HAWK veranstaltet Workshop zu Forschungsschwerpunkt „Plasma for Life“

Publizierungsdatum: 14.10.2019

„Wir erarbeiten in der Plasmaforschung Lösungen, die von der Gesellschaft gefragt und auch wirtschaftlich verwertbar sind“, sagte HAWK-Präsident Dr. Marc Hudy bei der Eröffnung des jüngsten Workshops zum Forschungsschwerpunkt „Plasma for Life“ an der Fakultät Naturwissenschaften und Technik am Standort Göttingen. Im Bereich Plasma seien die Forschenden immer für die Menschen ‚unterwegs‘ - vor allem viel im Bereich der Medizin - und an wichtigen gesellschaftlichen Fragestellungen beteiligt, betonte Hudy die Relevanz des Forschungsschwerpunktes.

Dabei bedankte er sich besonders bei Prof. apl. Prof. Dr. Wolfgang Viöl, der die Plasmaforschung seit seiner Berufung 1994 an der Hochschule immer weiter vorangetrieben hat.  Dem Dank schloss sich auch der geschäftsführende Dekan, Prof. Dr.-Ing. Karl-Josef Schalz, an, bevor die Vortragsreihe zur Anwendung von Plasma startete. „Ich wünsche mir, dass der Einsatz von Plasma ganz alltäglich wird, im normalen Leben und in der Medizin“, so Viöl. Die Einsatzgebiete seien dabei vielseitig: im Kampf gegen multiresistente Keime als Alternative zu Antibiotikatherapien oder zur Desinfektion von Räumen in Krankenhäusern, aber auch im Agrarsektor zur Schädlingsbekämpfung. Früh erkannte Viöl, dass Plasma unzähliges Potenzial hat, das in den Aggregatszuständen fest, flüssig und gasförmig nicht erreicht werden kann. Seitdem habe ihn die Frage umgetrieben: „Was kann man mit diesem besonderen Aggregatszustand alles erreichen?“.

 

„Es ist unglaublich, wie viele Firmengründungen es inzwischen gibt, die sich von der Forschung im Labor hier in der regionalen Wirtschaft entwickelt haben“, zeigte sich Prof. Dr. Mark Vehse von der Fakultät Maschinenbau der Hochschule Stralsund beeindruckt. Er studierte Physiktechnik auf Diplom und legte einen Master of Science in Optical Engineering/Photonics an der HAWK ab. „Wir müssen Implantate desinfizieren, das geht nicht mit UV-Licht und auch nicht mit Chemikalien, weil unser Material zu empfindlich ist. Da hoffen wir, dass kaltes Plasma eine Lösung sein kann“, sagt er und setzt dabei auf zukünftig weitere Anwendungsfelder von Plasma. Sein Fachvortrag hielt er über additive Fertigung in der Medizintechnik.

Ein StartUp aus der HAWK heraus ist das 2005 gegründete Unternehmen Cinogy in Duderstadt mit dem Produkt Plasmaderm, das der Physiker und Geschäftsführer Dr. Dirk Wandke dem Plenum vorstellte. Das Medizintechnikunternehmen „zähmt“ Plasma zur Wundheilungsförderung und Keimreduktion am Menschen.

Systeme mit extrem ultravioletten Licht, kurz EUV-Systeme, stellte Dr. Michael von Borstel, Geschäftsführer der Firma Trumpf vor. In dem Familienunternehmen aus Ditzingen wird dieses leistungsstarke Lasersystem sehr erfolgreich in Serie gefertigt.

Vervollständigt wurde der Vortragstag durch die beiden HAWK Professoren Dr. Stephan Wieneke mit dem Schwerpunkt Laser- und Plasma-Hybridtechnologie und Prof. Dr. Christoph Gerhard, der zum Thema „Plasma-Oberflächen-Wechselwirkung“ sprach, und dies in Anlehnung an Wilhelm Busch in Reimform - ähnlich den Streichen von Max und Moritz - vortrug.

Zum Hintergrund:

Die HAWK Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst, möchte mit der Partnerschaft „Plasma for Life“ die Potentiale der Laser- und Plasmatechnologie in den Fachgebieten Oberflächentechnik, Materialbearbeitung, Strahlungsquellen, Fluid-Aufbereitung, und Plasmamedizin für Verfahrens- und Produktinnovationen bündeln und durch transfer- und umsetzungsorientierte Forschung in der Region Südniedersachsen/Nordhessen insbesondere für die Life Sciences nutzbar machen. Sie bündelt hierfür ausgezeichnete Potentiale führender Großunternehmen sowie ausgewählter KMU, Hochschulen und Forschungsinstitute in der benannten Region. Ziel ist, ihre Kompetenzen als forschungsstärkste FH in Deutschland im Bereich der Plasmatechnologien in FuEuI-Projekte in den Kompetenzfeldern:

  • Medizintechnik und Wirkstoffforschung
  • bildgebende Diagnostik
  • Hygiene
  • Therapie
  • Intelligente Plasmen

in die Partnerschaft einzubringen.

Die Forschungsergebnisse fließen durch Schaffung neuer Wertschöpfungsketten in die Verfahren und Prozesse der Industriepartner ein, werden in ergänzenden KMU-Projekten zu Prototypen weiterentwickelt sowie durch Patentanmeldungen, Vergabe von Lizenzen und Publikation direkt verwertet. Damit werden wichtige Beiträge zur Zukunftsaufgabe „Gesundheit und Pflege“ der neuen Hightech-Strategie des BMBF geleistet.