeit ein klares Signal, den niedersächsischen Wissenschaftsstandort zu stärken.
Gleichzeitig sprechen sie sich gemeinsam für eine Investitionsoffensive des Landes Niedersachsen zur dringend notwendigen Modernisierung der Hochschulen aus.

 

Die Hochschulen in Niedersachsen müssen angesichts der drängenden gesellschaftlichen Herausforderungen wie Digitalisierung, Klimawandel und Globalisierung weiter gestärkt werden. Um die sozial-ökologische Transformation unserer Gesellschaft auf Basis von Guter Arbeit zu gestalten, braucht Niedersachsen moderne und gut ausgestattete Hochschulen. Auch die aktuelle Corona-Pandemie macht den hohen Wert von Wissenschaft und Wissenstransfer in besonderer Weise deutlich. Die Erneuerung der Kooperationsvereinbarung verbinden die Kooperationspartner*innen mit der Forderung nach einer Investitionsoffensive zur Modernisierung der niedersächsischen Hochschulen.


Vor diesem Hintergrund kritisieren die Kooperationspartner*innen auch die aktuellen, empfindlichen Kürzungen durch das Land Niedersachsen. Die niedersächsischen Hochschulen müssen derzeit eine globale Minderausgabe von rund 24 Millionen Euro jährlich leisten. Weitere Sparrunden wurden für die nächsten Jahre bereits angekündigt. Die Sanierung und Modernisierung von Hochschulgebäuden stellt Hochschulen in Niedersachsen vor immense Herausforderungen. Dieser Kostendruck geht direkt zu Lasten der Qualität der Wissenschaft in Niedersachsen und spielt personelle Ausstattung und notwendige Investitionen gegeneinander aus.

Dr. Mehrdad Payandeh, Vorsitzender des DGB Niedersachsen, stellt dazu fest: „Rund die Hälfte eines Jahrgangs studiert heute. Deshalb müssen wir alles daran setzen, unsere Hochschulen auf diese Entwicklung vorzubereiten und sie zukunftsfest zu machen. Dazu gehört eine gute Personalausstattung mit guten Arbeitsbedingungen genauso wie eine moderne Infrastruktur, um den jungen Menschen das Handwerkszeug mitzugeben, das sie in einer sich rasant ändernden Arbeitswelt brauchen. Wir müssen dabei insbesondere darüber sprechen, was Niedersachsen sein Hochschulwesen wert ist. Die Finanzierung ist jetzt schon mangelhaft, weitere Kürzungsrunden gefährden die Qualität der Wissenschaft in Niedersachsen massiv. Das wollen, können und werden wir nicht hinnehmen. Was wir jetzt brauchen, ist ein langfristig angelegtes Programm zur Modernisierung der niedersächsischen Hochschulen durch einen landeseigenen Investitionsfonds.“


Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang-Uwe Friedrich, Präsident der Universität Hildesheim und Vorsitzender der Landeshochschulkonferenz Niedersachsen, unterstreicht, dass „Forschung und wissenschaftliche (Aus-)Bildung Niedersachsens Zukunft sichern. Durch den enormen Sanierungsstau und globale Minderausgaben wird diese ernsthaft gefährdet. Das Land muss mehr tun für seine Hochschulen, wenn es nicht in eine Abwärtsspirale geraten will. Die Weichen müssen während der Pandemie gestellt werden, damit es danach aufwärts geht.“


Prof. Dr. Volker Epping, Präsident der Leibniz Universität Hannover, betont den Wettbewerb um die besten Köpfe, in dem die niedersächsischen Hochschulen mit anderen Bundesländern stehen: „Wir erhalten seit 15 Jahren nur einen Bruchteil der für den laufenden Baubetrieb und Sanierungen notwendigen Mittel vom Land Niedersachsen. Das macht es nahezu unmöglich, unsere inhaltliche Qualität auch in adäquater Infrastruktur abzubilden. Diese ist jedoch unerlässlich, um herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Studierende zu gewinnen – was wiederum die Voraussetzung ist, um den Bedarf der regionalen Wirtschaft an exzellent ausgebildeten Fachkräften zu decken.“


