Erscheinungsdatum: 30.11.2006

HAWK und Immobiliengesellschaft planen einzigartiges Studentenwohnheim mit Ateliers und Veranstaltungsräumen

HAWK und Immobiliengesellschaft planen einzigartiges Studentenwohnheim mit Ateliers und Veranstaltungsräumen

Noch ist „Bunsenfactory“ ein Arbeitstitel, doch bald könnte dieser Name für ein in Deutschland einzigartiges innovatives Modellprojekt stehen: Es geht um ein Studentenwohnheim, das dem besonderen akademischen Profil der Stadt Hildesheim entspricht, indem es Studierenden der Fakultäten Gestaltung und Bauwesen an der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst sowie Studierenden des Studienganges Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis der Stiftung Universität Hildesheim Raum zum gemeinsamen Wohnen und Raum zum Arbeiten gibt.

Die Idee ist, verschiedene Formen kollektiver Wohngemeinschaften mit großzügigen Atelier- und Veranstaltungsräumen für studentische, gestalterische und künstlerische Arbeit auf interdisziplinärer Basis zu schaffen. Ein studentischer Ideenwettbewerb am 15. und 16. Dezember gibt dazu den Startschuss. Für 2007 ist ein interdisziplinäres Projekt geplant.

Entstanden ist das Vorhaben aus einem Semester-Projekt von HAWK-Professor Hans Lamb: Mit „Arbeitsraum Raumarbeit“ im Sommersemester 2006 hatte Hildesheim ein schräges Kunstprojekt erlebt, das blinde Fensterscheiben zum Kaleidoskop gemacht und Impulse in einen bisher unterentwickelten Stadtteil gebracht hat.. Das Seminar fand in einem heruntergekommenen Haus statt – der Bunsenstraße 14. Niemand wohnt dort. Die gesamte Bunsenstraße im „sozialen Brennpunkt“ Fahrenheit beherbergt keinen einzigen Mieter mehr. Von der Besitzerin, der „Wertinvestition Immobilien GmbH“, hatte Gestaltungs-Professor Lamb die Nummer 14 für das gesamte Sommersemester zur Verfügung gestellt bekommen, bevor eine Generalsanierung realisiert werden sollte.

Die öffentlichen Kunstaktionen von „Arbeitsraum Raumarbeit“ hatten für viel Aufsehen und positiven Nachhall gesorgt, was alle Beteiligten zu neuen Ideen beflügelte. Insbesondere im Gespräch mit der „Wertinvestition“ tauchten plötzlich überraschende Überlegungen auf, wie eine langfristige Nutzung des Gebäudes aussehen könnte.

Angeregt durch die prinzipielle Offenheit des Sanierungskonzeptes der „Wertinvestition“ und durch die Vielfalt der positiven Erfahrungen aus den Veranstaltungen im Rahmen des Seminars, entstand die Vision, mit einer ganz besonderen Art studentischen Wohnens an diesem besonderen Ort des Wandels etwas Einzigartiges zu wagen: ein Zeichen zu setzen.

Im September dieses Jahres kommt die ganze Sache dann endgültig ins Rollen. An der HAWK hat sich angesichts des faszinierenden Plans eine Reihe tatkräftiger Mitstreiter formiert: Prof. Dr. Christoph Gerlach, Prof. Günter Weber – beide von der Fakultät Gestaltung – Diplom-Architekt Thomas Kauertz von der Fakultät Bauwesen und Initiator Lamb treffen sich vor Ort in der Bunsenstraße und entwickeln konkrete Vorstellungen. Lamb präzisiert daraufhin die Grundidee in einem Konzept-Exposé, das noch im selben Monat Stadtbaurat Thomas Kuhlenkampff, Honorarprofessor an der HAWK, dem Studentenwerk Braunschweig und der Leitungsetage der „Wertinvestition“ vorgestellt wird.

In dieser Runde trifft das Konzept auf geradezu stürmische Begeisterung: Insbesondere die „Wertinvestition“ sieht für sich nicht nur die Chance, ihr Ziel der sozialen und kulturellen Aufwertung des Stadtteils Fahrenheit weiter zu verfolgen, sondern erkennt darüber hinaus die Möglichkeit, hier einen großen Beitrag zur gesamten Entwicklung der Stadt Hildesheim und ihrer Profilierung als Hochschulstadt zu leisten.

Die Immobiliengesellschaft ist so überzeugt von der Idee, dass sie nur zwei Wochen später speziell für dieses Projekt sechs zusätzliche Häuser erwirbt, die sich in zwei Dreierreihen parallel gegenüberstehen. Zusammen mit der so eingeschlossenen Grünfläche ergibt sich eine einzigartige Ensemble-Situation als Ausgangsbasis für die konkrete konzeptionelle, architektonische und innenarchitektonische Umsetzung des Vorhabens „Bunsenfactory“.

„Stadtplanerisch soll dieses Projekt die ‚Kreativ-Achse’ Hauptbahnhof, Kulturfabrik Löseke, Theaterhaus Hildesheim, HAWK - Langer Garten aufgreifen, über den Kennedy-Damm ins Entwicklungsgebiet Fahrenheit hinein verlängern und somit das Viertel kulturell und sozial ‚anschließen’ und bereichern – die immer noch isolierte Situation des Stadtteils würde auf dieser Ebene also weiter aufgebrochen“, beschreibt Initiator Lamb.

Im Zuge einer weiteren Kooperation mit der Universität kann das Projekt in ein fachübergreifendes, interdisziplinäres Studienobjekt münden. Das Thema könnte so zu einem topaktuellen „Studien-Motiv“ des kommenden Sommers werden.

Ganz konkret startet das Vorhaben noch dieses Jahr mit dem studentischen Ideenwettbewerb „Bunsenfactory“ am 15. und 16. Dezember. Der Immobilienträger „Wertinvestition“ schreibt dafür ein Preisgeld von 1000 Euro aus und sorgt an beiden Tagen in der „HAWK-Ideenwerkstatt“ Langer Garten für die studentische Verpflegung. HAWK-Präsident Prof. Dr. Martin Thren begleitet das Unternehmen als Schirmherr und hat das Preisgeld um noch einmal 500 Euro erhöht.

Aber es geht noch weiter: Die Gewinner des Wettbewerbes sollen nicht nur ein Preisgeld, sondern auch einen studienbegleitenden „Mini-Job“ bei der Realisierung des Bauprojektes bekommen – eben angewandte Wissenschaft und Kunst, wie schon der Name der HAWK sagt.

Eine Werbekampagne für das neue Studentenwohnheim soll als Drittmittelprojekt an die HAWK gehen.

Weitere Projekte und Kooperationen der Hochschulen mit Partnern aus der Wirtschaft in diesem Zusammenhang sind bereits angedacht und könnten folgen - so zum Beispiel ein Skulpturenweg durch den Stadtteil Fahrenheit.

(v.l.n.r.) Architekt Frank Dziomba MSc., Prof. Hans Lamb, Dipl.-Ing. Hans-Joachim Kruse von der ?Wer (v.l.n.r.) Architekt Frank Dziomba MSc., Prof. Hans Lamb, Dipl.-Ing. Hans-Joachim Kruse von der ?Wer