Fakultät Gestaltung der HAWK vertieft Kooperation mit der Universidad Pontificia Bolivariana in MedellÍn

Publizierungsdatum: 16.01.2017

Die Möglichkeit für Studierende, an der HAWK im Bereich Gestaltung neben dem deutschen Bachelor- oder Master auch einen kolumbianischen Studienabschluss zu erhalten, rückt in immer greifbarere Nähe. Dozenten stellten diese Möglichkeit vor kurzem während der Veranstaltung „Design am Mittwoch“ auf dem Weinberg-Campus vor, und präsentierten auch Kolumbien als Land und Kultur vor zahlreichen Zuschauer/innen, darunter viele Studierende.

Ziel ist es, jährlich jeweils vier Studierenden der HAWK und vier Studierenden der UPB in Medellín den Doppelabschluss zu ermöglichen. Zwei Studierende der HAWK sind derzeit in Kolumbien. Bereits seit einigen Jahren gibt es gute Verbindungen zur Universidad Pontificia Bolivariana (UPB) in Medellín sowie der Universidad El Bosque in Bogotá. In Letzterer hielt Prof. Dr. Sabine Foraita einen Vortrag über  „Designforschungsmethoden“ im Rahmen einer Konferenz über „Creative Industries“.

 

„Ich denke, dass sich mit dem Wechsel in ein völlig anderes kulturelles Umfeld auch noch mal der Blick auf Design verändern kann“, sagt Prof. Dr. Foraita über die Chancen eines Studienaufenthaltes  in Kolumbien. Darüber hinaus sei es auch ein großer Zugewinn, wenn man später eine Weltsprache wie Spanisch sprechen und als Designer/in eine neue Form der gestalterischen Auseinandersetzung in der anderen Kultur leben könne.

„Die Absicht ist, den Studierenden die Möglichkeit zu eröffnen, im Berufsleben mit zwei Sprachen und zwei Kulturen an den Start zu gehen, um auf beiden Kontinenten in ihren Job einzusteigen“, so Prof. Markus Schlegel, Studiendekan BA der Fakultät. Auf der anderen Seite könnten so aber auch Agenturen und die Wirtschaft von Absolvent/inn/en profitieren, die verstehen, wie Märkte in den Bereichen Advertising, Gestaltung und Produktdesign global funktionieren.

Herausfordernd sei es, die beiden unterschiedlichen Studiensysteme - deutscher Bachelor- und Masterabschluss sowie ein zehnsemestriges Vollstudium in Kolumbien - unter einen Hut zu bekommen. „Es hängt natürlich auch viel vom guten Willen auf beiden Seiten ab, jeweils Zugeständnisse zu machen“, so Schlegel. Man habe aber einen guten Kompromiss finden können.

Einige Hürden müssen dabei noch überwunden werden: Diese Qualifikationsmöglichkeit müsse an der HAWK auf jeden Fall noch bekannter gemacht werden, sagt Schlegel. Hinzu komme die Notwendigkeit, Spanisch zu lernen und auch gut sprechen zu können. Etliche Studierende hätten dennoch schon Interesse gezeigt, die Nachfrage aus Kolumbien sei indes viel höher. Viele kolumbianische Studierende haben die Deutsche Schule in Medellín besucht und würden bereits sehr gut deutsch sprechen.

„Die Verträge für den Doppelabschluß sind unterschriftsreif“, sagt Prof. Andreas Schulz, Dozent für Produktdesign an der HAWK. Er war zeitgleich zusammen mit Prof. Dr. Foraita in Kolumbien, besuchte aber die UPB in Medellín. Er habe dort viele neue Kontakte geknüpft und mit den Dozent/inn/en vor Ort die Möglichkeiten ausgelotet, wie das Doppelstudium organisiert und auch inhaltlich auf die beiden Hochschulen abgestimmt werden könne. Zusammen mit Karen Suarez Acevedo, Mitarbeiterin für Internationales an der HAWK, die Schulz begleitete, verschaffte er sich bei seinem ersten Besuch in Kolumbien einen guten Eindruck von Land und Kultur.

Auch wenn es natürlich viele sichtbare Unterschiede gebe, so sei man in Ausstattung und auch Verständnis von Design doch auf einem vergleichbaren Niveau. Die soziale und gesellschaftliche Relevanz von Design sei dort stark im Fokus -  vielleicht stärker als in Deutschland, meint Schulz: „Wir haben hier viel zu tun, aber dort gibt es richtig viel zu tun.“  Alles was Gesundheit, Wohnung und Ernährung betreffe, sei im Aufbau. Um auch die inhaltliche Zusammenarbeit miteinander zu vertiefen, initiierte Schulz das Projekt einer 30-Dollar-Waschmaschine, die ohne Strom funktionieren soll. In einem Projektsemester an der HAWK arbeiten Studierende zurzeit in vier Teams an Vorschlägen für mögliche Prototypen. Diese stellen sie dann in einem Onlineworkshop am Ende des Wintersemesters den Kolleg/inn/en und Kommiliton/inn/en in Kolumbien vor, und übergeben sie dann zur Weiterentwicklung.

Die Idee kam Schulz, als er einen Mann mit einer auf dem Rücken geschnallten Waschmaschine beobachtete, der die steilen Hänge Medellíns in die ärmeren Wohngebiete hinaufstieg. Auf Nachfrage erfuhr er, dass dieser Mann seine Maschine gegen Geld an Haushalte verleiht, die sich keine eigene Maschine leisten können. Waschen sei aber ein großes Thema bei Kolumbianern, die sehr großen Wert auf Hygiene und saubere Kleidung legen, erfuhr Schulz weiter.

„Es ist ein sehr optimistisches Volk“, resümiert Schulz, dies gelte vor allem im Hinblick auf die momentane innere, politische Entwicklung und dem sehr kontrovers bewerteten Friedensabkommen mit der FARC. Ein Thema, was zu dem Zeitpunkt auch innerhalb der Universität intensiv diskutiert wurde. Einig sei man sich aber gewesen, dass es eine gute Lösung für die Zukunft geben müsse, nicht zuletzt auch für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Weiterentwicklung des Landes.