HAWK-Forschungsprojekt MIGOEK veröffentlicht Videoportraits von Unternehmer/innen

Publizierungsdatum: 28.01.2019

Migrant/inn/en gründen häufiger Unternehmen als andere Menschen. Damit können sie besonders in ländlichen und strukturschwachen Regionen einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung leisten. Doch der Weg in die Selbstständigkeit stellt Jungunternehmer/innen vor vielfältige Herausforderungen: Finanzen, Bürokratie und das Erstellen des Businessplans bereiten oft Schwierigkeiten. Das gilt besonders für Gründer/innen mit Migrationshintergrund. Sie wissen häufig wenig von Beratungsangeboten, Berufsverbänden und Netzwerken, die Unterstützung bieten können.

Das HAWK-Forschungsprojekt Migrantische Ökonomie für ländliche Kommunen (MIGOEK) setzt bei diesem Problem an. Die Wissenschaftler/innen des Projekts möchten herausfinden, wie Gründer/innen mit Migrationshintergrund besser in die bestehenden Unterstützungsangebote einbezogen werden können.

 

Dafür betrachteten sie die Ausgangslage in den Landkreisen Holzminden, Cloppenburg und dem Werra-Meißner-Kreis und entwickelten neue Konzepte zur Beratung von Gründer/inne/n. Aktuell werden diese Konzepte erprobt und weiterentwickelt. Unter anderem stellten die Forscher/innen fest, dass die Wirtschaftsförderungen, Verwaltungen und Wirtschaftsorganisationen ihre interkulturelle Kompetenz weiter ausbauen können. Dazu wurden bereits Workshops und Informationsveranstaltungen angeboten, z um Beispiel Treffen für Mitarbeiter/innen der Wirtschaftsförderungen und Veranstaltungen für Gründungsinteressierte.

Bei ihrer Recherche haben die Forscher/innen unter anderem Gründer/innen mit Migrationshintergrund zu ihren Erfahrungen befragt. Dabei sind sie auf Erfolgsgeschichten von Migrant/inn/en gestoßen, die mit oder ohne Unterstützung ihr eigenes Unternehmen aufgebaut haben.

Eine von ihnen ist Irina Leinweber. Als sie 1994 nach Deutschland kam, konnte sie nur wenig Deutsch und hatte keine Berufsausbildung. Heute führt sie erfolgreich ihren eigenen Friseursalon und hat vor kurzem noch ein Kosmetikstudio eröffnet. Ihr Erfolg ist kein Zufall, denn die gebürtige Russin hat viel Ehrgeiz mit in ihre neue Heimat gebracht. Zehn Jahre nach ihrer Ankunft in Deutschland hatte sie ihren Meisterbrief in der Tasche und übernahm ihren Ausbildungsbetrieb. „Ich hatte auch einen gewissen Respekt und Angst, ob ich das alles schaffe“, erinnert sie sich heute. „Aber man wächst mit seinen Aufgaben.“

Um die Erfahrungen von Irina Leinweber und anderen Unternehmer/inne/n auch öffentlich zu teilen, stellen sieben Gründer/innen ihre persönlichen Erfolgsgeschichten in Videos vor. Vom Skateshop-Inhaber über eine Pflegedienstleiterin bis zum Telekommunikationsunternehmer sind unterschiedlichste Branchen und Biografien vertreten. Sie erzählen in den Videos von ihren Wegen in die Selbstständigkeit und geben Tipps für zukünftige Gründer/innen. Die Portraitierten berichten offen über Herausforderungen, Rückschläge und über ihre ganz persönlichen Erfolgsrezepte. Dabei geht es auch um die eigene Migrationsgeschichte und die besonderen Herausforderungen als Gründer/in mit ausländischen Wurzeln in Deutschland. Diese positiven Beispiele sollen auch anderen gründungsinteressierten Menschen mit Migrationshintergrund Mut machen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen.

Das Verbundprojekt wird in Zusammenarbeit der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen mit den Landkreisen Holzminden, Cloppenburg und dem Werra-Meißner-Kreis durchgeführt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Vorhaben im Rahmenprogramm Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA), Fördermaßnahme „Kommunen innovativ“ seit dem 1. April 2017 für drei Jahre mit rund 450.000 Euro. Die Projektarbeit im Landkreis Holzminden wird von Julia Yildiz, im Werra-Meißner-Kreis von Sarah Metz und im Landkreis Cloppenburg von Lukas Thöle durchgeführt. Die Projektleitung an der HAWK nehmen Prof. Dr. Leonie Wagner und Prof. Dr. Jörg Lahner wahr, Projektkoordinator/inn/en sind Dr. Anke Kaschlik und Mehmet Fatih Rüzgar.

 

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