Erscheinungsdatum: 04.02.2015

Die Verdener Synagoge als archäologischer Fund und konservatorische Herausforderung

Die Stadt Verden (Aller) und die Studienrichtung Konservierung und Restaurierung von Schriftgut, Buch und Graphik der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim (HAWK) stellen ein gemeinsames Projekt zur Erhaltung und Identifizierung brandgeschädigter Grabungsfunde aus der Verdener Synagoge vor.

Die Synagoge der Stadt Verden (Aller) wurde in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 von den Nationalsozialisten angezündet, bis auf die Grundmauern niedergebrannt und verschüttet. Bei einer archäologischen Grabung 2011 auf dem Gelände der ehemaligen Synagoge konnten neben einem mobilen Eisenofen zum Beheizen der Mikwe und Textilresten zahlreiche stark brandgeschädigte Papierreste geborgen werden. Die Erhaltung und Identifizierung der Fundstücke erfolgte in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit von Archäologie, Judaistik und der Konservierungs- und Restaurierungswissenschaft.

Für die brandgeschädigten Papierreste entwickelten Studierende des Masterstudiengangs der Studienrichtung Konservierungs- und Restaurierungswissenschaft von Schriftgut, Buch und Graphik unter Leitung von Prof. Ulrike Hähner neue mengentaugliche Konservierungsmethoden, um die geborgenen Fragmente langfristig zu erhalten und die Textinformationen zugänglich zu machen. Eine besondere Herausforderung waren die Papierreste, die in feuchtem Zustand geborgen und deshalb unmittelbar nach der Bergung eingefroren wurden, um Schimmelpilzwachstum vorzubeugen. Die komplizierte Vereinzelung, Trocknung und Konservierung dieser brüchigen Papierreste konnte von Studierenden umgesetzt werden. Um die Schriftzüge mittels Infrarot-Digitalisierung sichtbar zu machen, mussten die Fragmente außerdem durch eine neue konservatorische Transportmethode gesichert und stabilisiert werden. Die Identifizierung der Textfragmente erfolgte durch die Judaistin Elisabeth Singer-Brehm. Ihre Ergebnisse ermöglichten in einigen Fällen sogar die genaue Bestimmung des Buches, aus welchem die Fragmente stammten. Die Resultate der interdisziplinären Zusammenarbeit geben einen Einblick in die vielfältige und interessante Bibliothek der Verdener Synagoge und damit in vergangenes jüdisches Leben in Deutschland.


Die Stadt Verden (Aller) und die Fakultät Bauen und Erhalten der HAWK möchten im Rahmen von Vorträgen am 11. Februar 2015 den aktuellen Forschungsstand und die Konservierung der Fundstücke der Öffentlichkeit präsentieren und laden alle Interessierten dazu ein. Über die Arbeitsschritte der Konservierung und der Lesbarmachung der Schrift berichten beteiligte Studierende des Masterstudiengangs. Darüber hinaus gibt es Vorträge zur Geschichte der Synagoge, zur Identifizierung von Büchern der ehemaligen Synagogenbibliothek aus den Papierfragmenten sowie zur archäologischen Grabung und der Restaurierung der Metall- und Textilfunde.

Einladungskarte (pdf, 512 KB)

Programm (pdf, 40 KB)

Termin:
11. Februar 2015, 13:30 – ca. 16:30 Uhr
Rathaus Verden, Ratssaal, Große Straße 40, 27283 Verden
Der Eintritt ist kostenlos.

Anmeldung und Auskünfte:
E-Mail
Um Anmeldung wird bis zum 06. Februar 2015 gebeten.

Informationen zur Tagung

Information zur Projektarbeit und zum Studium:
HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen, Fakultät Bauen und Erhalten, Studienrichtung Schriftgut, Buch und Graphik, Tappenstraße 55, 31134 Hildesheim
Prof. Dipl.-Rest. Ulrike Hähner, E-Mail schreiben
WerkstattleiterinDipl.-Rest. Barbara Rittmeier, E-Mail schreiben

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