HAWK verleiht Preis für Genderforschung 2023

Erscheinungsdatum: 25.01.2024

„Von diesem Preis geht ein wichtiges Signal in die Hochschule und aus der Hochschule in die Gesellschaft hinaus“, sagte Präsident Dr. Marc Hudy bei der feierlichen Verleihung des HAWK-Preises für Genderforschung 2023, den die Hochschule das 2. Mal in der Aula vergab. „Dieser Preis ist eine wichtige Motivation, um die Genderforschung und die damit verbundenen Themenkomplexe an der HAWK zum einen zu würdigen und zum anderen voran zu bringen. Wir brauchen diese Erkenntnisgewinne für die Lehre und dementsprechend dann auch für die Praxis“.

Besonders in aktuellen Zeiten gehe davon auch ein politisches Signal für mehr Vielfalt und Gerechtigkeit im Sinne von Artikel 3 des Grundgesetzes aus.

„Sichtbarkeit“, nennt Gleichstellungsbeauftragte Nicola Hille die Grundidee des Preises, den sie anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des Gleichstellungsbüros an der HAWK 2022 ins Leben rief. Der Preis würdigt seitdem die wissenschaftliche und gesellschaftliche Relevanz von Forschungs- und Lehrkonzepten mit Geschlechterbezug. Er richtet das Augenmerk auf innovative Ansätze und Fragestellungen für die Forschung und Lehre sowie die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. „Genderforschung ist disziplinübergreifend und oft multi-, inter- und transdisziplinär. Durch die Preisverleihung kann dieser Forschungszweig dynamischer und methodischer an der HAWK weiterentwickelt werden“, so Hille. Der Preis wird in Zukunft alle 2 Jahre ausgeschrieben.

Die HAWK-Studentin Fatma Celik von der Fakultät Management, Soziale Arbeit, Bauen in Holzminden erhielt eine Auszeichnung für ihre Bachelorarbeit: „Intersektionale und diversitätsbewusste Perspektive in der Sozialen Arbeit im Kontext Migration“. Bei der professionellen Ausübung des Berufes sei vor allem immer wichtig, Haltung und Einstellungen kritisch zu hinterfragen und nicht unbewusst Klischees einfach zu reproduzieren, fasste Laudatorin Prof. em. Dr. Uta Brandes den Kern der Arbeit zusammen.

Kikko Neubert entwickelte an der Fakultät Gestaltung in Hildesheim die ausgezeichnete Masterarbeit: „Tabu(Ab)bruch – Eine Kommunikationsstrategie zur Verbesserung der Versorgungslage von Schwangerschaftsabbrüchen“. Getarnt in Form eines Kochbuches zu Papaya sollen so medizinisch-relevante Informationen zu Schwangerschaftsabbrüchen in Länder gelangen, die Abtreibungen verbieten. „Der Umfang, Informationsgehalt und das Design haben uns überzeugt“, lobte Laudatorin Prof. em. Dr. Uta Brandes (Köln International School of Design).
 
Verw.-Prof. Denise Bernhard-Banza von der Göttinger Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit erhielt den 1. Preis im Bereich Forschung für: „Meet me halfway“ – the influence of gender on the attitude of nurses to work together with physicians“ (Geschlechterrollenorientierung und interprofessionelle Zusammenarbeit von Pflegefachpersonen und Mediziner*innen). „Das Forschungsprojekt weist deutlich darauf hin, traditionelle Geschlechterrollenorientierungen aufzulösen und flexiblere Professionalitätsmerkmale zu definieren. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts können im Rahmen von Aus-, Fort- und Weiterbildung von Pflegefachpersonen einen relevanten Beitrag zum Abbau von geschlechtsspezifischen Stereotypen leisten“, so Laudatorin und Jury-Mitglied Prof. Dr. Anja Henningsen (FH Kiel).  

„Wir machen weiter“, versprach Prof. Dr. Tim Rohrmann von der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit in Hildesheim. Das Forschungsprojekt: „Sprachförderbedarf und Geschlecht in der Region Hildesheim: Erhebung einer Datengrundlage im Bereich der Frühen Bildung“ sei erst der Anfang gewesen, freute er sich über die frühe Wertschätzung durch den 2. Preis in der Kategorie „Forschung“. „Die Erkenntnis, dass geschlechtsspezifische Einstellungen nicht nur die Wahrnehmung beeinträchtigen, sondern sogar zu problematischen Entwicklungen im Bereich sprachlicher Kompetenzen beitragen können, unterstreicht die soziale Relevanz dieses Projekts. Es ist ermutigend zu sehen, dass das Projekt nicht nur eine differenzierte Analyse der Daten anstrebt, sondern auch darauf abzielt, regionale Einrichtungen mit diesen Erkenntnissen zu versorgen“, so Jury-Mitglied Prof. Dr. Anja Henningsen (FH Kiel).

Prof. Dr. Sinje Gehr von der Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit in Göttingen ist die Preisträgerin in der Kategorie „Forschungsbasiertes Lehrkonzept“. In ihrem Unterrichtsformat „Journal Club: Gender Health Gap“ sollen Studierende am Gesundheitscampus Göttingen die Bedeutung der geschlechtersensitiven Medizin als eine Prämisse für die Verlängerung der gesunden Lebensjahre und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität verstehen und diskutieren lernen. „Wir wollen in der Lehre immer für unser Fach begeistern, aber auch irritieren, um wie hier Forschungslücken aufzudecken und zu schließen“, so Prof. Dr. Britta Hoffarth (Uni Hildesheim). Die Urkunden übergaben Prof. Dr. Katja Scholz-Bürig, Vizepräsidentin Studium und Lehre, und Prof. Dr. Wolfgang Viöl, Vizepräsident für Forschung und Transfer.

Den Festvortrag hielt Mathias Knigge von „grauwert – Büro für Inklusion und demografiefeste Lösungen“: „Defizitorientierte Ansätze können ausgrenzen, denken Sie bei Planungen und Änderungen immer an den Mehrwert“, riet er den Anwesenden und bebilderte seinen Ansatz u.a. mit dem Zugänglichkeitskonzept für das Rathaus in Hamburg und neuen Gestaltungsoptionen für den Campus der FH Potsdam.

Prof. Dr.-Ing. Iris Marquardt freute sich als Dekanin der Fakultät Bauen und Erhalten über die neuen Impulse, um über Geschlechterthemen ins Gespräch zu kommen. „Die Baubranche ist sehr männlich geprägt, während unsere Studiengänge Konservierung und Restaurierung sehr weiblich sind“. Ihre Meinung, unter anderem als Professorin für Baustoffkunde und Betontechnologie: „Die Mischung macht es, weil dadurch mehr Lösungsvielfalt entsteht.“

Musikalisch begleiteten den Abend Mira Heller mit Gesang und Gitarre und Zeynep Irmak mit Gesang und Bağlama.