Die Restaurierung der Restaurierung?

Erscheinungsdatum: 03.05.2001

Gegen die Zufälligkeit im Umgang mit Zeugnissen der Restaurierungsgeschichte ? eine Tagung des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS mit dem Hornemann Institut und dem Studiengang Restaurierung der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen vom 9. bis 12. Mai 2001 in Hildesheim.

Gegen die Zufälligkeit im Umgang mit Zeugnissen der Restaurierungsgeschichte – eine Tagung des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS mit dem Hornemann Institut und dem Studiengang Restaurierung der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen vom 9. bis 12. Mai 2001 in Hildesheim.

Umgang mit Wandmalereien und Architekturfassungen des Mittelalters im 19. und 20. Jahrhundert

Pressekonferenz

am Mittwoch, 9. Mai um 19 Uhr in der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen, Hohnsen 2, mit dem internationalen Präsidenten von ICOMOS (International Council on Monuments and Sites), Professor Dr. Michael Petzet.

Europaweit renommierte Spezialisten auf dem Gebiet der Restaurierung werden auf Einladung des Studienganges Restaurierung an der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen vom 9. bis 12. Mai 2001 in Hildesheim zu einer Tagung zusammentreffen: "Die Restaurierung der Restaurierung" ist das Thema. Es geht um den Umgang mit Wandmalereien und Architekturfassungen des Mittelalters im 19. und 20. Jahrhundert. Die Tagung des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS in Zusammenarbeit mit dem Hornemann Institut und dem Studiengang Restaurierung der Fachhochschule wird sich mit der Problematik historischer Restaurierungen aus kunst- und naturwissenschaftlicher, restaurierungsmethodischer und –technischer Sicht auseinandersetzen.

Gleich am ersten Veranstaltungstag, Mittwoch 9. Mai, sind unter anderen drei besonders hochkarätige Wissenschaftler mit internationalem Renommee in Hildesheim zu Gast:

Professor Dr. Michael Petzet, der internationale Präsident von ICOMOS wird die Tagung eröffnen und die Pressekonferenz am Abend um 19 Uhr leiten.

Professor Dr. Gorgio Bonsanti war lange Chef der Florentiner Restaurierungswerkstätten und ist nun Inhaber des Lehrstuhls für restaurierung an der Universität Turin. Er stellt in seinem Vortrag am Mittwoch Nachmittag die Restaurierungsgeschichte der berühmten Fresken von Giotto in der Kirche von Santa Croce in Florenz vor. Bonsanti wird auf die Geschichte der Fresken eingehen und aktuelle Erkenntnisse zu ihrem Erhaltungszustand vorstellen.

Dr. Christina Danti hat eine international viel beachtete Restaurierung betreut, die im April dieses Jahres erfolgreich abgeschlossen wurde: Das Fresko der Trinität des Florentiner Malers Masaccio in der Kirche von Santa Maria Novella in Florenz, das ein bewegtes Schicksal hinter sich hat.

Restaurierungen im Braunschweiger Dom, der Hildesheimer Klosterkirche St. Michael und der Klosterkirche St. Godehard sind zentrale Themen der Tagung am Freitag.

Für die wissenschaftliche Vorbereitung der Veranstaltung zeichnen Professor Dr. Ursula Schädler-Saub von der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen und Dr. Matthias Exner vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege verantwortlich. Schädler-Saub und Exner greifen mit ihrem Thema ein zentrales Problem im Bereich der Restaurierung auf, das in dieser komplexen Form zum ersten Mal gesamtheitlich bearbeitet wird.

Kunsthistoriker, Denkmalpfleger und Restauratoren befassen sich heute mit Kunstwerken des Mittelalters, deren Erscheinungsbild und Substanz wesentlich durch restauratorische Eingriffe des 19. Und 20. Jahrhunderts geprägt sind. Dies gilt insbesondere für mittelalterliche Wandmalereien und Architekturfassungen, auf deren mehr oder weniger verlustreiche Freilegung meist durchgreifende Restaurierungen folgten. Umfangreiche Retuschen und Übermalungen waren wiederum Auslöser für purifizierende "Re-Restaurierungen" um die Mitte des 20. Jahrhunderts, die im Allgemeinen zu weiteren Verlusten originaler Substanz und erneuten Ergänzungen führten.

Die Interpretation mittelalterlicher Wandmalerei und Architekturfassung durch Restauratoren des 19. und 20. Jahrhunderts wird heute zumeist als Teil der Geschichte des Objekts anerkannt und als erhaltenswert eingestuft. Aus konservatorischer Sicht sind die damals verwendeten Restaurierungsmaterialien jedoch durchaus kritisch zu bewerten. Namhafte Wissenschaftler werden diese Problematik in Hildesheim von allen Seiten unter die Lupe nehmen. Aktuelle Beispiele und Berichte von Restauratoren, Denkmalpflegern, Kunsthistorikern und Naturwissenschaftlern aus verschiedenen Bundesländern und europäischen Nachbarländern werden dazu beitragen, das Wissen über historische Restaurierungsmethoden und –techniken zu verbessern.

Durch den Austausch und die Systematisierung theoretischer Überlegungen und praktischer Erfahrungen soll dem heutigen Umgang mit Zeugnissen der Restaurierungsgeschichte die Zufälligkeit genommen werden.