Erscheinungsdatum: 18.12.2008

<P>Forschung zum Baustoff Lehm an der HAWK etabliert / Im März 2009 findet die Mitgliederversammlung Netzwerk Lehm e.V. in Holzminden statt</P>

Forschung zum Baustoff Lehm an der HAWK etabliert / Im März 2009 findet die Mitgliederversammlung Netzwerk Lehm e.V. in Holzminden statt

Um in der Gegenwartbeziehungsweise Zukunft anzukommen, ist den aktuellen Nachrichten zum Thema Baustoff Lehm ein kurzer Rückblick vorangestellt. Alles begann vor rund eineinhalb Jahren. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) verstärkte seine Programme in Schwellen- und Entwicklungsländern. Weltweit bietet der wohl älteste Baustoff Lehm in Form vielfältigster Konstruktionen über drei Milliarden Menschen mehr als nur ein Dach über dem Kopf. Von einfachen Wohnhäusern über grandiose Gotteshäuser bis hin zur Avantgarde-Architektur des 21. Jahrhunderts finden sich auf allen Kontinenten und den meisten Ländern dieser Erde fantastische Bauwerke aus Lehm. Den traditionsreichen Baustoff Lehm in ihrem Fokus entwickelten die HAWK-Professoren Dr. Birgit Franz und Dr. Georg Maybaum ihre Idee:

Für das im September 2007 ausformulierte Programm, benannt »Kulturelles Erbe bewahren. Nachhaltiges Bauen mit traditionellen Techniken« konnten neun mexikanische Universitäten ebenso begeistert werden wie der DAAD. Jedenfalls bekamen die beiden Professoren zwei Monate später den Zuschlag für ihr Programm. 18.000 Euro Förderung flossen für die Ausgestaltung einer dreiwöchigen so genannten Summer School 2008 in Mexiko. Die Förderung ermöglichte 18 jungen Mexikanerinnen und Mexikanern aus Hochschulen aus dem ganzen Lande Anreise und Aufenthalt an der ausgewählten, kooperierenden Hochschule vor Ort, der Universidad Internacional (UNINTER) in Cuernavaca. Darüber hinaus haben sieben Master-Studierende der HAWK teilgenommen – Johanna Subklewe und Nadja Unnerstall als junge Architektinnen, Michaela Gehl und Dominik Korzetz als Immobilienwirte sowie die drei Bauingenieure Florian Kreter, Karl-Hermann Schwabe und Andre Nolte. Die Lehrenden Franz und Maybaum spannten – zusammen mit dem von beiden gewonnen Kollegen Dr. Dirk Bühler vom Deutschen Museum München – den Bogen von der Geologie über die stofflichen Eigenschaften von Lehm, die Konstruktionsweisen bis hin zum modernsten Design. Unterrichtssprache war englisch.

Die Summer School Mexiko 2008 war solch ein Erfolg, dass daraus eine Einladung zur 5. Internationalen Fachtagung für Lehm im Oktober 2008 entstand. Diese brachte interessante und verbindliche Kontakte zu Forschungseinrichtungen in England, Frankreich und – kaum zu glauben – wiederum zu bis dato unbekannten Hochschulen in Mexiko. Der Einladung der chinesischen Tongji-Universität zur »International Conference of Sustainable Building Restoration and Building Physics 2008« in Shanghai im Herbst dieses Jahres folgte die Einladung zum »5O Congreso Internacional de Ingeniería« an der Universidad Autónoma de Querétaro, nördlich von Mexiko City gelegen.

Darüber hinaus konnte in den vergangenen Monaten zu Berufsbildungsstätten sowie über die niedersächsischen Grenzen hinaus zur einschlägigen Lehmsteinindustrie ein dauerhafter Kontakt bezüglich derzeitiger und künftiger Materialprüfungen aufgebaut werden. Im Rahmen der im zweijährigen Turnus stattfindenden Denkmalfachmesse 2008 in Leipzig konnte sich die HAWK am Standort Holzminden wiederum in der Forschungslandschaft weiter etablierten. Maybaum und Franz wurden als Gründungsmitglieder in „Netzwerk Lehm e.V.“ angefragt, einer Initiative, die es sich u. a. zur Aufgabe gemacht hat, die Qualitätssicherung der Lehmprodukte zu stärken. Schon während der Gründungsveranstaltung wurde Prof. Dr. Georg Maybaum in den Beirat Forschung berufen. Prof. Dr. Birgit Franz verdeutlichte, dass über die Einbindung insbesondere junger Architekten, denen bis dato der Baustoff Lehm in seiner Verwendung in der Avantgarde-Architektur nicht ausreichend genug bekannt ist, die schon jetzt weltweit erkennbare Renaissance des Baustoffes auch in der Bundesrepublik Deutschland befördert werden kann. Bauwerke des 21. Jahrhunderts wie beispielsweise die Kapelle der Versöhnung in Berlin oder der Prototyp für 120 modernste Einfamilienwohnhäuser in Österreich weisen in die Zukunft. Schon im kommenden März findet die nächste Mitgliederversammlung „Netzwerk Lehm e.V.“ an der HAWK in Holzminden statt.

Die HAWK-Grundbaulabore sind für die nächsten Jahre gut ausgelastet. Für die Master-Studierenden öffnen sich bis dato verschlossene Türen. So werden die Master-Studierenden Clemens Vogel und Florian Kreter im kommenden halben Jahr ihre Forschungen rund um den Baustoff Lehm nicht nur in Holzminden mit Leben füllen können, sondern auch im benachbarten europäischen Ausland. Fazit – wie die Ergebnisse von Franz und Maybaum sowie der Master-Studierenden in zahlreichen Veröffentlichungen zeigen: Die HAWK hat in Sachen Lehm den Fuß in der Tür.


Die Master-Studierenden ? hier Johanna Subklewe zusammen mit der mexikanischen Teilnehmerin Rebeca H Die Master-Studierenden ? hier Johanna Subklewe zusammen mit der mexikanischen Teilnehmerin Rebeca H