ADC vergibt 21 Nägel und 16 Auszeichnungen an die HAWK-Fakultät Gestaltung

Erscheinungsdatum: 26.05.2025

Mit dem Talent Award zeichnet der Art Directors Club (ADC) junge Kreative für herausragende Kommunikations- und Gestaltungsleistungen aus. Dafür honoriert die Jury neben den Einreichungen auch die wegweisendsten Kommunikationsleistungen der Nachwuchskreativen mit den ikonischen bronzenen, silbernen und goldenen Nägeln in den Kategorien Semester-, Abschluss- und Praxisarbeit. Die Fakultät Gestaltung der HAWK am Standort Hildesheim räumte in diesem Jahr 3 goldene, 5 silberne und 13 bronzene Nägel ab, darüber hinaus gab es 16 Auszeichnungen.

Das Einreichungsteam, bestehend aus Prof. Sabine Cole, Prof. Mathias Rebmann, Prof. Franziska Junge und dem Dozenten Sebastian Haus kommentiert das Ergebnis wie folgt: „Dieses Jahr freuen wir uns ganz besonders über die kreative Vielfalt der eingereichten und ausgezeichneten Arbeiten. Sie zeigen, was die Studierenden aus unseren 9 Kompetenzfeldern konzeptionell und gestalterisch draufhaben und darüber hinaus, was in den Werkstätten unserer Fakultät alles möglich gemacht werden kann, in diesem Fall die Holzwerkstatt, die Druckwerkstatt und das Lichtlabor, von Creative Coding bis Buzzer festlöten.“

Gold

Mit Gold, vier Silber und Bronze wurde das Projekt „GayBossyGott“, eine Gruppenarbeit unter der Leitung von Prof. Sabine Cole, ausgezeichnet. Das Team aus 25 Designstudierenden verzichtete auf klassische Methoden der Designlehre und setzte stattdessen gezielt auf Zufall und spontane Kreativität: Texte entstanden aus Träumen, Social-Media-Zitaten oder Dada-Gedichten, Titel und Unterzeilen wurden spielerisch mit Buchstabenkeksen entwickelt. Das Projekt stellt humorvoll die Frage, ob wilde Inspiration nicht mindestens ebenso produktiv sein kann wie Künstliche Intelligenz. 

Einen goldenen und zwei bronzene Nägel erhielt die „Wahlkneipe“ von Chérise Barthel und Lea Noa Wäcken, die im sächsischen Raum ein mobiles Wahlfest als Dialogplattform konzipierten. Über einen selbst gebauten und programmierten Wahl-O-Mat-Arcade-Automaten und regionale Gestaltung wurde politische Teilhabe niedrigschwellig und gemeinschaftlich gefördert. 

Ein dritter goldener Nagel und ein bronzener gingen an „Plauderteller“ von Anneke Schütze und Ines Hamm, ein Projekt, das mit einem speziell gestalteten Teller und Gesprächsimpulsen auf Servietten generationenübergreifende Begegnungen und gesellschaftlichen Zusammenhalt im Alltag anregt.

Silber und Bronze

Ein silberner und ein bronzener Nagel gingen an „Siehst du mich…noch?“ von Jennifer Burgdorff. Inspiriert von Ruben Pater dokumentierte sie an nur einem Tag jede einzelne Werbeanzeige, die ihr begegnete, und schuf daraus ein Buch mit 187 Illustrationen, das die Allgegenwärtigkeit und Wirkung von Werbung im Alltag eindrucksvoll erfahrbar macht.  

Zwei bronzefarbene Nägel erhielt „Compton“ von Joyce Ulmer: Mit einer eigens entwickelten Schriftart tritt das Projekt für Sichtbarkeit und Selbstbestimmung von FLINTA*- und insbesondere TINA*-Personen im Design ein und setzt ein kraftvolles Zeichen für mehr Vielfalt und Queerness.  

Bronze ging ebenfalls an „Zukunftswahl“ von Florian Gutnoff, der mittels Künstlicher Intelligenz Parteiprogramme als Wimmelbilder visualisierte und so politische Inhalte anschaulich und neutral zugänglich macht.  

Fiona Gutschke und Olena Poroskun nahmen stellvertretend für die Illustratorinnen von "Guilty Pleasures“ Bronze entgegen: Ein farbenfroher Kalender beleuchtet in humorvollen Risodrucken und mit Augmented Reality kleine, menschliche Schwächen und lädt zur Selbstreflexion ein. 

