Erscheinungsdatum: 08.10.2007

HAWK-Fakultät Ressourcenmanagement übernimmt Federführung / Interdisziplinäres Projekt mit Uni Göttingen

HAWK-Fakultät Ressourcenmanagement übernimmt Federführung / Interdisziplinäres Projekt mit Uni Göttingen

Mit 438.000 Euro fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung jetzt das interdisziplinäre Forschungsvorhaben „Grünes Band – Modellregion für Nachhaltigkeit“, ein Verbundprojekt von HAWK und Universität Göttingen.


Antragsteller sind Prof. Dr. Ulrich Harteisen, Dekan der Göttinger HAWK-Fakultät Ressourcenmanagement und Prof. Dr. Kilian Bizer vom Volkswirtschaftlichen Seminar der Universität Göttingen. Die Federführung für dieses Verbundprojekt liegt bei HAWK-Professor Dr. Ulrich Harteisen.

Bei dem auf zweieinhalb Jahre angelegten Forschungsprojekt geht es um das Thema „Nachhaltige Regionalentwicklung“, untersucht am Beispiel von ausgewählten Modellregionen entlang des Grünen Bandes, der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. Eine der Modellregionen ist das Eichsfeld.

Zwei zentrale Fragen beschäftigen die Wissenschaftler:

1.Welche regionalwirtschaftlichen Entwicklungen sind im Kontext unterschiedlicher Förderprojekte am Grünen Band zu erwarten und möglich?
2.Welche Rolle spielt die regionale Kommunikationskultur für den Erfolg der jeweiligen Förderprojekte?

Der Identifizierung von geeigneten und anwendbaren Nachhaltigkeitsindikatoren zur Überprüfung einer nachhaltigen Regionalentwicklung messen die Wissenschaftler eine zentrale Bedeutung zu. Untersucht und ausgewertet werden die Effekte, die die Förderprogramme des Bundes in den Modellregionen hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit bringen.
Und schließlich sollen die Untersuchungsergebnisse in Empfehlungen für andere Regionen münden. „Das Grüne Band dient hier als Beispiel, das die einmalige Chance bietet, im Sinne des Prinzips der Nachhaltigkeit das Miteinander von erfolgreicher wirtschaftlicher und ökologischer Entwicklung zu realisieren“, ordnet Harteisen ein.

Innerhalb Deutschlands beträgt die gesamte Länge dieses Grünen Bandes 1393 Kilometer und umfasst eine Breite von jeweils 50 bis 200 Metern. Bei einer Durchschnittsbreite von 100 Metern ergibt sich somit eine Fläche von 14.000 Hektar. Das Grüne Band ist damit der „längste Wald- und Offenland-Biotopverbund Deutschlands“, indem sich die Natur über Jahrzehnte ungestört entfalten konnte.

Mit dem Naturschutzprojekt „Grünes Band“ verbinden viele Kommunen und Landkreise in den strukturschwachen ländlichen Regionen auch die Hoffnung einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung. In anderen Regionen wird der Naturschutz eher als Hindernis einer bereits eingeleiteten positiven wirtschaftlichen Entwicklung gesehen. In diesem Spannungsfeld zwischen ökologischen Erfordernissen und ökonomischen Interessen sind integrative Konzepte und Strategien für eine nachhaltige Entwicklung gefragt. Eine wissenschaftliche Analyse der ökonomischen Situation dieser Regionen sowie der nachhaltigen Entwicklungsperspektiven der ehemaligen innerdeutschen Grenzregion im Kontext der Umsetzung der Naturschutzziele am Grünen Band liegt bislang nicht vor. Das soll sich jetzt ändern.

Die Wissenschaftler der HAWK und der Uni Göttingen beschäftigen sich mit insgesamt vier Modellregionen entlang des Grünen Bandes: der Schaalseelandschaft (Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein), der Modellregion Elbe-Altmark-Wendland (Niedersachsen und Sachsen-Anhalt), der Modellregion Eichsfeld-Werratal (Niedersachsen, Hessen und Thüringen) sowie mit der Modellregion Thüringer Wald/Thüringer Schiefergebirge/Frankenwald (Thüringen).

