Gesundheitscampus Göttingen an innovativem Medizintechnik-Projekt beteiligt

Erscheinungsdatum: 29.05.2020

Sogenannte Exoskelette sollen jetzt vermehrt auch zur Vorbeugung von Krankheiten eingesetzt werden. Das hat sich das internationale Projekt Exskallerate zum Ziel gesetzt. Der Gesundheitscampus Göttingen, ein Kooperationsprojekt der HAWK und der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), ist einer von 13 Projektpartnern aus sechs Nordsee angrenzenden Ländern. Das Vorhaben dient dazu, diese Technik bei Bau- oder Industriearbeiter/inne/n zu testen, anzuwenden und weiterzuentwickeln.

Im Baugewerbe, in der industriellen Fertigung, in der Logistik und Lageristik wie auch in der Pflege müssen Menschen schwere Arbeit verrichten, die Rücken und Muskulatur belastet. Krankheiten und damit Arbeitsausfälle sind oft die Folge. Abhilfe könnten bei der Arbeit getragene Exoskelette schaffen, die die anstrengenden Tätigkeiten erleichtern.

 

Bei einem Exoskelett handelt es sich um eine außen am Körper anliegend getragene Konstruktion, welche die auf bestimmte Körperregionen einwirkenden äußeren Kräfte aufnimmt und ableitet. So können Menschen mit diesen passiven Exoskeletten beispielsweise verschiedene Bewegungen, wie etwa das Heben von schweren Gegenständen, mit weniger Kraftaufwand ausüben oder in sonst unergonomischen Haltungen, etwa beim Blick zur Decke, länger ohne große Ermüdungserscheinungen oder Muskelbeschwerden arbeiten.

„Die HAWK ist seit Projektstart im Januar 2020 Partner und betreut unter anderem die Anwendung von verschiedenen Exoskelett-Varianten“, sagt Prof. Dr.  Christoph Rußmann, der im Studiengang Mediziningenieurwesen lehrt. Rußmann leitet das Projekt auf Seiten des Gesundheitscampus Göttingen und beschreibt: „Um das Exoskelett-Design weiterzuentwickeln, werden serienmäßig produzierte, passive Exoskelette in Feldlaboren erprobt und die zu verbessernden Produktmerkmale ermittelt. Ziel ist, die industrielle Anwendbarkeit und Akzeptanz in der Industrie zu erhöhen.“

Bis zu 44 Millionen Arbeitnehmer/innen in der Europäischen Union (EU) sind von arbeitsplatzbedingten Muskel-Skelett-Erkrankungen betroffen, die der Industrie jährliche Gesamtkosten von mehr als 300 Milliarden Euro verursachen. Exoskelette haben die Fähigkeit, die Zahl der Verletzungen des Bewegungsapparats zu verringern und den Komfort am Arbeitsplatz zu erhöhen, wodurch die Kosten für ein Unternehmen langfristig gesenkt werden können.

Vor allem Beschäftigte der verarbeitenden Industrie, im Baugewerbe sowie in der ambulanten und stationären Pflege üben körperlich anstrengende Tätigkeiten aus, die das Risiko von schwerwiegenden Gesundheitsproblemen erhöhen und einen Anstieg der Krankenstände nach sich ziehen. Dies mindert die Attraktivität des Arbeitsplatzes und mündet in einen Mangel an Bewerber/inn/en. Das wiederum führt zu unbesetzten Stellen, die das Wachstum und die Wettbewerbsfähigkeit bremsen. Dies gilt insbesondere für viele kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) in der Nordseeregion, denen verfügbare Lösungen durch den Einsatz von Exoskeletten wenig bekannt sind, da sich die Lösungsentwickler verstärkt an große Unternehmen wenden. Untersuchungen gehen davon aus, dass sich die muskuläre Beanspruchung während Belastungsspitzen innerhalb der Tätigkeiten durch das Tragen von passiven Exoskeletten um 10 bis 40 Prozent reduzieren lassen.

Das internationale Konsortium aus Unternehmensförderungsorganisationen, Clustern und Forschungsinstituten wird Feldlabore entsprechend den wichtigsten KMU-Herausforderungen mitgestalten. Die Partner werden verschiedene Workshops durchführen, in denen Expert/inn/en Instrumente zur Unterstützung der Entscheidungsfindung bei der Einführung von Exoskeletten vorstellen werden - eine Schlüsselherausforderung, die eine derzeitige Einführung einschränkt.

Partner

  •  Aalborg University (DK)
  • Centre for Information Technology and Architecture (DK)
  • Construction Scotland Innovation Centre (UK)
  • Edinburgh Napier University (UK)
  •  HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaften und Kunst Göttingen (D)
  •  Högskolan i Gävle (University of Gävle) (SE)
  •  InnovationQuarter (Lead Partner) (NL)
  • Katholieke Universiteit Leuven (Catholic University of Leuven) (NL)
  •  MoWiN – Regionalmanagement Nordhessen (D)
  • Provinciale Ontwikkelingsmaatschappij West-Vlaanderen (Provincial Developement Agency West Flanders) (BE)
  •  TNO Netherlands Organisation für Applied Scientific Research (NL)
  • University of Twente (NL)
  • Vrije Universität Brussel (Free University of Brussels) (BE)

 

Foto © EksoVest by Ekso Bionics
Quelle: Pressemeldung Bax & Company im Projektauftrag vom 17. April 2020

 

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