Auch „Nächster Halt: Heterotopie“ von Chris Knall erhielt Bronze. In analogen Fotobüchern widmet er sich urbanen Gegenräumen nach Foucault und verbindet künstlerische Inszenierung mit gesellschaftlicher Reflexion.  

„Jetzt einsteigen“ von Ann Carolin Krause, Karena Lange und Paul Hartmann gewann Bronze für seine außergewöhnliche Recruiting-Plakataktion, die mit Witz und gezieltem Standortwechsel das Berufsbild Lokführerin neu präsentiert.  

Ein weiterer Bronzenagel ging an „Das Gesetz als Waffe“ von Franka Althaus, die mit eindrucksvoller Kampagne und visuellen Impulsen auf den notwendigen Schutz vor Partnerschaftsgewalt aufmerksam macht.

Außerdem erhielt „Polidate“ von Asaad Mahmoud Bronze: Sein Projekt bringt Politikerinnen und Menschen mit unterschiedlichen politischen Einstellungen im Blind-Date-Format zusammen und fördert so niederschwellig demokratischen Dialog und stärkt den Diskurs im digitalen Raum.

Gold, 4 Silber, Bronze für "GayBossyGott"

Gruppenarbeit unter der Leitung von Prof. Sabine Cole

Das Projekt bringt frischen Schwung in die oft methodisch und zweckorientiert geprägte Designausbildung: Statt klassischen Prozessen wie Design Thinking oder Double Diamond agiert hier der Zufall als kreativer Impulsgeber. 25 Design-Studierende lassen die Vernunft hinter sich und begeben sich gezielt ins Ungeplante. Besonders beim Schreiben zeigt sich der spielerische Ansatz: Titel und Subzeilen werden unter Zeitdruck mit Buchstabenkeksen gebildet. Texte entstehen aus zufälligen Fundstücken – von Träumen über mitgehörte Gespräche bis hin zu Dada-Gedichten und spontanen Zitaten aus Social-Media-Feeds. Das Projekt feiert die gestalterische Leichtigkeit und den kreativen Wahnsinn fernab von Konventionen und fragt augenzwinkernd: Wer braucht KI, wenn man wild zusammengetragene Inspiration hat?

 

Studierende: Khadijah Ayinla, Alina Beckedorf, Tina Böse, Priya Brander, Leonie Brunsmann, Semina Comor, Constanze Franken, Jessica Garius, Martin Gnadt, Mascha Grünhagen, Paul Hartmann, Julian-Paul Höcker, Lara Köhler, Ann Carolin Krause, Katerina Kröker, Romy Leihsa, Josefine Naß, Elisabeth Ort, Carolina-Johanna Piechatzek, Maja Prassol, Laura Saizew, Sina Schönebeck und Oguz Dede.

Gold und 2 Bronze für "Die Wahlkneipe"

Von Chérise Barthel und Lea Noa Wäcken

Im Superwahljahr 2024 und angesichts des Aufstiegs der AfD in Ostdeutschland wählten Chérise Barthel und Lea Noa Wäcken einen praxisnahen Ansatz: Statt klassischer Plakatkampagnen in westdeutschen Städten suchten sie den direkten Dialog vor Ort – in Sachsen, im ländlichen Raum. Nach intensiver Recherche in Chemnitz und Umgebung entwickelten sie ein skalierbares Wahlfest-Konzept, das politische Teilhabe niedrigschwellig und gemeinschaftlich fördert. Herzstück ist die „Wahlkneipe“, eine mobile Arcade-Station, an der der aktuelle Wahl-O-Mat gemeinsam „gespielt“ werden kann – ein niedrigschwelliger Impuls für Begegnung und Diskussion. Mit regionaltypischer, bewusst unschicker Gestaltung greifen sie lokale Festtraditionen auf und schaffen Raum für Austausch zwischen Jung und Alt. Die Testphase zeigte: Das Wahlfest-Konzept motiviert zum Dialog und fördert Gemeinschaft – unkompliziert und mit Spaß.

