Abdulraheem Salaymeh erhält den DAAD-Preis

Erscheinungsdatum: 12.02.2020

In Syrien beschäftigte sich Abdulraheem Salaymeh mit der Exploration von Öl- und Gasfeldern. In Deutschland hat er seinem Masterabschluss im Fach „Nachwachsende Rohstoffe und erneuerbare Energien“ gemacht. Diese 180-Grad-Wende schaffte er mit so guten Studienleistungen, dass er nun mit dem Preis des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes (DAAD-Preis) der HAWK ausgezeichnet wurde. Der mit 1000 Euro dotierte Preis wurde ihm in Göttingen durch Kathrin Baumgarten, Mitarbeiterin im Akademischen Auslandsamt der HAWK und Prof. Dr.-Ing. Stefan Holler übergeben.

Seit seinem Abschluss im vergangenen Sommer arbeitet Salaymeh als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet Nachhaltige Energie- und Umwelttechnik (NEUTec) der HAWK. Als er per Mail vom DAAD-Preis erfuhr, sei er zunächst sehr überrascht gewesen, erinnert sich Salaymeh. „Ich hatte überhaupt nicht mitbekommen, dass ich von Professor Holler für den Preis vorgeschlagen wurde.“ Vor allem wegen der herausragenden Abschlussarbeit des 27-Jährigen hatte Holler ihn als Preisträger empfohlen.

In seiner Masterarbeit beschäftigte sich Salaymeh mit der Nutzung von Wärmeenergie aus Abwässern. Anhand eines konkreten Anwendungsfalls untersuchte er, wie Wärme aus schmutzigem Abwasser übertragen und mit Hilfe einer Wärmepumpe in das Fernwärmesystem integriert werden kann. Entstanden ist dabei ein Konzept für die Umsetzung einer entsprechenden Anlage in der Nähe der Sparkassenarena in Göttingen. Holler fand in seiner Laudatio im Rahmen der Preisverleihung viele lobende Worte für die wissenschaftliche Arbeit. Sie sei durchweg belastbar, genau dokumentiert und prägnant geschrieben. Besonders der Austausch mit den Technologieunternehmen und den Göttinger Entsorgungsbetrieben hob er hervor: „Genau das ist es ja, was wir als Hochschule für angewandte Wissenschaft mit der Third Mission erreichen wollen: Wissen und die Erkenntnisse aus der Forschung in die Praxis zu bringen und Veränderungen anzustoßen.“

Dass Salaymeh sich einmal so intensiv mit erneuerbaren Energien beschäftigen würde, hätte er vor einigen Jahren selbst nicht gedacht. Im Gegenteil: In seiner Heimat Homs studierte er Geophysik, um in der Erdöl- oder Erdgasindustrie zu arbeiten. Doch durch seine Flucht nach Deutschland sollte seine Karriere noch einmal eine neue Richtung bekommen. Während eines Deutschkurses arbeitete er nebenbei für eine Firma, die Böden für den Bau von Windkraftanlagen untersuchte. „Das hat mein Interesse an erneuerbaren Energien geweckt“, berichtet er. In seiner Heimat seien alternative Formen der Energiegewinnung überhaupt kein Thema gewesen. „Darum ist mir erst später klargeworden, dass wir uns die Natur zum Freund machen und auf kostenlose, nicht endliche Ressourcen setzen sollten.“ In Hamburg absolvierte er eine Weiterbildung im Bereich Windenergie und entschloss sich dann, noch ein Masterstudium im Fach „Nachwachsende Rohstoffe und Erneuerbare Energien“ an der HAWK in Göttingen zu beginnen. Dort spezialisierte er sich auf den Bereich Fernwärmesysteme und begann schon im zweiten Semester, als Wissenschaftliche Hilfskraft zu arbeiten. Mit dem Thema seiner Abschlussarbeit habe Salaymeh „die Energiewende - sozusagen persönlich - vorgelebt“, findet Holler.

Nach seinem Studium begann er dann gleich seine Tätigkeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HAWK und forscht nun weiter im Bereich Fernwärmesysteme. Ob er immer in der Wissenschaft tätig sein möchte, da will sich Salaymeh nicht festlegen. Er sei ein flexibler Mensch und könne sich vorstellen, in verschiedenen Bereichen zu arbeiten. Auch was seine zukünftige Heimat angeht, möchte er offen bleiben. „Ich habe hier in Deutschland Menschen kennengelernt, die nach vier Jahren in die Heimat zurückwollten und nun schon 40 Jahre hier leben.“ Doch wenn sich die Situation in Syrien verbessern sollte, könne er sich auch vorstellen zurückzukehren: „Wenn nicht wir das Land wiederaufbauen, wer dann?“

Der DAAD-Preis wird jährlich ausgeschrieben und vom DAAD aus Mitteln des Auswärtigen Amtes (AA) gefördert. Hochschulen können so das besondere Engagement und die sehr guten akademischen Leistungen internationaler Studierender würdigen.