Theaterprojekt für geflüchtete Jugendliche und Studierende lehnt sich an „Kleiner Prinz“ an / Aufführungen am 3. Februar

Publizierungsdatum: 31.01.2017

„Nour, ist hier noch frei?“, HAWK-Dozentin Annli von Alvensleben fragt das braunhaarige Mädchen aus Syrien. „Nein, frag doch Jaaid“, antwortet Nour und zeigt auf den Jungen an ihrer linken Seite. Sie steht in einem Kreis mit 15 geflüchteten Jugendlichen und 15 HAWK-Studierenden der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit im Probenraum des Theaters für Niedersachsen (TfN).

Der Aufwärmkreis ist Teil des Theaterprojektes der Hochschule und des TfN und soll vor allem das Kennenlernen untereinander vereinfachen.  Jeden Mittwoch gehen die Schülerinnen und Schüler der Sprachlernklasse des Scharnhorstgymnasiums nicht in die Schule, sondern ins Theater. Ihr Ziel, das Aufführen eines Theaterstückes vor Publikum.

 

„Das ist wie eine doppelte Probe, hier proben wir auch unsere Sprache“, freut sich der 17-jährige Najaf-Ali Shirmohammad über den spielerischen, freieren Umgang mit seinen Klassenkameraden und den Studierenden. „Der Spaß ist am Größten im Theaterprojekt“, wählt der gebürtige Afghane zwischen den verschiedenen Alternativen Deutsch zu lernen. Im Scheinwerferlicht des TfN werde etwas ganz anderes von den Schülerinnen und Schülern verlangt als in seinem Unterricht, lobt der Lehrer der Sprachlernklasse, Clemens Duelli, das ergänzende Programm. Besonders die spontanen Redebeiträge brächten einen enormen Sprachgewinn.

„Die Gruppe hatte große Lust, eine Liebesgeschichte zu spielen, aber auch die Fremdheit in Deutschland zu thematisieren“, erzählt Annli von Alvensleben über den Entstehungsprozess des Aufführungsinhalts. Gemeinsam mit Theaterpädagogin Bettina Braun vom TfN schlug sie daher – in Anlehnung an den „Kleinen Prinzen“ von Antoine de Saint-Exupéry – den Namen des Stückes „Prince & Rosie“  vor und legte damit die Rahmenhandlung fest. Auf dem Planeten der Könige, der Eitlen und der Bürokratie macht die Hauptfigur lebensnahe Erfahrungen und beendet ihre Reise beim Speed-Dating auf der Erde.  

Die Schlüsselszenen zu den einzelnen Planeten entstehen in Improvisationsaufgaben und kleinen Diskussionsrunden. Hier erzählen die Studierenden und die Jugendlichen über ihre Erfahrungen zu den verschiedenen Themen. „Dadurch habe ich gelernt, auf Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft offener zu zugehen“, sagt Nils Campe, der im Bachelor Soziale Arbeit studiert. „Es ist wichtig, dass die Studierenden sehen, dass man auch ohne großes Sprachvermögen sehr viel miteinander anfangen kann“, so Annli von Alvensleben – gerade im Hinblick auf die spätere Berufstätigkeit im Bereich der Sozialen Arbeit. „Bei dieser Gruppe ist besonders schön, dass auch einige Studierende mit Migrationshintergrund teilnehmen, das zeigt den Jugendlichen neue Perspektiven auf“, ergänzt Bettina Braun.

Sollte die Sprachbarriere doch einmal zu hoch sein, gerade bei den neu Angekommenen, hilft eine Dolmetscherin weiter oder auch die HAWK-Studentin Sevban Efe. „Das Dolmetschen macht mir Spaß, außerdem bin ich viel selbstbewusster durch die Theaterarbeit geworden“, erzählt sie. Ein weiterer wichtiger Aspekt, der gerade in ihrem Berufsfeld wichtig ist: das öffentliche Präsentieren vor Publikum oder Klientinnen und Klienten.

Die Aufführung

Das Stück wird am Freitag, 3. Februar 2017, um 12 Uhr sowie um 14 Uhr auf der Probebühne 2 aufgeführt. Einlass ist über die Pforte  (neben dem Service-Center) des TfN. Der Eintritt ist frei.