Gold und Bronze für "Plauderteller"

Von Anneke Schütze und Ines Hamm

Angetrieben vom Wunsch, die gesellschaftliche Spaltung zwischen Jung und Alt kreativ zu überbrücken, haben Anneke Schütze und Ines Hamm ein innovatives Projekt entwickelt, das dem demografischen Wandel mit einer alltagsnahen Idee begegnet. Im Mittelpunkt steht der eigens gestaltete „Plauderteller“: Wer Kuchen auf diesem Teller bestellt, signalisiert Gesprächsbereitschaft und lädt andere zum Austausch ein. Ergänzt wird das Konzept durch Servietten mit freundlich formulierten Gesprächsanregungen, die das Eis brechen und Berührungsängste abbauen können. So schafft das Projekt durch ein simples Ritual der Begegnung neue Anlässe für generationenübergreifende Gespräche und fördert Zusammenhalt und gegenseitiges Verständnis in einer sich verändernden Gesellschaft.

Silber und Bronze für "Siehst du mich…noch?"

Von Jennifer Burgdorff

Inspiriert durch Ruben Paters Schätzung aus „Capslock“ dokumentierte Jennifer Burgdorff innerhalb von 24 Stunden jede einzelne Werbeanzeige, die ihr begegnete – von Plakaten bis zu Bannern auf dem Smartphone. Insgesamt kamen so 187 Illustrationen zusammen, die anschaulich zeigen, wie viele Werbebotschaften täglich unbewusst wahrgenommen werden. Das daraus entstandene Buchprojekt lädt durch seine physische Präsenz und die Vielzahl der Illustrationen dazu ein, die eigene Wahrnehmung zu hinterfragen und über den Einfluss von Werbung auf den Alltag zu reflektieren. Der haptische Eindruck des Buches verdeutlicht die Masse und ständige Präsenz von Werbung – und schärft so das Bewusstsein für die allgegenwärtige Informationsflut.

2 Bronze für "Compton"

Von Joyce Ulmer

Das Projekt „Compton“ von Joyce Ulmer setzt ein kraftvolles Zeichen für Sichtbarkeit und Selbstbestimmung von FLINTA*-Personen – insbesondere auch für TINA*-Personen – in einer zunehmend von Diskriminierung geprägten Gesellschaft. Mit einer eigens gestalteten Schriftart schafft das Projekt ein Medium, das Vielfalt und queere Lebensrealitäten selbstbewusst ins Zentrum stellt. Die Schrift „Compton“, entwickelt von einer FLINTA*-Person, ist bewusst provokant und laut, thematisiert zugleich aber auch die positiven Aspekte geschlechtlicher und sexueller Vielfalt. Im Fokus stehen dabei Erfahrungen rund um Schönheitsideale, Geschlechterrollen, Sexualität, Queerness, Gleichberechtigung, Menstruation und Literatur. Das Projekt versteht Typografie als wichtigen ersten Schritt zu mehr Sichtbarkeit und Diversität in einem von Männern dominierten Designbereich – und als deutliches Statement: „Wir lassen uns nicht ignorieren!"

Bronze für "Zukunftswahl"

Von Florian Gutnoff

Florian Gutnoff hat mithilfe einer KI die Programme aller relevanten Parteien neutral analysiert und als unabhängige Wimmelbilder visualisiert. Diese Illustrationen zeigen auf anschauliche Weise, wie die Zukunft nach Umsetzung der jeweiligen Programme aussehen könnte und bieten einen direkten Vergleich der unterschiedlichen politischen Ansätze. Die neutral gestalteten Bilder sind als Plakate und auf Social Media veröffentlicht und regen dazu an, sich aktiv und reflektiert mit politischen Inhalten auseinanderzusetzen – ohne bevormundende Empfehlungen. Eine begleitende Website, die die Methodik offenlegt und für mehr Transparenz im Wahlprozess sorgt, ergänzt das Projekt.

Bronze für "Guilty Pleasures"

Gruppenarbeit unter der Leitung von Prof. Franziska Junge

Das Projekt widmet sich augenzwinkernd einem universellen Thema: den kleinen, oft heimlich gepflegten Guilty Pleasures. In einem kollaborativen Prozess sammelte und visualisierte das Team Angewohnheiten und Geständnisse – von kurios bis peinlich – die viele Menschen miteinander teilen, aber selten offen zugeben. Über Interviews, Recherche und gemeinsames Gestalten entstanden in 4 Wochen ebenso humorvolle wie ernste Illustrationen, bei denen sie nebenbei die Drucktechnik der Risographie erlernte. Höhepunkt des Projekts ist ein 2-Wochen-Jahreskalender im DIN-A3-Format, der 26 verschiedene „reuige Vergnügen“ in farbenfrohen Risodrucken zeigt – jede Illustration ist ein Einblick in die Vielfalt menschlicher Eigenarten. Der zusätzliche Einsatz von Augmented Reality erweckt einige dieser Geständnisse im Ausstellungsraum zum Leben. Das Projekt beweist: Hinter vielen vermeintlich peinlichen Marotten stecken verbindende Menschlichkeit und viel Raum zum Schmunzeln.