Prof. Dr. Josef von Helden, Präsident der Hochschule Hannover, betont darüber hinaus die enge Verbindung von Lehre, Forschung und Transfer. „Als Hochschule für angewandte Wissenschaft liegt unser Schwerpunkt seit jeher auf der Anwendungsorientierung in Lehre und Forschung. Wir qualifizieren unsere Studierenden für die Arbeitswelten von morgen. Hierfür ist die Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften und der Bildungsvereinigung Arbeit und Leben eine gewinnbringende Kooperation. Der Transfer von Wissenschaft in die Gesellschaft – und zurück – wird langfristig jedoch nur gelingen, wenn die zahlreichen Aufgaben der Hochschule sich auch in einer entsprechenden Finanzierung für diese Aufgaben widerspiegeln.“


Dr. Marc Hudy, Präsident der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen, stellt heraus, „dass Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit gemeinsam weiter gestärkt und die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und hochschulischer Bildung intensiver ausgebaut werden müssen. Noch immer hängen in Deutschland die Bildungschancen eines Kindes zu sehr von der sozialen Herkunft ab. Wir müssen mehr Menschen den Zugang zu akademischer Bildung ermöglichen. Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung ist das ein wesentlicher Schlüssel dafür, die Fachkräfteversorgung in Niedersachsen auch in Zukunft sicherzustellen. Beides, Bildungsgerechtigkeit und Fachkräftesicherung, sind sowohl für die Hochschulen für angewandte Wissenschaften als auch für die Gewerkschaften Kernthemen. Daher begrüße ich die Neuausrichtung der Kooperation sehr.“


Prof. Dr. Michael P. Manns, Präsident der Medizinischen Hochschule Hannover: „Das gesamte Wissenschaftssystem Niedersachsens steht vor großen Herausforderungen. Deshalb hat die Landesregierung die Wissenschaftliche Kommission Niedersachsen (WKN) mit einer  Potentialanalyse beauftragt. Die MHH ist in vielfältiger Weise betroffen. Neben dem Neubau für die Krankenversorgung muss der Bestandscampus für den Bereich Forschung und Lehre erneuert werden. Darüber hinaus steht die MHH wie auch andere Hochschulen in Niedersachsen vor einem enormen Generationswechsel wesentlicher Leistungsträger. Der Wettbewerb um die klugen Köpfe wird über die Zukunft des Wissenschaftssystems in Niedersachsen entscheiden, nicht zuletzt auch über den Ausgang der nächsten Runde der Exzellenzinitiative.“


Maximilian Schmidt, Geschäftsführer der Bildungsvereinigung Arbeit und Leben Niedersachsen, ergänzt: „Der regelmäßige und strukturierte Austausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft ist im Rahmen der Third Mission eine wesentliche Aufgabe der Hochschulen. Es muss darum gehen, unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen zu verbinden und miteinander und voneinander zu lernen. Mit der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften Hannover-Hildesheim leisten wir dazu einen wichtigen Beitrag. Als Landeseinrichtung der Erwachsenenbildung in Niedersachsen werden wir den jetzt formulierten Zukunftskurs weiter unterstützen.“


Torsten Hannig, Geschäftsführer des DGB in der Region Niedersachsen-Mitte, ergänzt: „Aus all den genannten Gründen und für die erfolgreiche Erledigung der zahlreichen anstehenden Aufgaben ist die Neuausrichtung unserer gemeinsamen Kooperation so wichtig. Partnerschaftlich wollen wir die großen Herausforderungen unserer Zeit angehen, damit betriebliche Akteure und Sozialpartner mit der Wissenschaft an einem Strang ziehen können und im regelmäßigen Austausch miteinander sind. Die Kooperationsstelle war, ist und wird Anlaufstelle und Organisator dieses Austausches sein.“

Das Foto zeigt (v.l). Dr. Marc Hudy (HAWK), Torsten Hannig (DGB), Dr. Eva Clasen (DGB), Dr. Mehrdad Payandeh, Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang-Uwe Friedrich (Universität Hildesheim), Prof. Dr. Volker Epping (Leibniz Universität Hannover), Prof. Dr. Josef von Helden (Hochschule Hannover), Prof. Dr. Michael P. Manns (Medizinische Hochschule Hannover) und Maximilian Schmidt (Bildungsvereinigung Arbeit und Leben Niedersachsen).