Mit Unterstützung von insgesamt vier Wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, jeweils zwei pro Team, werden Harteisen und Bizer die insgesamt fünf Projektphasen angehen. Zunächst wird ein regionaler Analyserahmen entwickelt, das heißt, die regionalen Nachhaltigkeitsindikatoren werden ausgewählt und die Erhebungsmethoden geplant.

Dabei werden Handlungsfelder wie zum Beispiel die Bereiche Wirtschaftsstruktur, Ökosysteme und Artenvielfalt oder Bevölkerungs- und Siedlungsstruktur betrachtet. Diesen Handlungsfeldern werden dann systematisch messbare Indikatoren zugeordnet. Beispiel: Im Bereich Wirtschaftsstruktur kann der Anteil sozialversicherungspflichtig Beschäftigter als Indikator herangezogen werden, im Bereich Ökosysteme und Artenvielfalt der Indikator Anteil der unter Naturschutz stehenden Flächen an der Gesamtfläche.

In einer zweiten Phase werden die spezifischen Daten in den Regionen erhoben. Harteisen kündigt an: „Wir werden in den nächsten Jahren in diesen Regionen präsent sein und die regionalen Akteure und Projektträger in unser Vorhaben einbinden.“
Nach der Datenerhebung folgen die Analyse und der Vergleich der Modellregionen. Die Ergebnisse fließen dann in einen Leitfaden, der zunächst in die Regionen rückgekoppelt wird und in seiner Gesamtauswertung Handlungsanleitung für politische Entscheidungen zur Förderpolitik sein soll. Insgesamt soll das Forschungsvorhaben neue Erkenntnisse für die Gestaltung von Förderprogrammen für eine auch am Naturschutz orientierte Regionalentwicklung hervorbringen sowie auch Hinweise für eine erfolgreiche und nachhaltige Wirtschaftsförderung liefern.

Bund und Länder haben sich ohnehin zur Bewahrung des ökologischen Potenzials des Grünen Bandes verpflichtet. Die Sicherung der naturschutzwürdigen Flächen findet im Rahmen des „Nationalen Naturerbes“ statt, das als naturschutzpolitisches Ziel auch in den Koalitionsvereinbarung der jetzigen Bundesregierung festgeschrieben ist. Der Bund setzt sich im Rahmen von Entwicklungs-Vorhaben sowie Naturschutzgroßprojekten beispielhaft für die Pflege- und Entwicklung von großräumigen Landschaftsräumen am Grünen Band ein. Insbesondere dem landschaftsbezogenen Tourismus als wichtige Quelle regionaler Wertschöpfung werden Fördermittel zur Verfügung gestellt.
„Hier zeigt sich bereits auf Bundesebene die Verknüpfung der Förderung von Naturschutzzielen und nachhaltiger, eigenständiger Regionalentwicklung, die auch diesem Vorhaben zugrunde liegt“, erläutert Harteisen.

Der HAWK-Professor hebt als federführender Koordinator des Forschungsprojektes besonders die Bedeutung der interdisziplinären Kooperation mit der Universität Göttingen hervor. In diesem Projekt sollen die Erkenntnisse regionalökonomischer Forschung mit den Ergebnissen der Untersuchungen zum Regionalmanagement und zur regionalen Kommunikationskultur zusammenfließen und in ihrer Verknüpfung den Erkenntnisgewinn liefern. Eine schöne Herausforderung, so Harteisen.
Als weitere wichtige externe Verbundpartner nennt Harteisen das Bundesamt für Naturschutz in Bonn und den BUND/ Bund Naturschutz in Bayern mit seinem Projektbüro Grünes Band in Nürnberg.

Blick von der Eichsfelder Teufelskanzel auf die Werra-Schleife Blick von der Eichsfelder Teufelskanzel auf die Werra-Schleife