Bronze für "Nächster Halt: Heterotopie"

Von Chris Knall

Chris Knall setzte sich künstlerisch mit dem von Michel Foucault geprägten Begriff der „Heterotopie“ auseinander – Orte, die sich durch eigene Regeln und Bedeutungen von alltäglichen Räumen unterscheiden. Am Beispiel von U-Bahn-Stationen in Hamburg, Hannover, Berlin und Wien dokumentierte er diese besonderen Gegenräume mittels analoger Fotografie und gestaltete sie in einer 4-bändigen Buchreihe. Jedes Fotobuch widmet sich einer Stadt und porträtiert zusätzlich eine Person vor Ort, um individuelle Zugänge hervorzuheben. Einheitliche gestalterische Elemente wie Layout, Bildsprache und Symbolik verbinden die einzelnen Bände und machen so die unterschiedlichen räumlichen Qualitäten und Atmosphären sichtbar. Präsentiert werden die Bücher in einem eigens angefertigten Stahlschuber, der das Konzept künstlerisch zusammenfasst und die ästhetische Reflexion über Heterotopien im urbanen Alltag betont.

Bronze für "Jetzt einsteigen"

Von Ann Carolin Krause, Karena Lange und Paul Hartmann

Diese kreative Plakatkampagne bringt frischen Wind in das Recruiting von Lokführer*innen: Statt trockener Stellenanzeigen inszenieren sie den Bürofrust potenzieller Quereinsteiger*innen mit Humor und einem Augenzwinkern. Gezielt platziert an Bushaltestellen, in Einkaufsstraßen und vor Bürogebäuden ziehen provokante Headlines die Blicke auf sich und laden dazu ein, das Berufsbild Lokführer*in neu zu entdecken – als Ausweg aus dem grauen Büroalltag hin zu einem verantwortungsvollen, strukturierten und ruhigeren Arbeitsumfeld. Ein QR-Code auf jedem Plakat eröffnet den direkten Weg zu mehr Informationen und zu den Bewerbungsmöglichkeiten bei der Deutschen Bahn.

Bronze für "Das Gesetz als Waffe"

Von Franka Althaus

„Das Gesetz als Waffe“ von Franka Althaus ist mehr als eine Kampagne – es ist ein lauter Aufruf, Frauen in Deutschland endlich wirksam vor Partnerschaftsgewalt zu schützen. Während fast jeden Tag eine Frau durch die Hand ihres (Ex-)Partners stirbt, bleibt das Gewaltschutzgesetz zu oft ein Papiertiger: vorhanden, aber nicht durchgesetzt. „Das Gesetz als Waffe“ stellt das Gesetz ins Rampenlicht und zeigt, wie es Betroffene tatsächlich schützen kann. Die Kampagne kombiniert eindrückliche Informationen, starke visuelle Impulse und konkrete praktische Hilfestellungen. Sie macht Mut, das eigene Recht einzufordern, und setzt damit ein kraftvolles Zeichen gegen gesellschaftliches Wegschauen. Das Ziel: Das Gewaltschutzgesetz soll nicht länger nur in Gesetzestexten existieren, sondern zur echten, greifbaren Waffe für Frauen werden – für mehr Sicherheit, Sichtbarkeit und Solidarität.

Bronze für "Polidate"

Von Asaad Mahmoud

„Polidate“ adaptiert populäre Blind-Dating-Formate aus den sozialen Medien, um Politiker*innen demokratischer Parteien und Wähler*innen unterschiedlichster politischer Einstellungen parteiunabhängig miteinander ins Gespräch zu bringen. Besonders auf YouTube werden diese ungewöhnlichen Dating-Begegnungen öffentlich gemacht und durch Livestream-Kommentare von Twitch-Streamenden begleitet. Durch die bewusste Nutzung der Sprache rechtspopulistischer Gruppen gelingt es, Gesprächspartner*innen auch aus dem rechten Spektrum für den offenen Austausch zu gewinnen. Das Projekt fördert so einen niederschwelligen, konstruktiven Dialog und stärkt den demokratischen Diskurs im digitalen Raum.

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Advertising Design (aktuell in Elternzeit)