HAWK-Absolvent Kareem Goshan stellt bei der Vienna Design Week aus

Erscheinungsdatum: 26.09.2023

Noch bis Sonntag, 01. Oktober stellt der HAWK-Absolvent Kareem Goshan die Ergebnisse des Projekts „The Avocado Legacy“ bei der Vienna Design Week aus. Unter der Leitung des mexikanischen Designers Fernando Laposse erforschte Kareem Goshan mit Katherine Lopez und Benedikt Trojer das Potential von Design als Werkzeug, um neue soziale und ökologische Debatten in den historischen Sammlungen des Kunstgewerbemuseums Dresden anzustoßen. Dort waren die Ergebnisse zuerst zu sehen. Kareem Goshan studierte Gestaltung an der HAWK im Kompetenzfeld Produktdesign und vertrat sie bei German Design Graduates.

Ausgehend von der aktuellen weltweiten Avocadobesessenheit hat die Gruppe internationaler Kreativer eine Kollektion von Artefakten entwickelt, die Avocadoabfälle wie Schalen und Kerne in neue Biomaterialien und natürliche Farbstoffe verwandeln. Das Projekt hebt die vielfältigen kreativen Anwendungsmöglichkeiten der Pflanze hervor und möchte dadurch die Öffentlichkeit anregen, über die ökologischen und sozialen Auswirkungen des konsumorientierten Lebensstils in der westlichen Welt nachzudenken. Durch die Auseinandersetzung mit Themen wie Massenproduktion, kapitalistischer Handel, Kolonialismus, Gewalt, Gesundheit und Trends erinnert „The Avocado Legacy“ daran, dass in einer stark vernetzten Welt die Entscheidungen der Verbrauchenden immer Auswirkungen haben.

 

Der mexikanische Kontext dient hier als relevante Fallstudie: Denn innerhalb kurzer Zeit haben sich die in diesem Land produzierten Avocados von der Hauptzutat für die einfache Guacamole zu einem weltweiten Hit in Sachen gesunder und veganer Lebensweise entwickelt. Leider hatte dies jedoch viele negative Folgen, da der Anbau der Pflanze eine der größten Triebkräfte für die Abholzung der Wälder, den Verlust der biologischen Vielfalt und die Gewalt gegen gefährdete Gemeinschaften in Mexiko darstellt. The Avocado Legacy ist Träger dieser zeitgenössischen Geschichte und möchte Parallelen zu Ereignissen aus der Vergangenheit zu ziehen.

Die Praxis, kostbare und exotische Materialien aus aller Welt als Machtdemonstration nach Europa zu bringen, war beispielsweise eine der Säulen der Objektherstellung während der Kolonialzeit. Die Einfuhr von Materialien, nicht aber deren kulturelle Verwendung, führte zur Schaffung einer neuen Ästhetik, aber auch zu Mythen und esoterischen Überzeugungen, die sich um diese neuen, aus exotischen Materialien hergestellten Objekte rankten. Die Herstellung von Fabergé-Eiern und Nautilus-Bechern, aber auch der Bau von Gewächshäusern und Orangerien als Heiligtümer sind gute Beispiele für die Mythenbildung in der Vergangenheit.

Die Avocado-Legacy-Kollektion bezieht sich auf die Ästhetik dieser Objekte aus dem 17. Jahrhundert und übt gleichzeitig augenzwinkernde Kritik an der heutigen Besessenheit der Millennials vom gesunden grünen Gold.

The Avocado Legacy entstand während des gleichnamigen Workshops im Rahmen der School of Phytocentred Design, die für die dritte Ausgabe der Design Campus Summer School 2023 kuratiert und vom Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden organisiert wurde.