Erscheinungsdatum: 12.11.2008

<P>18. November 2008 - Die Aufgabe des Architekten ist es, eine neue Welt zu erschaffen</P>

18. November 2008 - Die Aufgabe des Architekten ist es, eine neue Welt zu erschaffen

„Die Aufgabe des Architekten ist es, eine neue Welt zu erschaffen.“
Die Fakultät Bauwesen in Hildesheim lädt in der Reihe „Baugespräche“ zu einem Vortrag des tschechischen Architekten Zdenek Fránek ein und eröffnet eine Ausstellung über sein Werk.

Die Fakultät Bauwesen in Hildesheim kann demnächst mit einem besonderen Ereignis aufwarten: Zdenek Fránek, einer der renommiertesten jüngeren Architekten Tschechiens, kommt am 18. November 2008 zu einem Gastvortrag an die HAWK. Anlässlich der Eröffnung einer Ausstellung über die Arbeit des Architekten berichtet Fránek um 18:30 Uhr in der Aula der Fakultät, Hohnsen 2, über seine Projekte und Entwürfe.
Originell und eigenständig - das sind die herausragenden Merkmale der Arbeiten des tschechischen Architekten, der sich nur schwer gängigen Architekturströmungen und Klassifizierungen zuordnen lässt. Nach dem Studium an der Technischen Universität Brünn orientierte sich Zdenek Fránek nicht wie die meisten seiner Generation an der strengen Tradition des tschechischen Funktionalismus sondern strebte zunächst nach einer expressiven und organischen Architektursprache. Inspiriert durch Bauten von Architekten wie Makovecz, Scharoun oder Aalto entstanden Projekte wie der Umbau und die Erweiterung des Schlosses in Velké Opatovice mit einem beeindruckenden Hallenraum, über den sich ein organisches Dachtragwerk aus Holz spannt. Ein anderes Beispiel dieser Schaffensperiode ist das 1994 realisierte Wohnhaus in Hodonin mit einer plastischen, fast sakralen Raum- und Gebäudeform.
Im Verlauf seiner weiteren beruflichen Karriere wandte sich der 1961 in Boskovice geborene Fránek mehr und mehr einer rational bestimmten Grundhaltung und strengeren Ausdrucksformen zu. Die von ihm entworfenen Gebäude der jüngeren Vergangenheit, allen voran ein im Jahr 2000 in Prag fertig gestelltes Wohnhaus, sind demgegenüber fast minimalistisch in der architektonischen Gestaltung und erinnern an die japanische Architektur eines Tadao Ando. Material, Licht und Raum sind dabei nach wie vor die wesentlichen entwurfsbestimmenden Faktoren.
Auf die Grundsätze und Prinzipien seiner Arbeit als Architekt angesprochen, antwortet Zdenek Fránek in einem Interview, dass er sich derzeit am Beginn einer dritten Schaffensphase sieht, eine Phase der Symbiose aus den vorangehenden Perioden, aus Gefühl und Verstand. „Ich arbeite an der Erschaffung einer parallelen Erscheinungsform: plastisch und minimalistisch zugleich. So könnte ich die störenden Elemente verdrängen und der Raum würde klar zu erleben sein: in seinem Ausdruck und in seiner Funktion. Hier ist Ort für die wahre Natur, und überdies der Ort für die Individualität des Bauherrn.“
Gängige Stildiskussionen sind Fránek eher fremd. „Ich habe nie über einen Stil nachgedacht. Ich lasse mich auf unterschiedliche Weise stimulieren und transformiere die Anregungen in meinen Entwürfen. Es ist wichtig für mich, ein Thema in seiner ganzen Tiefe zu entdecken, das führt zu etwas völlig Neuem und hilft mir, Wiederholungen zu vermeiden. Die Aufgabe eines Architekten ist es, eine neue Welt zu erschaffen.“ Zdenek Fránek lebt und arbeitet als selbstständiger Architekt in Blansko in der Nähe von Brünn; darüber hinaus ist er auch als Hochschullehrer an der Technischen Universität Brünn tätig, zu der die Fakultät Bauwesen in Hildesheim seit Jahren partnerschaftliche Beziehungen pflegt.
Von der Originalität und Schaffenskraft des Architekten zeugen die vielen gebauten und ungebauten Projekte und Studien, die in der Ausstellung unter dem Titel „Zdenek Fránek: Perspektiven“ zu sehen sind. Das Spektrum der Planungsaufgaben reicht dabei von städtebaulichen Planungen über Wohn- und Geschäftshäuser bis zu Inneneinrichtungen und Möbel. Bilder, Zeichnungen und aufwändige Modelle dokumentieren die faszinierende Vielseitigkeit dieses Architekten aus Tschechien, dessen kreative Suche nach Ausdruck und Form fast unbegrenzt zu sein scheint und der dennoch Deutschland (noch) kaum Bekanntheit genießt. Zumindest in Hildesheim wird sich dieses nach der Vortragsveranstaltung und der Ausstellung sicher bald ändern.
Die Ausstellung ist vom 18. November bis zum 16. Dezember 2008 werktags zu den üblichen Öffnungszeiten der Fakultät Bauwesen im 1.Obergeschoss des Gebäudes Hohnsen 2 in Hildesheim zu besuchen.

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